
Gelesen: 23. – 26.03.2024 (netto 391 Seiten)
Aus dem kanadischen Englisch von Anke Kreutzer.
Und gleich nochmal Detective John Cardinal. In Kanadische Winter musste er sich ja nicht nur mit sich selbst, seiner Einsamkeit sondern auch seiner eigenen Schuld beschäftigen. Und der Leser bekam immer einen Vorsprung, da die Perspektive zwischen Polizei und Täter hin- und herwechselte.
In Kanadische Wälder (outsch, irgendwie ziemlich doofe und plakative Titelwahl) verschiebt Giles Blunt das Setting auf sehr angenehme Weise auf lediglich den Polizeiblick:
Cardinal und seine neue Partnerin Lise Delorme sind der einzige Blick für den Leser auf den Fall: Eine Leiche, im Wald, offensichtlich von Bären (an-)gefressen. Und dann noch mehr Leichenteile. Und eine tote Ärztin. Und das Bären-Opfer … mit vielen Fragezeichen.
Dazu kommt dann noch der kanadische Geheimdienst, der sowohl die Polizei vor Ort als auch die Mounties (Royal Canadian Mounted Police) an der Nase herumführt. Irgendwas stimmt an der ganze Sache so gar nicht.
Und damit ist John Cardinal exakt da wo er auch in Kanadische Winter seine Stärken entfaltet. Nämlich Stein für Stein umdrehen und die Wahrheit suchen. Und die führt ihn in die 1970er und zur sogenannten October Crisis. Und immer mehr einfache Wahrheiten werden komplizierte Ereignisse vor langer Zeit.
Dazu bringen sowohl sein Vater (Ignorant seiner Herzkrankheit gegenüber), seine Partnerin (zu attraktiv) als auch seine Schuld (moralische Schulden wollen bezahlt werden) das ganze durcheinander. Und das kanadische Wetter sowieso.
Bis zum Ende bleibt es es spannend, obwohl Blunt 60 Seiten vor Ende den eigentlichen Fall löst. Nur um danach das persönliche Happy End (die Schuld von John Cardinal wurde quasi left-field abgelöst) mit einer persönlichen Tragödie zu zerstören. Und den endgültigen Abschluss des Falles … killt Giles Blunt dann auch wieder. Der Täter, der reitet in die Nacht.
Cool. Keine Happy Ends!
Noch stärker als das erste Buch, vor allem weil es direkt mit einer spannenden Suche losgeht und diese Spannung dann ganz wunderbar über einen echten historischen Kontext gezogen wird. Und hochgehalten wird.
Jetzt will ich auch den Rest. Bitte.
Aber nicht als “Kanadische Wässer“. Zur Hilfe: Die Originale sind Forty Words For Sorrow, The Delicate Storm, Black Fly Season, By The Time You Read This, Crime Machines und Until The Night. Da kann man doch was besseres draus machen als Tourismuswerbung, oder Kampa?
Soundtrack dazu: Territories – Heart That Breaks, was sonst?
PS: Dieses Buch wurde in der TV Serie direkt übergangen. Zu delikat im historischen Kontext der franko-kanadischen Separatisten?
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