Gelesen: 28. – 30.05.2023 (netto 352 Seiten).
Aus dem australischen Englisch von Sven Koch.
Öfter mal eine neue Schublade, diese hier wird mit dem Aufkleber Outback Noir versehen, keine Ahnung warum das so sein muss. Aber passen tut das Buch 110% zur Constable Hirschhausen Serie von Garry Disher (der eine eigene Schublade verpasst bekommen hat mit Rural Noir drauf – Noir my ass!).
Wenn wir die Label beiseite lassen dann bekommen wir ein sehr dichtes Buch über ein hochaktuelles Thema: Ein Land (hier Australien) versucht Immigranten respektive Flüchtlinge …. ja was eigentlich? Abzuschrecken durch Schrecken?
Zitat Amnesty International:
It is obvious that the prolonged periods of detention, characterised by frustration and insecurity, are doing further damage to individuals who have fled grave human rights abuses. The detention policy has failed as a deterrent and succeeded only as punishment. How much longer will children and their families be punished for seeking safety from persecution? Quelle (von 2002 bereits)
Detective Sergeant Giorgios “George” Manolis wird in die Kleinstadt Cobb geschickt, wo eine junge und beliebte Lehrerin ermordet wurde. Der beinharte Einstieg in das Buch zeigt uns den Mord – eine Steinigung.
George wird nach Cobb geschickt weil es vor Ort nur einen kleinen, unterbesetzten und wohl auch unterbemittelten (in allen Belangen) Polizeiposten gibt. Und ein Internierungslager für illegale Ausländer respektive Eingereiste respektive Flüchtlinge. Und während George die Stadt seiner Jugend als einen Ort des Familienglücks (seine Eltern betrieben eine Milchbar) erinnert ist die Realität härter:
Suff und Elend, sowohl bei den Aborigines als auch bei den Weißen. Blackfella and Whitefella united sozusagen, vor allem im Elend. Die Blackfellas saufen, die Whitefellas halten sich an Meth. Und die Regierung hat versprochen das das Internierungslager Geld und Arbeit bringt. Pustekuchen, die Jobs im Lager erhalten Zeitarbeiter von Außerhalb, die wochenweise Dienst schieben.
Und mittendrin eine Steinigung. Die Blackfellas interessiert das nicht, die Whitefellas sind sicher das es Muslims aus dem Internierungslager waren – die Steinigen ja immer.
Peter Papathanasiou nimmt sich viel Zeit die Geschichte zu entwickeln und schält dabei ziemlich genau zum Kern: Die, die heute auf die Flüchtlinge zeigen und runtergucken, waren früher selber welche. Oder Sträflinge. Dabei hält er die Story bis zum Ende spannend und offen, die Lösung des Falles kommt fast nebenbei und überraschend, aus jeder Blickrichtung.
Vielleicht ein wenig lang, aber trotzdem eine gute und spannende Story vor einem durch-und-durch elendigem Setting: Australien, Hitze im Outback, Rassismus und eine verkackte Flüchtlingspolitik. Und jedem Menge Roos.
Soundtrack dazu: The Chats – Heatstroke, was sonst?
PS: Und Peter so?