Das ging dann doch schnell, das wir der nächste Teil der “Seventeen Reihe” in die Finger gekommen ist. Der erste Teil war launig und unrealistisch wie ein James Bond Film – aber voller Tempo.
Der nächste Teil erzählt quasi die logische Fortsetzung, Sventeen versucht wie sein Vorgänger abzutauchen und zu verhindern das es einen Eighteen gibt (den gibt es nämlich nur wenn jemand Seventeen killt).
Und prompt ist eine Mordanschlag da. Aber so falsch, das etwas nicht stimmt. Und hier wird dieses Buch so viel besser als sein Vorgänger, weil es nämlich weniger in der Welt rumballert.
Es wird nämlich persönlich. Quasi privat. Und mit noch mehr Tempo und Witz geht es auf einen spannenden Höhepunkt zu.
( (c) Rowohlt Verlag 2024)
Bonus: Kein Happy End.
Schlicht und einfach gute Unterhaltung. Bin gespannt wie Nineteen wird. Und wo/wie das Verfilmt wird, ist nämlich Filmtauglich geschrieben.
Liza Cody – Die Schnellimbissdetektivin (Ariadne Krimi, 2024)
Gelesen: 24. – 27.08.2024 (netto 346 Seiten)
Deutsch von Iris Konopik.
Liza Cody schreibt einfach klasse Bücher mit weiblichen Helden, voller Humor. Und mit einfachen, realen und sehr weltlichen Themen.
Hannah Abram war Cop und ist bei der MET rausgeflogen. Weil sie sich gegen ihren Ex, auch Cop, gewehrt hat. War obdachlos. Und arbeitet jetzt in einem Schnellimbiss im Volkspark.
Und nebenbei hilft sie ihren Kunden mit kleinen Diensten. Verlorener Hund? Hannah fragen. Fahrrad geklaut? Kann Hannah wieder besorgen. Alles cash, alles ohne Detektivlizenz. Aber immer mit Herz, Bauerschläue und viel bissigem Humor.
Aus kleinen Fällen werden große – verschwundene Verwandte, untergetauchte Ehefrauen, durchgeknallte Stalkerinen und am Ende eine Tote.
Dazu private Probleme und nie eine ruhige Minute. Aber Hannah beißt sich durch, weibliche Intuition siegt – wenn auch zäh und mühselig. Zum Glück lässt Liza Cody dabei das Happy End konsequent klein oder gleich ganz weg. Kompromisse können auch Siege sein. Selbstironie stärkt.
Und am Ende kommt dann auch ein Hauch privates Glück zu Hannah. Aber ob das bleibt?
Echter Rassismus, echter Frauenhass, echter Missbrauch und echtes Prekariat.
England, post-Corona. Durchwursteln. Überleben.
Ganz wunderbar und Hannah ist eine würdige Nachfolgerin von Lady Bag! Definitiv mehr davon!
Nana Kwame Adjei-Bremyah – Chain Gang All-Stars (Hoffmann und Campe, 2024)
Gelesen: 18. – 23.08.2024 (netto 465 Seiten)
Aus dem amerikanischen Englisch von Rainer Schmidt.
Mitte der 80er hatten die ersten Freunde Videospieler und Zugang zu Videotheken. Meist wurde Horrortrash und ähnlicher Scheiß ausgeliehen, Hauptsache was zum lachen.
Dabei gerieten wir auch an Deathrow Gameshow, ein echter B-Movie (lediglich 200k$ Budget) und ein wirklich lustiger Knaller: Verurteilte Gefangene erhalten die Möglichkeit, durch die Teilnahme an einer Fernsehspielshow Aufschub für ihre Strafe zu erhalten.
Das ganze war mehr oder weniger ein Rip-Off von The Running Man, der mit einem Budget von 27m$ allerdings unfassbar teurer war. Aber unfassbar lustig, und unfassbar unrealistisch. Grotesk überzeichnet.
Denkste.
Heute sind wir fast 40 Jahre weiter und die US of A sind ein echter Scheißhaufen, vor allem wenn es um Law&Order, Justice und … privatisierte Gefängnisse geht. Und vor diesem Hintergrund ist die dystopische Story von Chain Gang All-Stars auf einmal schrecklich realistisch.
Die Gefängnisse sind privatisiert und die privaten Unternehmer die sie betreiben nutzen ihre Resourcen (=Gefangene) um Geld zu verdienen. Sag Hallo zu Criminal Action Penal Entertainment (CAPE), einem privaten TV Sender, und der hammerschwingende Loretta Thurwar, Star der Szene. Und ihrer Freundin Staxxx, die auf dem Weg nach oben ist.
Angelehnt an die alten Chain Gangs sind die Kämpfer in jeder Gang “Links” und kämpfen gegen Chain Gangs aus rivalisierenden Gefängnissen. Die erfolgreichsten Kämpfer werden zu Pop-Idolen, Sexsymbolen. Wenn sie drei Jahre auf der Tour überleben, gewinnen sie den ultimativen Preis, eine Entlassungskarte.
Es sei den von Staffel zu Staffel werden die Regeln verändert. Um mehr TV Abos zu verkaufen.
So weit kommen die meisten natürlich nicht. Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Link beträgt drei Monate.
CAPE soll „elegante und nachhaltige Unterhaltungsökosysteme“ schaffen, in denen alle ihren Teil beitragen, ob sie wollen oder nicht. Demonstranten gegen die Ausbeutung sind kreative Kollaborateure, denen entgegenzukommen ist. Dissens erzeugt Aufsehen, was zu besseren Bewertungen führt. Es gibt kein Entkommen, alle sind alle Glieder der Kette (Links of the Chain).
Thurwar und Staxxx sind die Produkte. Der Verbraucher sind die Zuschauer.
( (c) Hoffmann und Campe, 2024)( (c) Hoffmann und Campe, 2024)
Das ganze ist blutig, böse und endet ohne Happy End. Und mit vielen Fußnoten – die alle in die heutige Realität verweisen – erdet Adjei-Brenyah die Geschichte. So einem wie Trump und seinen Lakaien traut man sowas zu.