
Gelesen: 17. – 21.07.2019, netto 343 Seiten
Wo Adrian McKinty die Gewalt in Nordirland mit viel schwarzem Humor abtönt kommt John Steele mit nichts als der ungeschönten Wahrheit daher: Gewalt, Gewalt und nochmal Gewalt.
Spannend ist dabei das Steele, der Belfast Mitte der 90er verlassen hat, dieses Buch eigentlich für seine Tochter geschrieben hat (nachdem er zuerst in den US of A und danach in Japan gelebt hat), die 2014 in England zur Welt kam. Er wollte seiner Tochter das Belfast zeigen, das ihn vertrieben hat – ein ziemlich heftiges Kinderbuch!
Es sind zwei Geschichten mit einem Akteur: Jackie Steele, harter Kerl der East Belfast Brigade der UDA (Ulster Defence Association), muss zweimal abhauen. Einmal 1993, nachdem ihm andere Paramilitärs umbringen wollten und das ganze in einem Blutband endete (in dem seine “Leiche” gefunden wurde).
Und dann nochmal über 20 Jahre später, als er nach Belfast wegen der Beerdigung seines Vater zurückkommt. Und muss wieder abhauen, da seine alten Kumpane jetzt wollen, das er für sie mordet.
Beide Erzählstränge geben dabei sehr geschickt immer nur die Informationen frei, die auch im anderen Strang passen. Und so rennt die Geschichte auf ein wunderbar gewalttätiges Finale hin – immer angetrieben vom Hass der Provos, dem Hass der RUC, dem Hass der IRA und … dem Wahnsinn des MI5. Oder auch nicht.
Wenig ist wie es scheint, die einzige Ordnung ist die harte Hand der vielen Splittergruppen. Diese haben nach dem Karfreitagsabkommen 1998 die militärische Ordnung beibehalten und machen ihre Geschäfte jetzt mit Frauen, Drogen und Erpressung.
Nur Jackie hat keinen Bock mehr darauf und wird vom vermeintlichen Mörder zum echten Mörder.
Eine ganz wunderbare Parforcejagd, immer vor und zurück zwischen 1993 und den 2000ern und bis zum Ende spannend. Und wer gewinnt? Die, die immer gewinnen und die Spielfiguren hin- und herschieben.
Toll! Und übersetzt von Robert Brack, ein Qualitätsmerkmal!
Soundtrack dazu: Bleeding Rectum – Drug War, was sonst?
PS: John Steele hat in seinem Leben schon eine ganze Menge gemacht, unter anderem auch in einer Post Rock Band Schlagzeug gespielt. Die Mu-sick passt aber so gar nicht zum Buch.
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