
Gelesen: 09. – 14.11.2023 (netto 329 Seiten).
Aus dem Amerikanischen von Andrea Stumpf.
William Boyle schreibt großartige Bücher über seine Heimat Brooklyn. Einfach nur großartig! Die Washington Post hat das ganz schlicht auf einen passenden Nenner gebracht:
The Washington Post noted that Boyle "tries to write about how bad people can do good things and good people can do bad things."
Und in diesem Spannungsfeld bleibt er bei vergleichsweise kleinen Geschichten. In “Shoot The Moonlight Out” treiben die konzentrischen Kreise eines Steinwurfes ins Wasser auf eine Handvoll Menschen aus dem Viertel zu und versenken vier von ihnen.
Allerdings hat der Stein da schon moralischen Ballast zu tragen: Zwei gelangweilte Jungs, so 12 bis 13 Jahre alt, verbringen ihre Zeit mit allerlei Blödsinn am Rande einer Mall. An einer Freeway Auffahrt. Und kommen auf die coole Idee Steine auf Autos zu werfen … als sie endlich treffen treffen sie ins offene Fenster der 19 jährigen Amelia Cornacchia. Und die stirbt.
Was beide nicht ahnen: Der Vater von Amelia arbeitet im Viertel als Problemlöser der einfachen Leute. Im Angebot: Endgültige Lösungen. Er bleibt nämlich beim Killen ganz kalt, für ihn ist das moralisch kein Problem.
Fast Forward von 1996 in den Sommer 2001: Die konzentrischen Kreise des Steines treffen auf Land, die Wellen brechen und William Boyle packt ganz großartige Charaktere in die Story, die natürlich auf einen Showdown zwischen dem Vater von Amelia und … pssst!
Und neben einer spannenden Story die auf einen Höhepunkt hinzielt bleibt William Boyle auch noch Zeit für großartige Details:
William Boyle - Shoot The Moonlight Out (c) Polar Verlag 2023)
William Boyle Welt ist klar und lebendig, Brooklyn ein Ort der er im Detail kennt. Er ist in der Lage, das Durcheinander des Lebens mit der Schärfe eines gnadenlosen Realisten einzufangen. Dabei formt er dieses Durcheinander so, dass die Geschichte auf einen Höhepunkt resp. Showdown zeigt der alles auflöst.
Ganz großes Kopfkino. Und die Menschen? Sind am Ende glücklich:
Lily kipt ihren Wiskey. Nach allem, was sie gesehen und erfahren hat, mag es falsch sein, glücklich zu sein, aber das ist ihre egal. Sie lässt Schuldgefühle Schuldgefühle sein, schenkt nach und findet es okay, dass sie sich so fühlt. (William Boyle - Shoot The Moonlight Out (c) Polar Verlag 2023)
Perfekt!
Soundtrack dazu: Joe Coffee – Shoot The Moon (And All Who Live There), was sonst?
PS: Und William Boyle so?
PPS: Beautiful and save, anyone?
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