
Gelesen: 19. – 26.04.2023 (netto 381 Seiten).
Aus dem Englischen von Jürgen Bürger.
Adam Lebor ist ein englischer Journalist der seit 1991 als Auslandskorrespondent in Budapest lebt und schreibt: Für Zeitungen aber auch Bücher. Beim Lesen des Buches merkt man ziemlich schnell das er sowohl die Ungarische Politik (und deren Machtzentren) als auch die Stadt und ihre Bewohner im Detail kennt und in Szene setzen kann.
Das Setting ist 2015, zum Höhepunkt der Flüchtlingskrise, als Ungarn versuchte … ja was eigentlich? Die westlichen EU Länder zu erpressen? Die Syrischen Flüchtlinge zu instrumentalisieren? Europa vor den Flüchtlingshorden zu schützen?
Ne, ganz bestimmt nicht. Ungarn dachte zuerst an sich selbst und das in der Form einer korrupten Regierungskaste. Alte Linien, bis zurück zur Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bzw. in den zweiten Weltkrieg.
Die Hauptfigur ist wie die Flüchtlinge ein Aussenseiter: Balthazar Kovác, Kommissar bei der Mordkommission, ist Rom. Gypsy. Zigeuner. Aus Sicht des gemeinen Ungarns ein mit hoher Wahrscheinlichkeit Krimineller (was tatsächlich für seinen Bruder zutrifft). Über einen toten Syrer stolpert er in eine sehr banale Geschichte, die aber immer höher geht und am Ende ein System aufdeckt bei dem die Mächtigen so richtig absahnen.
Mit relativ wenig Tempo geht die Geschichte voran, unter anderem auch weil Adam Lebor sehr viel Wert darauf legt die Stadt, ihre Bewohner, die Historie und die Minderheiten (Roma, Juden, Flüchtlinge aus dem Balkankrieg) zu beschrieben.
Zum Ende hin nimmt die Geschichte Tempo auf und bekommt auch ein wenig mehr Härte: Eine Ministerin, die einen Killer mit dem Absatz ihrer Stilettos um die Ecke bringt ist schon eine echte Show. Obendrauf kommt dann sogar noch etwas von einem internationalem Spionagethriller.
Spannend, interessant im Blick auf Budapest und Ungarn – das manchmal mangelnde Tempo ist zu verschmerzen.
Soundtrack dazu: Stiletto Boys – Throw Me To The Wolves, was sonst?
PS: Das war Budapest 2015…
PPS: Unrealistischer Killer Plot? Nope!
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