Tag: Edition Nautilus

  • Bücher, schnell gelesen: 1.739

    Bücher, schnell gelesen: 1.739

    Jake Lamar – Das Schwarze Chamälion (Edition Nautilus, 2024)

    Gelesen: 11. – 18.11.2024 (netto 313 Seiten plus ein großartiges Nachwort von Robert Brack)

    Aus dem Englischen von Robert Brack.

    Das Buch ist im Original von 2001, ließt sich aber sehr aktuell. Unter anderem auch weil es einen Einblick in das Universitäre Leben an einer Universität gibt das – aufgrund der Themen – eigentlich fast schon eine korrekte Vorhersage der Zukunft ist.

    Es geht um schwarze Identitätspolitik, es geht um Postkoloniale Studien, es geht #MeToo und es geht auch um Black Lives Matter. Und in einem weiten Bogen nimmt es auch noch Black Panther, FBI und Cointelpro.

    Und das ganze mit einem Hauptdarsteller, Dozent Clay Robinette, der extrem menschlich rüberkommt und perfekt das ganze Chaos moderiert: Sein Kollege Professor Reggie Brogus, ein ehemaliger Black Panther der jetzt extrem reaktionäre und kapitalistische Positionen einnimmt, bitte um Hilfe – in seinem Büro liegt eine Leiche. Weiblich. Weiß.

    Das Buch ist sowohl ein klassischer whodunit? mit ein paar realistischen falschen Fährten als auch eine Satire auf die Kultur (sowohl auf der Studenten als auch Professoren Seite) an amerikanischen Universitäten.

    Und, auch das ist fast hellseherisch, auch jemand wie Clarance Thomas hat hier eine Rolle.

    Manchmal schwer zu lesen, manchmal extrem lustig. Und voller Referenzen.

    Ach ja, der whodunit? wird natürlich auch aufgeklärt und das Ende, ja, das Ende ist cool. Weil es so echt klingt. Weil es keinen Gewinner gibt, auch nicht Clay.

    Und offensichtlich in den US of A völlig vergessen, unter anderem auch weil der Autor seit 1993 in Paris lebt.

    Klasse Buch!

    Soundtrack dazu: Pure Hell – No Rules, was sonst?

  • Bücher, schnell gelesen: 1.717

    Bücher, schnell gelesen: 1.717

    Sean McGuffin – Der Hund (Edition Nautilus, 1989)

    Gelesen: 20. – 24.07.2024 (netto 192 Seiten)

    Aus dem Englischen von Jürgen Schneider.

    Hach, was für ein Klasse Buch. Noch dazu mit Irland respektive Nordirland Bezug. Troubles.

    Und das Beste: Ein aufmerksamer Mitleser auf diesem Blog hat das als Überraschungsgeschenk geschickt. In der Hoffnung das es passt. Und ja, das passt.

    Danke Knut!

    Und er hat mir damit die Aufgabe verpasst zumindest einmal seine anderen beiden Bücher bei der Edition Nautilus zu ordern. Go!

    Das Buch ist bei der Edition Nautilus 1989 als Erstveröffentlichung erschienen, ich schätze mal für seinen knallharten Anti-England und pro-IRA Thriller resp. Slasher hat sich einfach kein englischsprachiger Verlag gefunden. Das mir vermachte Exemplar ist die 2. Auflage von 1997.

    Sean McGuffin wurde im August 1971 interniert und war – soweit ich im Internet (damn internet – never forgets) lesen konnte – ein begabter und völlig undisziplinierter Schriftsteller, der die Pedanterie der Struktur und alle Beschränkungen des Geschmacks vermied. Nach seiner Internierung durch die britische Armee verpisste er sich 1981 nach Amerika und arbeitete dort als Anwalt. 1998 kehrte er nach Derry zurück, dort starb er am 28. April 2002.

    Und seine Zeit in Amerika hat dann sicher auch diese Blüte erzeugt:

    ( (c) 1989 Edition Nautilus)

    Das Buch ist ziemlich genau eine wahnwitzige Story: Ein alter IRA Kempe (“Der Hund”) instruiert einen Haufen Kämpfer und Schläfer einen Haufen Anschläge durchzuführen, natürlich alle Erfolgreich.

    Das ganze wird launig, mit geradezu lustigen Dialogen, in Szene gesetzt und so wie Sean McGuffin schreibt kann ich ziemlich sicher sein das er ein genauer Kenner der Geschichte Irlands, irischer Mythen und der IRA ist. Und all das Wissen baut er in die Story ein, ohne das der launige Parforceritt der Freiheitskämpfer (oder Terroristen) getrübt wird.

    Dazu jede Menge plastische Kills. Und Helden die Sterben.

    Am Ende aber wird klar das Sean McGuffin eigentlich nicht so richtig “Einseitig” ist: Das ganze Buch ist zwar von unversöhnlicher Abneigung gegenüber den Engländern geprägt aber auch von einer gewissen Bitternis. Und diese Bitternis umfasst auch das “Management” der IRA und deren Entscheidungen.

    Ein weiteres großartiges Buch über die Troubles!

    Soundtrack dazu: Stiff Little Fingers – Straw Dogs, was sonst?

  • Bücher, schnell gelesen: 1.706

    Bücher, schnell gelesen: 1.706

    Adam Morris – Bird (Edition Nautilus, 2024)

    Gelesen: 12. – 18.05.2024 (netto 294 Seiten)

    Aus dem Englischen von der wunderbaren Conny Lösch (ein Qualitätsmerkmal).

    Wau, was für ein cooler Knast Thriller. Und dabei einer, der ohne jede Genre-typische Spannung auskommt. Ohne ermittelnde Polizisten (zumindest weitgehend).

    Letztendlich sehen wir das Knastleben von Carson, einem jungen Noogar Aboriginal, aus der Sicht von vielen. Das Elend im Australischen Gefängnissystems. +

    Passt perfekt zu Steinigung von Peter Papathanasiou, wo das Elend von außen zu sehen war. Jetzt geht es rein in den Knast.

    Ein bunter Reigen von Beobachtern gibt sich die Ehre: Diejenigen die weiß sind, lügen sich meist selbst in die Tasche (und negieren den Betriebs- respektive Systembedingten Rassismus). Rassen und Klassenunterschiede sehen nur die, die auf der anderen Seite sind. Und selbst die sind froh, wenn es noch jemanden zum draufhauen gibt.

    Und am Ende all dieser Facetten gibt es natürlich kein Happy End. Da spricht sowieso jede Statistik dagegen…

    Bereits 1991 hatte die „Royal Commission into Aboriginal Deaths in Custody“ – die höchste, von lokalen Gegebenheiten weitgehend unbeeinflusste Untersuchungsinstitution Australiens – für einen Zeitraum von zehn Jahren neunundneunzig Todesfälle untersucht und war zu dem Schluss gekommen: „Wenn Weiße in Polizeigewahrsam im selben Verhältnis gestorben wären … hätten wir es mit fast 9.000 Toten zu tun.“ 
    
    Alf Mayer im Culturmag.
    

    Nüchtern, lakonisch und ein schlichte aber extem überzeugende Anklage.

    Soundtrack dazu: Creeping Jesus – Death Is Common, was sonst?

    PS: Mehr dazu hier!