Category: Bücher

  • Bücher, schnell gelesen: 1.650

    Bücher, schnell gelesen: 1.650

    Tony Hillerman – Blinde Augen (UT Metro, 2023)

    Gelesen: 05. – 09.07.2023 (netto 250 Seiten plus Nachwort von Claus Biegert).

    Aus dem Englischen von Friedrich A. Hofschuster.

    Und gleich der nächste Band von Tony Hillerman, diesmal muss Lieutenant Joe Leaphorn von der Navajo Police gleich mehrere Labyrinthe meistern:

    Zum einen ist da ein direkter Angriff auf ihn, der Angreifer flieht in die Wüste. Dann ist da ein Doppelmord, bei dem weit draußen in der Wüste bei einem Ritual zwei Navajos umgebracht wurden, während die Listening Woman (so der Original Titel) die richtige Lösung für dieses Ritual überlegte.

    Und dann sind da noch Arbeitsaufträge: Ein verschwundener Hubschrauber, die Sicherheit eines Pfadfinder Meetings sicherstellen und nach einer jungen Weißen Ausschau halten – die darf auf keinen Fall in Navajo Land abhanden kommen.

    Aus all diesen Parametern macht Tony Hillerman ein perfektes Labyrinth. Und in diesem mentalen Labyrinth versucht Joe Leaphorn auf Navajo Art immer das richtige zu tun. Bald muss er das auch real, weit draußen in den Mesas, den Canyons und der Weite der Four Corners.

    Alleine. Verfolgt von Gangstern und einem Killerhund.

    Ganz einfühlsam nimmt Tony Hillerman den Leser mit auf die Reise in dieses Labyrinth und beschreibt die Wände dieses Labyrinths mit Geschichte, Kultur und Religion der Indianischen Stämme – und packt das ganze in eine ganz dichte Atmosphäre die einem den Sternenhimmel über dem Canyon in das Kopfkino zaubert.

    Ganz stark!

    Soundtrack dazu: Rocket From The Crypt – Canyon Killer, was sonst?

    PS: Diese Atmosphäre…

  • Bücher, schnell gelesen: 1.649

    Bücher, schnell gelesen: 1.649

    Tony Hillerman – Tanzplatz Der Toten (UT Metro, 2023)

    Gelesen: 28.06. – 04.07.2023 (netto 212 Seiten).

    Aus dem Englischen von Helmut Eilers.

    Wow, der Unionsverlag bringt in der UT Metro Reihe Neuauflagen von Tony Hillerman, cool!

    Als ich angefangen habe Krimis zu lesen waren das erstmal billige Taschenbücher: Diogenes (Ross Macdonald!), Ullstein (James Ellroy! Charles Willeford!) und RoRoRo (die dünnen schwarzen Bände – Chester Himes! Jerry Oster! Charles Willeford! Victor Headley!)

    Und in der rororo-Serie sind mir auch ein paar Bücher von Tony Hillerman untergekommen, leider sind die vor etlichen Jahren im Rahmen eines Umzuges aus Platzgründen abhandengekommen (da ich auch nur 2 oder 3 Bände hatte).

    Da ich das Setting schon damals ziemlich spannend fand werde ich mir jetzt alle Bände (16 insgesamt) reinziehen. Hoffentlich in der richtigen Reihenfolge.

    Der erste Band ist im Original von 1973 und ist daher beim ersten Lesen so ganz anders als heutige Krimis oder Noir Bücher. Langsamer, weniger hart und so ganz ohne heutige Technik (kein Internet, kein Telefon, kein Computer). Es geht um die Menschen und die Landschaft.

    Lieutenant Joe Leaphorn ist bei der Navajo-Polizei und soll für Ordnung sorgen. Bei den Navajo. Andere Stämme interessieren ihn nicht. Als ein Navajo Teenager verschwindet, muss er sich aber doch mit den Zuñi auseinandersetzen. Und die haben andere Götter und von diesen Göttern scheint der Navajo Teenager angezogen.

    Auf der Suche nach dem Teenager wird von Morden begleitet, der Junge ist nicht zu finden und entlang des Weges gibt es Tote. Mit viel Ruhe und einem Auge für Details geht Joe der Sache nach, lässt sich auch nicht vom FBI und der DEA aus der Ruhe bringen, die eine Hippie Kommune auf Navajo Land im Blick haben … Heroin Schmuggel? Egal, die Indianer und die Weißen haben eh nix miteinander zu tun.

    Ein kurzes und ehr knappes Buch, das viel über die Kultur den Indianer und die Landschaft im Südwesten der US of A erzählt. Die Krimi-Geschichte (whodunit?) rückt in den Hintergrund und geschickt legt Tony Hillerman Fährten aus.

    Das Ende ist überraschend und doch zielführend. Den Opfer sind die Indianer. Und das aus ganz billigen Gründen.

    Ich freu mich auf den Rest, die Reihe bringt eine coole Atmosphäre rüber.

    Soundtrack dazu: Blackfire – Mean Things Happen In This World, was sonst?

    PS: Und Tony Hillerman so? Ist 2008 mit 83 Jahren verstorben … und hat trotzdem was zu erzählen:

    PPS: Frank Göhre hat das ganze Œuvre bereits 1997 in einen großen Blick genommen.

    PPS: Leider haben nur diese rororo TB in meiner Sammlung überlebt, dabei sind aber echte Lieblingsbücher (Jerry Oster! Victor Headley!)

    rororo und ein paar andere: Der dünne (aber hochfeine) Rest (c) gehkacken.de 2023
  • Bücher, schnell gelesen: 1.648

    Bücher, schnell gelesen: 1.648

    Jo Nesbø – Blutmond (Ullstein, 2022)

    Gelesen: 24. – 27.06.2023 (netto 535 Seiten).

    Aus dem Norwegischen von Günther Frauenlob.

    Der 13. Harry Hole Krimi, das 20te Buch von Jo in meiner Sammlung. Und immer noch ein herrliches Verschlingen. Und das seit ~25 Jahren. Ich glaube ich verfolge keinen anderen Autoren, der so lange so großartige Stories hinbekommt.

    Takk Jo, setter stor pris på det!

    Band 12 hatte ja einen Cliffhänger:

    Aber Jo wäre nicht Jo, wenn er nicht einen Schrecken gegen einen anderen eintauscht. Und so wird Harry am Ende zum Mörder und würfelt mit dem Teufel um seine Zukunft, entweder Frau 1 und Oslo oder Frau 2 und Neuseeland. Der nächste Band wird uns zeigen wo er landet.
    

    Und tatsächlich, er ist gelandet. Krachend. Auf dem Boden der Flasche. Des Glases. Aber weder in Oslo noch in Neuseeland. Sondern im Creatures in L.A., einer Bar für ernsthafte Alkoholiker. Für Trinker mit guten Vorsätzen. Harry Hole hat schlicht und einfach vor sein gesamtes Geld zu vertrinken und idealerweise sich selbst dabei zu Tode zu trinken.

    Weit weg von Oslo, weit weg von dem Schmerz des Verlustes. Kreditkarte leer, noch am Leben. Und als ex-Polizist immer noch ein Helfer. Diesmal für die Mittrinkerin Lucille, Strandgut von Hollywood und tief in der Kreide bei der Mexikanischen Mafia. Die schnappt sich Lucille und gibt Harry 10 Tage Zeit die Kohle zu besorgen.

    Zum Glück für Harry hatte sich ein Anwalt aus Oslo gemeldet und ihm einen Job angeboten. Den er dankend abgelehnt hatte. Aber jetzt kann dieser Job die Kohle liefern, denn er würde für einen extrem reichen Immobilienfritzen arbeiten.

    Also zurück nach Olso, alte Freunde (Kokain-Dealer, korrupter Cop und totkranker Psychologe) als Team angeheuert und rein in den Fall. Als Detektiv. Ohne Polizeirechte.

    Worum geht es? 2 tote Frauen, zuletzt auf einer Party bei dem Milliardär. Extrem schräg ermordet. Harrys ex-Kollegen stehen vor einem Rätsel, ihre Chefs verbieten ihnen aber Harry hinzuzuziehen.

    Der Anfang des Buch kommt fast schon gemächlich daher aber als aufmerksamer Jo Nesbø Leser ist das genau die Phase wo die Phantasie sich zurückhalten muss und auf Details geachtet werden muss.

    Harry und sein Team sind der Polizei zwangsläufig immer einen kleinen Schritt voraus, vor allem auch weil sie weniger Grenzen durch Gesetze haben und weil sie direkten Zugang zum Milliardär und seiner Frau haben. Und weil Harry sein Wissen mit der Polizei teilt und daher von vielen alten Wegefährten auch Infos zurückbekommt.

    Aber alles an diesen Morden ist irgendwie schräg. Eigentlich fragt Harry immer nach dem WARUM – aber die Frage läuft hier ins Leere. Also konzentriert sich Harry auf das WIE und das kommt genauso Wahnsinnig um die Ecke.

    Killen über im eigenen Körper angebaute Parasiten. Zoonose. Erinnert sich noch jemand an Covid-19?

    Jo versteht es Meisterhaft falsche Fährten als logisch richtige Schlussfolgerung einzubauen und mit immer mehr Tempo wird die ganze Story megaspannend. Vor allem auch, weil der Täter auch seine Stimme im Buch hat. Und die zeigt dem Leser ziemlich anschaulich wie Irre er ist.

    Hammer, bis zum Ende eine unfassbare Spannung und mit einem super Cliffhänger. Die Story ist noch nicht am Ende.

    Und Lucille? Kommt frei. Und Harry? Kann nur Serienmörder. Und trinken. Oder?

    Mehr. Mehr? Mehr!

    Soundtrack dazu: Von Gam – Hasse Parasit, was sonst?

    PS: Und Jo so?