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Ernst Toller – Eine Jugend In Deutschland (Die Andere Bibliothek, 2024)

Gelesen: 20. – 24.02.2024 (netto 293 Seiten)

Im Original 1933 in Amsterdam erschienen, wo Ernst Toller schon seit 1932 im Exil lebte (und dann zügig über London in die US of A emigrierte).

Die Biographie von Ernst Toller ist schon eine typische für die Zeit: Aus gutbürgerlich-jüdischer Familie in Posen, aufgezogen an einer preußischen Schule im besten preußischem Sinne: Autoritär, Militärisch und Nationalistisch. Obwohl der kleine Ernst sich dort schon für Literatur interessiert, die für die Schule zu modern war.

Nach der Schule studiert er, in Grenoble (Frankreich), und genießt das Leben. Bis 1914 der Krieg ausbricht und er mit dem letzten Zug via der Schweiz nach Deutschland zurückgeht … um mit Begeisterung und fliegenden Fahnen als Kriegsfreiwilliger in das Königlich-Bayrische Fuß-Artillerie-Regiment in München einzutreten. Hurra!

Nachdem er zunächst den Krieg begeistert unterstützt erlebt er 2016 einen totalen Zusammenbruch an der Front und wird im Januar 2017 als kriegsuntauglich entlassen, bleibt in München und studiert. Und wird immer mehr zum Kriegsgegner, gründet u.a. den sozialistischen Kulturpolitischen Bund der Jugend.

Und wird Aktivist: Unterstützt streikende Arbeiter und ist ganz vorne bei der bayrischen Novemberrevolution und der Münchener Räterepublik dabei.

Als das erzählt Toller trocken, lakonisch und mit einem neutralen Blick, ohne die eigenen Ideale zu verleugnen. Und er erzählt auch vom scheitern der Utopie, von der Gegenrevolution und von seinem persönlichen Scheitern (das am Ende in Festungshaft endet).

10.000 Mark waren ganz schön viel Geld damals!

Und er erzählt das mit einem klaren Blick auf die Puzzelteile, die letztendlich im obrigkeitshörigen Deutschland einer echten Revolution im Wege stehen…

… in München:

( (c) Aufbau Verlag, 2024)

… und in Hamburg sowieso:

( (c) Aufbau Verlag 2024)

Ein spannender Einblick in die Geschichte Deutschland, in die Geschichte die danach die Nazis möglich gemacht hat. Toller selbst floh und erhob seine Stimme aus dem Ausland – am Ende führten seine Dämonen aber dazu das er keine Zukunft mehr sah. Selbstmord 1939.

Ich mag solche O-Töne aus der Vergangenheit, sowas darf nicht in Vergessenheit geraten.

Soundtrack dazu: EA 80 – Die Gescheiterte Revolution, was sonst?

PS: Book Collectors are pretentious assholes – #1916 der nummerierten Erstausgabe!

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