Tag: James Ellroy

  • Bücher, schnell gelesen: 1.734

    Bücher, schnell gelesen: 1.734

    James Ellroy – Die Bezauberer (Ullstein, 2024)

    Gelesen: 08. – 20.10.2024 (netto 643 Seiten)

    Aus dem Amerikanischen von Stephen Tree.

    Kurz nachdem dieses Buch erschien enthüllte James Ellroy das er seine früheren Pläne, ein zweites “L.A. Quartett“ zu schreiben, aufgegeben hatte und es stattdessen umdrehen würde zu einem Quintett, wobei „Die Bezauberer“ damit das dritte von fünf Büchern der Reihe wäre.

    Inhaltlich kommt es quasi gleich nach Allgemeine Panik (2022), wieder ist Fred Otash der Kern der Geschichte.

    Wir sind in den 1960ern angekommen und im August 1962 ist Freddy gerade damit beschäftigt einen Verdächtigen einer Entführung zu killen – als der Eheman von Patricia Kennedy sich bei ihm meldet: Marilyn Monroe ist tot.

    Genau die Marilyn Monroe, die Freddy im Auftrag von Jimmy Hoffa (Mafia), Chief Bill Parker (LAPD) und Bobby Kennedy (United States Attorney General und Head des United States Department Of Justice) abgehört hatte. Und über die er Dreck rausfinden sollten – aus ganz verschiedenen Gründen.

    Und damit sind wir beim typischen Ellroy Setting: Reale Welt (Hollywood & seine Stars sowie seine dunklen Seiten) vermischt mit Fiktion und einer Story, laut Ellroy, für “Peepers, Prowlers, Pederasts, Panty-Sniffers, Punks and Pimps“.

    Im Gegensatz zu Allgemeine Panik ist das Name-Dropping hier aber nicht so nervig, sondern fügt sich gut in die Story ein (wenn sich der Leser auch die Zeit nimmt alle Namen mal bei Wikipedia abzuchecken – denn alles hat hier das richtige Körnchen Wahrheit).

    Und die Story bringt Ellroy auf seine so typische Art voran: Keine Aufwendige Szenerie, Charaktere die einen ehr verwirren (weil sie so Komplex sind) und wenige Kommas. Kurze Sätze, die zustechen wie ein Messer. Das ganze in einem hektischen Rhythmus. Ordentlich Tempo.

    Am Ende gibt es jede Menge Überraschungen über Hollywood, Monroe und die Kennedys und nichts neues über das korruptes, brutale und eigennützige LAPD.

    Und Fred Otash, den gab es wirklich. Und er hat es bis 1992 geschafft!

    Besser als das letzte Buch, aber irgendwie weiterhin nichts Neues. Wer aber alles andere von Ellroy gelesen hat, der nimmt das zurecht mit.

    Wann wird der gute James nur fertig?

    Soundtrack dazu: Misfits – Who Killed Marilyn, was sonst?

    PS: Und James Ellroy so?

  • Bücher, schnell gelesen: 1.608

    Bücher, schnell gelesen: 1.608

    James Ellroy – Allgemeine Panik (Ullstein, 2022)

    Gelesen: 03. – 25.09.2022 (netto 422 Seiten – Lesevergnügen wurde durch einen Umzug gebremst)

    Aus dem Amerikanischen von Stephen Tree.

    Ach Mensch, irgendwie ist das schon doof wenn einer der Lieblingsautoren nicht mehr so richtig zündet. Jener Sturm war echter Scheißdreck (in meinem Ellroy Universum) und dieses Buch ist irgendwie auch nicht das Gelbe vom Ei.

    Auf der positiven Seite gibt es eine Rückbesinnung auf die Ursuppe des Ellroy Universums: LA in den 50ern. Und auf eine Nebenfigur, die schon in einigen Büchern auftauchte: Hallo Freddy Otash, Redakteur des Boulevardmagazins Confidental.

    Conifidential und seine Schmutzgeschichten waren immer mal wieder Backdrop eines Plotes. Und in diesem Buch geht es nur um Freddy und wie er sich um seine Karriere bringt. Das ist über weite Strecken auch spannend, weil es sich wie ein Eintauchen in eine geliebte Welt anfühlt und der Stakkato-Stil von James Ellroy hier wieder perfekt passt.

    Auf der anderen Seite nervt das permanente Namedropping von Hollywood Prominenz (James Dean, Marlon Brando, Natalie Wood, Nicholas Ray und viele mehr) und die Anbindung an echte Geschehnisse (Caryl Chessman), die teilweise arg weit hergeholt rüberkommt.

    Am Ende ist es ein wenig wie bei Jener Sturm (wobei es mehr Freude machte es zu lesen): Sex, Hollywood, Kommunistenhatz und nichts als zynischer Nihilismus. Alter Tee in altem Becher?

    Ich halte Ellroy mal die Treue, aber so richtig glücklich bin ich nicht. Da schaffen andere Autoren konsistentere Universen.

    Soundtrack dazu: Red Death – Atomic Howl, was sonst?

    PS: Was ist so schwer die Atmosphäre korrekt auf den Deutschen Umschlag zu bekommen? Unten ein gefühlt 100mal besseres Beispiel, wenn das Original schon nicht benutzt werden soll.

    James Ellroy – Widespread Panic

    PPS: Und James Ellroy so?

    Q: One last question on Widespread Panic. The atom bomb looms large over this novel. Freddy says “the bomb blast made me.” Bob Dylan once referred to Elvis and Little Richard and Jerry Lee Lewis as being “atom bomb fueled.” Don DeLillo has touched on this idea too, that the atom bomb was a kind of catalyst in American culture in some intangible way. Do you think that’s true and why was it a symbol you wanted to play with? 
    
    
    
    A: I was having fun with the atom bomb. Freddy thinks the atom bomb is cool. And you know, I’ve always liked the atom bomb. I never thought the atom bomb was gonna go off in America. I’m glad we had the atom bomb. I’m glad we dropped it on Hiroshima and Nagasaki and you know if we nuked Moscow we wouldn’t be in the shit we are in today. George S. Patton and Winston Churchill wanted to go and take the reds out, to my mind a very, very good idea. But you know, hindsight is 2020. If you think about it…. Do you like Jazz? Duke Ellington renamed his band briefly in ’58 to Duke Ellington and his Spacemen. And Count Basie played a long summer engagement in ’58 billed as Count Basie and his Atomic Band. It’s the idea that there’s something that powerful. So the Count and the Duke. These powerful and genius musicians had to go atomic. There was the atomic drive-in and the a-bomb burger. All kinds of stuff.
    
    From: https://crimereads.com/hungry-like-a-dog-james-ellroy-will-not-stop-being-james-ellroy/
    
  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.497

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.497

    James Ellroy – Jener Sturm (Ullstein, 2020)

    Gelesen: 22. – 30.12.2020, netto 959 Seiten

    Ein echtes Monster. 900+ Seiten Wahnsinn von Januar bis Mai 1942. Einmal LA, runter zur Baja California und wieder zurück. Einmal Nigger, Japsen, Mexen, Nazis, Priesterschänder und Kommunisten killen. Auf der Suche nach Gold. Auf der Suche nach Erlösung. Auf der Suche nach Liebe. Auf der Suche nach Rache.

    Das Buch knüpft direkt an Perfidia an, und die wilde Hatz geht noch schneller und noch überdrehter weiter. Allerdings sind wir auch 5 Jahre weiter und James Ellroy ist inzwischen über 70. Und überdreht. Leider.

    Für das Buch hätten auch 450 Seiten gereicht und die ausufernde Geschichte (mit ca. 4 Plots) hätte ein wenig mehr Struktur gebraucht.

    Perfidia war ja sehr nah an der historischen Realität, in Jener Sturm benutzt Ellroy zwar jede Menge realer Personen aber lässt diese frei rotieren: Faschisten und Kommunisten treffen sich in Mexiko (nachdem sie sich in den 30ern in Deutschland an der TH Dresden getroffen hatten) und machen einen Deal mit den Mexikanern.

    Gold für eine Chance nach dem Krieg, egal wie er ausgeht. Der Golfschatz wurde dabei vor Jahren in den US of A geklaut. Von einem KommunistenNazi. Mit einem schwarzen Helfer. Und … und … und …

    Ich hab das Buch verschlungen und in das Ellroy Universum einzutauchen ist schon Klasse, aber hier und in diesem Buch sind Ellroys Jugendphantasien (“I want to transport readers back in time and make them live history as intensely as I live it and as intensely as I put it on the page. I want to give readers the gift that was first given to me as a young boy discovering the world, and that gift was the past. “) eine Nummer zu dick auf- und vorgetragen.

    Zumal am Ende nichts als zynischer oder auch manischer Nihilismus übrig bleibt. Und den Goldschatz, den gibt es natürlich nicht.

    Schade – mal sehen ob der nächste Band des zweiten L.A. Quartetts wieder so schwer im Kopf liegt. Ein Kritiker vergleich dieses Buch mit dem Auge eines Sturm, der sich um sich selbst dreht und in dem nichts wirklich passiert. Das passt irgendwie.

    Ich bleibe zwar eine treue Seele als Ellroy Leser aber auf den nächsten Band kann ich mich nicht freuen.

    Soundtrack dazu: The Eleminators – Punta Baja, was sonst?

    PS: Das US Cover ist ein wenig deutlicher als das Deutsche, das völlig sinnfrei James Ellroy zum Cover Model macht.

    James Ellroy – This Storm (Alfred A. Knopf, 2019)

    PPS: Und was sagt James?