Tag: Polar Verlag

  • Bücher, schnell gelesen: 1.698

    Bücher, schnell gelesen: 1.698

    Ron Corbett – Cape Diamond (Polar Verlag, 2024)

    Gelesen: 20. – 21.04.2024 (netto 299 Seiten)

    Aus dem kanadischen Englisch von Harriet Fricke.

    April und schon ein Kandidat für das Buch des Jahres. Das erste Buch der Frank „Yak“ Yakabuski Reihe war schon ein richtiger Knaller, dieses Buch setzt da nahtlos noch einen drauf.

    Frank ist Senior Detective der Springfield Regional Police Force im einst französischen Norden Kanadas, oben in der Great Devide.

    Im ersten Band war das bestimmende Element die Einsamkeit, im zweiten Band ist das bestimmende Element die Unklarheit.

    Unklar ist, warum zwei rivalisierende Verbrecherbanden (die Irischen Shiner und die fast mystischen Traveller) sich auf einmal wie vor hundert Jahren bekriegen. Warum der Boss der Shiner mit herausgenommenen Augen Tod am Zaun hängt. Warum ein Traveller ebenfalls Tod am Zaun hängt.

    Und warum hat der Boss der Shiner einen Roh-Diamanten im Mund der mehr als eine Million wert ist?

    Yakabuski und sein Team stehen vor einem Rätsel, aber Frank ahnt das er in der Vergangenheit graben muss. Mythen. Seinen Vater – ex-Cop – befragen.

    Parallel dazu taucht ein Figur aus dem ersten Band wieder auf. Und mordet sich von Mexiko aus Richtung Norden. Das aber bekommt Yakabuski nicht mit, da hat der Leser einen kleinen Vorsprung, obwohl auch dieser Teil viel Unklarheit transportiert.

    Ein überaus souverän konstruierter und rübergebrachter Noir Krimi: stark gezeichnete Figuren, eine einsame und düstere Landschaft sowie eine faszinierende und realistische Historie.

    In jedem der Kapitel wird der Leser überrascht. Und aus all diesen Puzzleteilen entsteht die Geschichte der (fiktiven) Stadt Springfield. Eine Stadt mit einer fast schon archaischen Gesellschaft.

    Und dem Gift der Gier.

    Beste Ware und Mega-spannend. So geht ein fesselnder und realistischer Noir. Der am Ende echt cool seine Lösung findet. Und einen Cliffhänger setzt.

    Mehr davon!

    Soundtrack dazu: Doughboys – Diamond Idiot, was sonst?

    PS: Und Ron Corbett so?

  • Bücher, schnell gelesen: 1.686

    Bücher, schnell gelesen: 1.686

    Samuel W. Gailey – Die Schuld (Polar Verlag, 2024)

    Gelesen: 13. – 19.02.2024 (netto 293 Seiten)

    Aus dem Amerikanischen von Andrea Stumpf.

    Es ist erst Februar und schon ein erster Kandidat für “Best Read 2024“…

    Ein perfektes Jugendbuch. Schade das es wohl nie auf dem Stundenplan für 15-16 Jährige steht. Dabei gibt es doch so viel über Schuld, Schuldgefühle, Flucht und Freiheit (die harte Arbeit ist) zu lernen.

    Hallo Alice!

    Schuldgefühle können tödlich sein und bringen die 15-jährige Alice O’Farrell fast um, nachdem ihr kleiner Bruder versehentlich in ihrer Obhut gestorben ist. Sie sollte doch “nur” auf den Rabauken aufpassen.

    Trauer und Verzweiflung bilden eine giftige Mischung, die sich in ihrer Welt und zwischen ihr und ihrer Mutter ausbreitet. Woraufhin sie ziellos flüchtet. Wegrennt..

    Da Selbstzweifel und Selbstvorwürfe sie quälen, betäubt sie sich mit Alkohol. Jeden Tag wegballern. Alle paar Monate Wohnort (ein Auto oder ein abgewarztes Motel) und Job (Bargirl in … Kaschemmen resp. Table Dance Bars) ändern. Sechs Jahre lang und kein Ende in Sicht. Aber dank des Suffs eh egal.

    Eines morgens wacht sie mit einem Kater neben ihrem ehr miesen Boss auf. Der ist leider Tod, Alkohol und Koks … das Herz. Darauf erstmal einen Drink, dann geht es besser. Leider guckt sie sich um und findet eine Tasche voll mit Geld. Wohl Drogengeld. 91k$. Ne Menge Kohle. Die Option für die nächste Flucht.

    Aber es kommt anders. Obwohl sie die Cops ruft. Aber die kommen nur auf den 2ten Platz … das Rennen machen die Jungs die die Kohle einkassieren wollen. Und 10 Minuten später rockt AC/DC den Laden:

    ( (c) Polar Verlag 2024)

    Und dank ihres Suffs und ihrer Streetsmart-Attitüde ist Alice am Leben und zwei Gangster und zwei Cops sind Tod. Und ihr Boss, der bleibt Tod.

    Und dann ist es endlich soweit: Alice hat genug und flieht. Dorthin, wo sie einmal glücklich war. Und der Boss der Gangster hängt sich an ihre Fersen. Und aus einem Road-Movie mit Rückblenden auf Alice’s Chaos nach dem Tod ihres Bruders wird ein harter Abwehrkampf für Alice.

    Samuel W. Gailey schafft es dabei nicht nur zwei großartige Charakter als Gegenpole aufzubauen (mit wirklich coolen Rückblenden in ihre Kindheit) sondern auch richtig gute Nebenfiguren. Die ganze Story hat Tempo, Hand und Fuß. Perfektes Timing. Coole Sprache.

    Das Kopfkino zündet zuverlässig.

    Und Alice? Vergibt sich ihre Schuld und wird eine trockene Killerin. Und weil sie damit nicht die Heldin in einem Schulbuch sein kann wird es wohl tatsächlich nie in einer Schule im Unterricht vorkommen. Schade – das echte Leben ist die beste Lehre.

    Großartiges Buch!

    Soundtrack dazu: Blind Idiot God – Alice In My Fantasies, was sonst?

    PS: Nur echt mit … Book Trailer

    Und im O-Ton:

  • Bücher, schnell gelesen: 1.685

    Bücher, schnell gelesen: 1.685

    Stefán Máni – Abgrund (Polar Verlag, 2023)

    Gelesen: 12.02. (netto 217 Seiten)

    Aus dem Isländischen von Karl-Ludwig Wetzig.

    Ups, das ging jetzt schnell. Und das bei einem Buch das alles andere als ein Krimi, eine Slasher oder eine Pulp/Noir Story ist.

    Der Autor ist Isländer und das Buch spielt in Island. Und beginnt ehr so als Isländisches Märchen, als Mystery mit übernatürlichen Anklängen.

    Wenn man sich aber auf die Story einlässt und den Anti-Helden Sölvi mit offenen Ohren begleitet … dann kommt man drauf das am Ende dieser Story ein Kriminalfall liegt. Und es eigentlich ein Rückwärts erzähltes Buch ist, das dazu noch mit zwei Zeitebenen (1997, 2007) spielt.

    Durch das gesamte Buch zieht sich dabei “Das Böse”, das entweder in Jungsform, Raubtierkapitalismusform oder als Dunkelheit (aka Wetter) erscheint. Und erst am Ende entdeckt Sölvi wie das Böse ihn damals und heute quält (ein paar Logikfehler inklusive).

    Nicht schlecht gemacht und sehr … Isländisch. Passt schon und an einem Abend weggelesen. Aber Obacht – nicht wirklich eine Krimi.

    Soundtrack dazu: Fræbbblarnir – Dauði, was sonst?

    PS: Sölvi kommt aus den Westfjorden … keine weiteren Fragen!