Tag: Polar Verlag

  • Bücher, schnell gelesen: 1.686

    Bücher, schnell gelesen: 1.686

    Samuel W. Gailey – Die Schuld (Polar Verlag, 2024)

    Gelesen: 13. – 19.02.2024 (netto 293 Seiten)

    Aus dem Amerikanischen von Andrea Stumpf.

    Es ist erst Februar und schon ein erster Kandidat für “Best Read 2024“…

    Ein perfektes Jugendbuch. Schade das es wohl nie auf dem Stundenplan für 15-16 Jährige steht. Dabei gibt es doch so viel über Schuld, Schuldgefühle, Flucht und Freiheit (die harte Arbeit ist) zu lernen.

    Hallo Alice!

    Schuldgefühle können tödlich sein und bringen die 15-jährige Alice O’Farrell fast um, nachdem ihr kleiner Bruder versehentlich in ihrer Obhut gestorben ist. Sie sollte doch “nur” auf den Rabauken aufpassen.

    Trauer und Verzweiflung bilden eine giftige Mischung, die sich in ihrer Welt und zwischen ihr und ihrer Mutter ausbreitet. Woraufhin sie ziellos flüchtet. Wegrennt..

    Da Selbstzweifel und Selbstvorwürfe sie quälen, betäubt sie sich mit Alkohol. Jeden Tag wegballern. Alle paar Monate Wohnort (ein Auto oder ein abgewarztes Motel) und Job (Bargirl in … Kaschemmen resp. Table Dance Bars) ändern. Sechs Jahre lang und kein Ende in Sicht. Aber dank des Suffs eh egal.

    Eines morgens wacht sie mit einem Kater neben ihrem ehr miesen Boss auf. Der ist leider Tod, Alkohol und Koks … das Herz. Darauf erstmal einen Drink, dann geht es besser. Leider guckt sie sich um und findet eine Tasche voll mit Geld. Wohl Drogengeld. 91k$. Ne Menge Kohle. Die Option für die nächste Flucht.

    Aber es kommt anders. Obwohl sie die Cops ruft. Aber die kommen nur auf den 2ten Platz … das Rennen machen die Jungs die die Kohle einkassieren wollen. Und 10 Minuten später rockt AC/DC den Laden:

    ( (c) Polar Verlag 2024)

    Und dank ihres Suffs und ihrer Streetsmart-Attitüde ist Alice am Leben und zwei Gangster und zwei Cops sind Tod. Und ihr Boss, der bleibt Tod.

    Und dann ist es endlich soweit: Alice hat genug und flieht. Dorthin, wo sie einmal glücklich war. Und der Boss der Gangster hängt sich an ihre Fersen. Und aus einem Road-Movie mit Rückblenden auf Alice’s Chaos nach dem Tod ihres Bruders wird ein harter Abwehrkampf für Alice.

    Samuel W. Gailey schafft es dabei nicht nur zwei großartige Charakter als Gegenpole aufzubauen (mit wirklich coolen Rückblenden in ihre Kindheit) sondern auch richtig gute Nebenfiguren. Die ganze Story hat Tempo, Hand und Fuß. Perfektes Timing. Coole Sprache.

    Das Kopfkino zündet zuverlässig.

    Und Alice? Vergibt sich ihre Schuld und wird eine trockene Killerin. Und weil sie damit nicht die Heldin in einem Schulbuch sein kann wird es wohl tatsächlich nie in einer Schule im Unterricht vorkommen. Schade – das echte Leben ist die beste Lehre.

    Großartiges Buch!

    Soundtrack dazu: Blind Idiot God – Alice In My Fantasies, was sonst?

    PS: Nur echt mit … Book Trailer

    Und im O-Ton:

  • Bücher, schnell gelesen: 1.685

    Bücher, schnell gelesen: 1.685

    Stefán Máni – Abgrund (Polar Verlag, 2023)

    Gelesen: 12.02. (netto 217 Seiten)

    Aus dem Isländischen von Karl-Ludwig Wetzig.

    Ups, das ging jetzt schnell. Und das bei einem Buch das alles andere als ein Krimi, eine Slasher oder eine Pulp/Noir Story ist.

    Der Autor ist Isländer und das Buch spielt in Island. Und beginnt ehr so als Isländisches Märchen, als Mystery mit übernatürlichen Anklängen.

    Wenn man sich aber auf die Story einlässt und den Anti-Helden Sölvi mit offenen Ohren begleitet … dann kommt man drauf das am Ende dieser Story ein Kriminalfall liegt. Und es eigentlich ein Rückwärts erzähltes Buch ist, das dazu noch mit zwei Zeitebenen (1997, 2007) spielt.

    Durch das gesamte Buch zieht sich dabei “Das Böse”, das entweder in Jungsform, Raubtierkapitalismusform oder als Dunkelheit (aka Wetter) erscheint. Und erst am Ende entdeckt Sölvi wie das Böse ihn damals und heute quält (ein paar Logikfehler inklusive).

    Nicht schlecht gemacht und sehr … Isländisch. Passt schon und an einem Abend weggelesen. Aber Obacht – nicht wirklich eine Krimi.

    Soundtrack dazu: Fræbbblarnir – Dauði, was sonst?

    PS: Sölvi kommt aus den Westfjorden … keine weiteren Fragen!

  • Bücher, schnell gelesen: 1.679

    Bücher, schnell gelesen: 1.679

    Doug Johnstone – Eingefroren (Polar Verlag, 2023)

    Gelesen: 07.01. – 08.01.2024 (netto 378 Seiten)

    Aus dem Englischen von Jürgen Bürger.

    Ein mehr als würdiger Nachfolger für Eingeäschert, die Geschichte um die Frauen der Familie Skelf wird nahtlos weitergeführt.

    Am Ende von Eingeäschert hatten Dorothy, Jenny und Hannah jede Menge Ballast – vor allem hinterlassen von und durch Jennys ex-Gatten Craig. Der sitzt in Untersuchungshaft und sein zukünftiger Prozess wirft dunkle Schatten.

    Das Intro zum Buch ist wieder ein ganze feiner Kniff von Doug Johnstone: Die Skelf-Ladies sind ja nicht nur Privatdetektive sondern auch Bestatter und in eine beschauliche Bestattung donnert ein Auto. Verfolgt von einem Polizeiauto. Und landet im Grab, dito der Fahrer. Ein unbekannter Obdachloser killt sich in seiner geklauten rollenden Wohnung. Und hinterlässt einen Einäugigen Hund.

    Und bei Dorothy den Wunsch dem obdach- und namenlosen Jungen ein ordentliches Begräbnis zu verschaffen. Aber dazu müssen sie erstmal einen Namen haben. Und die Suche nach dem Namen (und der Vergangenheit) des Jungen ist er rote Faden im Buch.

    Aber das ist nur das Hintergrundrauschen, vorne haben die drei ganz andere Fälle zu lösen: Dorothy versucht herauszufinden, warum eine ihre Schlagzeugschülerinnen von zuhause abgehauen ist. Jenny versucht zu Ergründen was Craig im Schilde führt (und ob Liam ihre neue Liebe ist). Hannah sucht nach den Gründen, warum eine Professor ihrer Uni sich umgebracht hat (und zwar nachdem er mit ihr über Schrödingers Katze und Quantenunsterblichkeit diskutiert hat).

    Aus kleinen Detektivgeschichten werden große Geschichten, die Doug Johnstone dann am Ende fast schon banal auflöst. Aber das Banale ist fies, bös und gemein. Und das Beschäftigen mit dem Banalen zeigt auch, wie fragil die Band innerhalb der Familie sind, wie Fragil Beziehungen mit einer der Skelf-Frauen sein können.

    Und so zieht es das Buch zum Ende ziemlich heftig nach unten, vor allem auch weil Craig voller Rachephantasien aus dem Knast entkommen ist und Hannah ihm nur einen Finger (und nicht das Leben) genommen hat.

    Cliffhänger. Perfekt, den die Skelf-Serie soll eine Trilogie werden.

    Und der Tote? Hat einen Namen (James Dundas), kommst aus reichem Haus und wurde von seinem Vater (Offizier) verstoßen weil er schwul ist. Das hat ihn so umgehauen, das er Alkohol und Heroin brauchte um sich zu betäuben.

    Und wird würdevoll beerdigt.

    Ein Buch voller starker Frauen, schwarzem Humor und voller existentieller Fragen. Und dem Universum und überhaupt.

    ( (c) Polar Verlag 2023)

    Wird das dritte Buch dann Erlösung für die Skelf Frauen bringen? Doug Johnstone strebt in seinen Büchern nach meinem Gefühl ehr nicht so nach einem einfachen Happy End, daher würde ich nicht darauf wetten. Zumal seine Bücher zeigen, dass Handlungen immer Konsequenzen haben…

    Soundtrack dazu: W.O.R.M. – He Came Across The Universe, was sonst?

    PS: Der Originaltitel ist The Big Chill und passt deutlich besser zur Geschichte (siehe Referenz oben). Der Deutsche Titel und Umschlag passt dagegen besser in die Polar Serie (“Eingeäschert”, “Eingefroren”, … – das dritte Buch ist noch nicht einmal geschrieben). Puh, schwere Entscheidung…

    PPS: Und Doug Johnstone so? Cooler Typ, ctd.