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Jasoer Fforde – Rot (Eichborn, 2024)

Gelesen: 29.02. – 07.03.2024 (netto 496 Seiten)

Übersetzung aus dem britischen Englisch von André Mumot.

Da hat sich Jasper Fforde ziemlich viel Zeit gelassen: 2009 veröffentlichte er den ersten Teil der Farben Trilogie (Grau), erst jetzt kommt die Fortsetzung mit Rot (im Original etwas besser “Red Side Story”).

Zu schön, Eddie und Jane sind zurück. Und mit ihnen das wunderbare Paralleluniversum von Chromatacia, einer alternativen Version des Vereinigten Königreichs, bei der die soziale Klasse durch die Fähigkeit einer Person, Farbe wahrzunehmen, bestimmt wird.

Es gibt die Grauen – Arbeitssklaven. Es gibt die Roten – die zweitniedrigste Kaste. Und ganz oben die Purpurnen, die Chefs. Die Präfekten. Alles richtet sich nach den Regeln des Schöpfers, nach Munsell. Die Regeln sind dabei teilweise sinnfrei, lustig oder aber machtbewahrend. Und einige frei erfunden. Um zu strafen.

Und das Leben selbst? Wahlfrei!

( (c) Eichborn Verlag, 2024)

Dazu gibt es Technologien, die ehr schräg sind und dazu dienen mit den Regeln im Einklang zu sein. Die Technologien der “Gestrigen” finden sich hin und wieder auch, dürfen aber nicht mehr benutzt werden. Oder werden nicht mehr verstanden.

Eddie und Jane gehören den Farben Rot und Grün an: Sie dürfen nicht heiraten und warten nun auf den Prozess wegen eines Mordes, den sie in Grau nicht begangen haben. Niemand darf die vielen strengen Regeln in Frage stellen, und seien sie noch so absurd. Aber Eddie und Jane sind verliebt, klug und neugierig und bereit, jedes Risiko einzugehen, um die Wahrheit über ihre Welt herauszufinden und um die Regeln in Frage zu stellen.

Und Stück für Stück erarbeiten sie sich Wahrheiten, die sie – im Gegensatz zum Leser – aber nicht wirklich verstehen. Der Leser aber, quasi dank seiner Zugehörigkeit zu den Gestrigen, ahnt in welche Richtung das geht.

Und da Eddie und Jane nicht aufgeben, obwohl zum Beispiel ihr Dorf wegen ihnen komplett ausgelöscht wird, kommen sie am Ende …

… wird nicht verraten.

Nur soviel: Jasper Fforde bekommt ein perfektes alternatives, phantastisches und hoffnungsvolles Brexit hin. Plus eine dystopische Zukunft für die Erde (mit einer klitzekleinen Referenz an Per Anhalter Durch Die Galaxis). Und einen perfekten Schlußsatz:

"Oh, schöne, neue Welt", flüstert sie mir ins Ohr, "die solche Farben trägt."

Ein unfassbar tolles Buch für ein phantastische Kopfkinoerlebnis. Wie schon für Grau gilt:

Wer sich für Parelleluniversen begeistern kann und mit verschobener Realität klarkommt – für den ist dieses Buch – ja – ein muß! Lesen!

Dem ist nichts hinzuzufügen. Außer: Wann kommt der letzte Teil der Trilogie? Und wird er einen Farbnamen haben (ich glaube nicht)?

Soundtrack dazu: The Crash Landings – Colour Of The Collar, was sonst?

PS: Und so viele tolle Referenzen!

Albert Henry Munsell, Erfinder des Munsell Farb-Systems. Shinobu Ishihara, Erfinder des Ishihara Farbwahrnehmungstests. Und natürlich der HSV Farbraum.

There is no light or colour as a fact in external nature. There is merely motion of material. ... When the light enters your eyes and falls on the retina, there is motion of material. Then your nerves are affected and your brain is affected, and again this is merely motion of material. ... The mind, in apprehending, experiences sensations which, properly speaking, are qualities of the mind alone.

(Alfred North Whitehead on the subject of colour)

Love it, love it to the max!

PPS: Grau war 2011 das 869te Buch in meiner Sammlung, Rot ist das 1.689te – das kann keine Zufall sein. Und 820 Bücher in 13 Jahren, not bad.

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