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Frank Göhre – Harter Fall (Culturbooks, 2023)

Gelesen: 15.03.2024 (netto 153 Seiten)

Wie schon Die Stadt, Das Geld Und Der Tod ist dieses kleine aber feine Buch mehr eine Skizzensammlung (oder auch Drehbuch Idee) als ein ausgewachsener Roman.

Hamburg, Winter 1978/1979. Aufhänger ist einmal der Film The Harder They Come (1972), der 1977 in Europa veröffentlicht wurde und und zum anderen eine tote junge Frau am Stadtpark.

Der Film gibt dabei die Referenz für Kiez, Drogen und den Sehnsuchtsort Jamaika. Die Tote dient als Einblick in die, damals fest in konservativer sozialdemokratischer Hand, Stadtgesellschaft.

Dazu bringt Frank Göhre dann noch einen klugen und authentischen Blick auf die damalige Jugendkultur, angetrieben durch die NDR Sendung “Der Club”. Und auf die Szenerie rund um das Chikago, das auch als Konzertstätte diente.

Die einzelnen Handlungsstränge werden dabei elegant und klug verknüpft, das es aus jeder Szene mindestens eine Person gibt, die eine Überschneidung mit einer anderen hat. So bringt Frank Göhre dann auch ohne dabei dick aufzutragen die RAF mit unter. Die war auch in der Stadt.

Alles, aber auch alles, ist dabei für jemanden wie mich (der damals als Teenager die Stadt und den Kiez sowie die Musik erkundete) voll realistisch – einzig die Namen sind geändert.

Und auch das ist realistisch:

( (c) Culturbooks 2023)

Schon erstaunlich wie gut Frank Göhre das Feeling der Stadt damals hinbekommt. Er ist nämlich erst 1981 nach Hamburg gezogen. Einmal aber liegt er falsch: Das Elysee Hotel darf nicht vorkommen, das wurde 1983-1984 gebaut und 1985 eröffnet.

Ein ganz wunderbares Buch, eine ganz sanfte Gangsterballade aus einer Zeit wo es noch nicht um Kopf- und Kragen ging. Sondern um kleine und große Fluchten aus einer kalten Welt.

Soundtrack dazu: Hermann’s Orgie – Hamburg, was sonst?

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