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  • Bücher, schnell gelesen: 1.704

    Bücher, schnell gelesen: 1.704

    Louisa Luna – Abgetaucht (Suhrkamp, 2024)

    Gelesen: 06. – 08.05.2024 (netto 446 Seiten)

    Aus dem amerikanischen Englisch von Karin Diemerling.

    Das erste Buch aus der Reihe in Deutsch (das zweite aus der Alice Vega Reihe) war ein ziemlich flotter Kracher, sehr modern und mit fast schon hektischem Tempo.

    Abgetaucht nimmt das Tempo etwas zurück und verlagert den Inhalt tief ins Ur-amerikanische: College Football Legenden vorne, eine miese Suppe aus Hinterwäldler-Nazis und INCEL’s hinten. Tief im Nord-Westen der US of A, in Ilona, Oregon.

    Alice Vega soll diesmal einen 1984 verwundenen College Football Star namens Zeb Williams suchen. Dieser wurde am 17.11.1984 zur Legende, als der kurz vor Schluss des Spiels den Ball nicht Richtung gegnerische Endzone trug. Sondern in die andere Richtung. Und aus dem Stadion lief. Und für immer verschwand.

    Seine ex-Freundin aus College Zeiten, eine Reiche Erbin, ist inzwischen verheiratet. Und ihr Mann beauftragt Alice mit der Suche. Als einziger Anhaltspunkt dient ein Foto … aus Ilona, Oregon.

    Dort trifft Alice zwar Leute, die Zeb gekannt hatten, aber schon lange ist er aus Ilona verschwunden. Dennoch bleibt Alice dort hängen und legt sich mit den lokalen Nazis an. Und holt sich eine blutige Nase und kriecht schwer verletzt nach Hause zurück.

    Im zweiten Anlauf wird das ganze dann aufgedröselt, Alice nimmt keine Gefangenen und …

    … kann sogar ihren Partner Caplan, der sich lieber um seine Tochter kümmerte, mit einbeziehen. Und das FBI.

    Das Buch ist nicht ganz so klasse wie Tote Ohne Namen, aber dennoch flott zu lesen und mit vielen falschen Fährten. Und einer schönen Abhandlung darüber, was für Irre die US of A hervorbringen. Aber das die Liebschaft mit Caplan in diesem Buch quasi im nichts endet, das passt irgendwie nicht.

    Und auch, dass Alice mit dem FBI und ihrem Hacker-Kumpel Bastard immer wieder ein Ass aus dem Ärmel zieht – das ist irgendwann unrealistisch.

    Weniger Groß, mehr Intim. Weniger Tempo, mehr Hintwerwäldlertiefe. Weniger Caplan, mehr Alice.

    Jetzt darf Suhrkamp aber auch bitte den Erstling aus der Serie veröffentlich, bevor Band 4 in Deutsch erscheint.

    Ich mag Alice Vega, ist irgendwie eine amerikanische Lisbeth Lasander.

    Soundtrack dazu: The Weirdos -The Hideout, was sonst?

    PS: Und Louisa Luna so?

    PPS: Und College Football 1984 so?

  • Bücher, schnell gelesen: 1.701

    Bücher, schnell gelesen: 1.701

    Sybille Ruge – 9mm Cut (Suhrkamp, 2024)

    Gelesen: 25.04.2024 (netto 222 Seiten)

    Bäng, noch ein Knaller.

    Das erste Buch von Sybille Ruge war aus meiner Sicht:

    Ein sehr cleverer Krimi aus einer aggressiven Ich-perspektive, wunderbar Sprunghaft und teilweise Assoziativ in seiner Erzählweise.
    

    Der Nachfolger setzt dem ganzen insofern die Krönung auf, als das die Heldin sich diesmal fast komplett zurücklehnen kann und ihre “Kundschaft” sich quasi selbst richtet.

    Diesmal ermittelt sie unter dem Tarnnamen Eve Klein in Herzen des Kapitalismus, im Stiftungswesen in Zürich. Wo ein deutscher Unternehmer eine Stiftungsfeigenblatt betreibt. Und da scheint was schief zu laufen.

    Extrem bissige Kapitalismuskritik, großartige Typen und das Elend der Reichen.

    Hab ich in dieser Härte und Bösartigkeit lange nicht so klar, so pointiert, gelesen. Und in so hohem Tempo, mit so viel bösartigem Sprachwitz.

    Und am Ende? Gekillt (vom Profi), Gesprungen (vom Dach), geköpft (als Warnung) und verloren (als Kind).

    Sollte am besten in der Schweiz umsonst verteilt werden. Was für eine elende Truppe, diese Banker, diese Reichen, diese Galeristen, diese Ehefrauen.

    Danke für die Freude dieses Elend systematisch seziert zu bekommen!

    Soundtrack dazu: Mother’s Ruin – Want More, was sonst?:

  • Bücher, schnell gelesen: 1.683

    Bücher, schnell gelesen: 1.683

    Candice Fox – Stunde Um Stunde (Suhrkamp, 2023)

    Gelesen: 24.01. – 29.01. plus 02.02.2024 (netto 466 Seiten)

    Aus dem australischen Englisch von Andrea O’Brien.

    Ich muss gestehen das ich das Buch eine ganze Zeit lang links liegen gelassen habe, bevor es in meinem Leserückstand Einzug gehalten hat. Der Grund war das Cover samt Titel, das kommt irgendwie langweilig daher.

    Im Original ist der Titel “Fire With Fire” und der passt 100% genau auf die Story. Schade, da haben die Buchgestalter was verpasst.

    Das letzte Buch von Candice Fox war eine coole Pulp Story rund um einen Gefängnisausbruch, dieses Buch ist eine ebenso coole Story um das Thema “nimm das Recht in die eigene Hand“.

    Und diese Story ist nicht platt sondern clever (und lustig): Die Eltern eines verschwunden Mädchens nehmen die Untätigkeit des LAPD nicht mehr hin. Und um Druck zu erzeugen den Fall zu klären … nehmen sie Beweise für andere ungeklärte Fälle als Geisel. In der Forensik. Und vernichten jede Stunde eine Probe.

    Gegen sie steht das LAPD, aber das traut sich nicht einzugreifen – die Eltern haben Geiseln und eine Bombe. Und während das LAPD und das FBI die Geiselnahme verwalten macht sich ein gerade aufgeflogener Undercover Polizist auf die Such nach der verschwunden Tochter.

    Denn die Forensik hat auch wichtige Beweise in seinem Fall (und seine 5 Jahre Undercover bei einer Biker-Gang sollen nicht umsonst gewesen sein). An seiner Seite (der einzige “geformte” Zufall im Buch) ein LAPD Frischling, der es geschafft hat am ersten Tag beim LAPD rauszufliegen (und der Grund ist herrlich komisch konstruiert … und zwar so, das er 100% real klingt).

    Cleveres Setting und der Auftakt zu einem wahren Parforce-Ritt von Detective Charlie Hoskins und ex-Polizistin-für-einen-Tag Lynette Lamb. Das perfekte dysfunktionale Ermittler-Duo.

    Und während die Verwaltung der Geiselnahme läuft … folgen Charlie und Lynette schlicht und einfach den alten Brotkrummen aus dem Fall. Und da Lynette keine Polizistin mehr ist und Charlie zuletzt auch ehr Biker als Detective war, überschreiten sie jede Menge Grenzen.

    Ziemlich spannend, viel Slapstick Humor (das LAPD als Chaos-Polizei) und trotzdem eine ordentliche Portion Gewalt, Blut und Tot. Irgendwie schade das ich das nicht in einem Rutsch durchlesen konnte.

    Soundtrack dazu: The Runaways – I Love Playin’ With Fire, was sonst?

    PS: Und Candice Fox … kämpft mit dem Fire