Bücher, schnell gelesen: 1.630

Johannes Groschupf – Die Stunde Der Hyänen (Suhrkamp, 2022)

Gelesen: 11. – 14.03.2023 (netto 256 Seiten).

Die ersten beiden Bücher von Johannes Groschupf hab ich mehr oder weniger bewusst links liegen lassen, ich glaube das muss ich nochmal überdenken.

Das Thema “Autos abfackeln” ist ja sowas wie ein Berliner Volkssport, gerne auch gepaart mit aufrichtiger politischer Meinung (beware, cynical commentary incomming), und dient in diesem Buch als Backdrop.

Dazu frustrierte Männer, Jungs und Beschützer des Viertels (oder auch ihrer Familien resp. ihre Autos) und starke Frauen. Geschickt zufällig kreuzen sich die Wege und entlang der Kreuzungspunkte kommt Spannung und Kraft in die Geschichte,

Ein frustrierter Jungpostbote, gefangen in einer Sekte die Jahwe anbetet, fackelt Autos ab weil er seine große Liebe (ebenfalls eine Jüngerin von Jahwe) nicht erreicht. Ein versoffener Pole wird in seinem Bulli abgefackelt und entwickelt sich zum trocknen Propheten. Denkste. Und die Bürgerwehr – Bürgerwehrt.

Dazu eine Polizistin, die zu den Brandermittlern strafversetzt wurde. Eine Journalistin, die sich gegen Gewalt in der Beziehung nicht wehren kann. Und eine Jüngerin von Jahwe, die von den Gemeindeältesten missbraucht wird.

Eine ziemlich street smarte Story, die am Ende aufzeigt warum weibliche Solidarität so viel stärker ist als männliche Stärke resp. Gewalt.

Ach ja, weibliche Hyänen sind die eigentlichen Bosse bei der Jagd!

Spannendes Buch, flott im Lesevergnügen und ohne einen erhobenen Zeigefinger. Passt!

Soundtrack dazu: H¥ENA – Ghosts, was sonst?

Bücher, schnell gelesen: 1.627

Jonathan Moore – Poison Artist (Suhrkamp, 2022)

Gelesen: 13. – 19.02.2023 (netto 343 Seiten).

Aus dem amerikanischen Englisch von Stefan Lux.

Mhhhhh, irgendwie ein komisches Buch. Vor allem weil das Buch zwischendurch ziemlich nervt mit seinen 2 Fäden, die so garnicht zusammenkommen. Fast schon bemüht getrennt.

Am Ende versteht der Leser dann auch warum (sorry, der Trick wird hier nicht verraten) und mir fehlt da dann was: Zu bemüht, zu konstruiert wirkt das ganze – von hinten ausgedacht, von vorne geschrieben.

Im ersten Drittel ist das Buch spannend, eine Wissenschaftler hilft einem Kumpel – Gerichtsmediziner – bei einer Mordserie. Und zwar einer, bei der nur sehr helle Köpfe (mit sehr guter Ausstattung) auf das “Wie” kommen.

Im zweiten Drittel wird es dann etwas wirr und weniger spannend: Der Wissenschaftler verliert seine Frau (sie trennt sich von ihm) und macht mit einer geheimnisvollen jungen Absynth-Elfe rum.

Und im letzten Drittel läuft dann alles auf den Kniff zu, den der Autor ewig lange zu verstecken versucht – zu bemüht und am Ende irgendwie die einzige Lösung. Das fand ich extrem anstrengend.

Insgesamt nix halbes und nix ganzes, da bin ich richtig überrascht das ich eine Buch herausgegeben von Thomas Wörtche ehr so lala finde. Aber so ist das Leben!

Soundtrack dazu: The Gits – Absynthe, was sonst?

PS: The Gits, forever loving Mia Zapata, haben den passenden Song – sing-a-long!

There are these people that use you for
Their own need for deception
By the size of their lies and
The size of the stories that they're telling
They've proved themselves to be
Very small.....minded
Do you ever think when you're dealing with the worst
The outcome is the best thing for you
And by the good of evil is the knowledge
That you face it, one day you're gonna have to
I could put it in some theme of a tale
Or a story from a myth
But it means a simple thing
No I ain't worth nothing if there's no perspective
Of truth in my life

And you ever think when you're dealing with the worst
The outcome is the best thing for you
And by the good of evil is the knowledge
That you face it

I think I've had enough
I wonder why I don't just go off
Don't like to be a violent woman
But I know I have it in me
I know I shouldn't be surprised
Why some people look like hogs rolling in the mud
It's a dying shame
That's where some look for the truth!

(c) The Gits 1992

Bücher, schnell gelesen: 1.609

Merle Kröger – Die Experten (Suhrkamp, 2022)

Gelesen: 26.09 – 12.10.2022 (netto 664 Seiten plus Nachwort)

Ich mag ja historische wahre Geschichten die ein wenig neu erzählt werden. Dieses Buch ist aus dieser Ecke, nur mit einem andren Ansatz: Obwohl ein Krimi dabei raus gekommen ist ging es darum eine vergessenes Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte zu erzählen.

Das Buch ist dick, es gibt viel zu lesen und es hilft wenn der Leser parallel den einen oder anderen Namen bei Tante Wiki nachschlägt. Jüngere werden sich dann wundern welche Alt-Nazis, Post-Nazis, Post-SS Männer etc. nach dem Krieg wo gearbeitet haben.

Historisch geht es um eine Phase der 60er, als Präsident Nasser in Ägypten sowohl einen Überschalljet als auch weitreichende Raketen “aus Ägypten” bauen lassen wollte und dafür freie Experten anheuerte. Das waren dann Deutsche, die nach dem Krieg nicht mehr in Deutschland arbeiten konnten (da die Aufrüstung und das wiedererstarken der deutschen Rüstungs- bzw. Flugzeugindustrie noch nicht anstand).

Ich fand den Krimiteil jetzt nicht so spannend, die Geschichte rund um die Deutschen Experten (und die Gemengelage mit Protagonisten wie BND, FJS, Mossad etc um so spannender) um so mehr. Und natürlich die eingestreuten original Fakten resp. Akten (u.a. aus dem BND Archiv).

Und vor dem Hintergrund passt dann auch die Familiengeschichte der Kinder des deutschen Ingenieurs Hellberg – Mitte der 60er bis in die 70er entfremden sich immer mehr junge Leute von der Kriegsgeneration (die einfach immer weiter macht).

Spannender Startpunkt für eigene Recherchen im Kaninchenbau “Alt-Nazis und Militärs nach dem Krieg – mit Hilfe der deutschen Regierung”.

Soundtrack dazu: DeeCracks – Desert Storm Surf, was sonst?

PS: Auf geht es in den Kannichenbau!