Tag: Neal Stephenson

  • Bücher, schnell gelesen: 1.742

    Bücher, schnell gelesen: 1.742

    Neil Stephenson – Polostand (The Borough Press, 2024)

    Gelesen: 24.11. – 02.12.2024 (netto 302 Seiten)

    Im amerikanischen Original gelesen, noch nicht in Deutsch erschienen.

    Eigentlich schreibt Neal Stephenson ja dicke fette Wälzer, voller historischer Referenzen und einem Blick in die Zukunft.

    Polostand ist der erste Teil einer neuen Trilogie mit dem Namen Bomb Light. Und es geht um Spionage, die Atombombe und ….

    Die Heldin ist Dawn, auch bekannt als Aurora, ein kluger Teenager, der sowohl in Amerika als auch in der Sowjetunion als Kind eines gläubigen marxistischen Vaters und einer rebellischen anarchosyndikalistischen Mutter aufgewachsen ist.

    Dawn ist eine Forest Gump-ähnliche Figur, die in den frühen 1930er Jahren in den Vereinigten Staaten und der UdSSR scheinbar in jedem entscheidenden Moment präsent ist, und ein Großteil der Geschichte besteht aus ihrem Versuch, sich einem KGB-Apparatschik zu erklären.

    Wie kommt es, dass sie neben Englisch auch hervorragend Russisch spricht? Wie kommt es, dass sie so viel über Maschinenpistolen weiß? Woher genau weiß sie, wie man reitet und Polo spielt?

    Die Antworten auf diese Fragen dienen als Überbau für die noch etwas vage Handlung des Buches, die hauptsächlich als Vorwand dient, die 1930er und ihre techno-ideologischen Grundlagen zu erkunden.

    Neal Stephenson betrachtet diese Epoche offensichtlich als Spielplatz wissenschaftlicher Wunder und als Brutstätte gesellschaftlichen Wandels. Ein Moment in der Weltgeschichte in dem Technologie mit Ideologie kollidierte und unsere moderne Welt hervorbrachte.

    Wozu dieses Intro dient, tja, das werden wir wohl erst in den nächsten Bänden herausfinden. Ich frage mich, ob diese 300 Seiten “Kurzgeschichte” nicht in Wirklichkeit nur das einleitende Kapitel eines weiteren tausendseitigen Türstoppers sind, ein Vorgeschmack auf eine Geschichte, die letztendlich viel umfangreicher werden wird.

    Wie immer ist es hilfreich nebenbei nach den Referenzen zu gucken:

    Nils Bohr, Lavrentiy Beira, Century Of Progress, Decennial Air Cruise, Magnitogorsk Iron And Steel Works and the Bonus Army.

    Bang!

    Bin gespannt wie es weitergeht und was der Polosport in dieser Story wirklich zu suchen hat.

    Soundtrack dazu: Svetlanas – Polonium Chaser, was sonst?

    PS: Und Neal so?

  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.592

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.592

    Neal Stephenson – Termination Shock (William Morrow, 2021)

    Gelesen: 05. – 19.06.2022 (netto 705 Seiten, inEnglisch gelesen, noch nicht in Deutsch erschienen)

    Ich bin ja ein großer Neal Stephenson Fan und versuche alle seine Bücher direkt nach erscheinen aus den US of A zu bekommen, idealerweise #bookcollectorsarepretentiousarseholes als signed edition.

    Insofern war es ein schlechtes Omen das a) dieses Buch lange geliefert wurde und b) eine signierte Ausgabe außerhalb der US of A einfach nicht zu bestellen war.

    Irgendwas passte hier nicht. Und das sollte sich auch beim Lesen fortsetzen: Das Buch ist weder Fisch noch Fleisch, da es weder eine große und/oder überraschende Geschichte erzählt noch eine technisch spannende Sache durchkaut. Im besten Fall ist es eine leidlich spannende Geschichte, im schlechtesten Fall ist es eine schräge Proklamation nicht auf die Regierungen zu vertrauen wenn es um Global Warming und seine negativen Effekte geht.

    Das Buch spielt in einer nicht mehr so fernen Zukunft wo der Treibhauseffekt bereits voll zugeschlagen hat und in bestimmten Ecken der Erde es zu heiß ist, Stürme die Menschen bedrohen und der Anstieg des Meeresspiegels zum Beispiel die Niederlande extrem bedroht.

    Und hier nimmt ein Cowboy aus Texas, Reich ohne Ende, das Heft einfach in die Hand: Mit einer Schwefelkanone ballert er Schwefel in die Stratosphäre, wo es Sonnenlicht reflektiert und so die Erde abkühlt. Und was manchen hilft (Texas, NL, Venedig u.a.) macht andere wütend – im Punjab bleibt der Monsum aus.

    Ein paar schöne Details (Komantschen und ihre Art Krieg zu führen, Adler als Drohnenjäger, das Royal aus Royal Dutch oder auch Youtube/TikTok Heldentum), ein paar gute Ideen (China zündet eine Tsunami-Bombe vor der Niederländischen Küste um das Land auf Kurs Geoengineering zu bringen) und ein paar Einblicke in die Kunst der internationalen Politik.

    Aber irgendwie macht mein Kopfkino nie Klick. Schade.

    Eines seiner schwächeren Bücher, im Internet (damn Internet, never forgets) habe ich Mutmaßungen gelesen das es eventuell ein Folgebuch gibt. Das muss dann aber irgendwie Gas geben, sonst bleibt das irgendwie halbgar.

    Soundtrack dazu: Giant Eagles – Put One In The Chamber, was sonst?

    PS: An einer Stelle hat Neal sicher recht – wenn wir uns darauf verlassen das die Nationalstaaten dieses Problem lösen dann werden wir uns noch sehr wundern. Der Kampf um Bodenschätze, um Lebensmittel und um Wasser hat bereits begonnen – von denen kümmert sich keiner um den ganzen Planeten. Keiner.

    PPS: Und Neal?

  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.407

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.407

    Neal Stephenson - Fall; or, Dodge in Hell (William Morrow, 2019)
    Neal Stephenson – Fall; or, Dodge in Hell (William Morrow, 2019)

    Gelesen: 27.08. – 04.09.2019, 878 Seiten (in Englisch gelesen, noch nicht in Deutsch erschienen).

    #bookcollectorsarepretentiousarseholes

    Das Buch habe ich mir als Sonderausgabe vorbestellt, handsigniert vom Meister. Und damit hatte ich das rechtzeitig zum Erscheinen in meinen zittrigen Händen. Mit dem Lesen habe ich allerdings gewartet bis ich im Urlaub war, damit mich nichts ablenken konnte.

    Wie bei Seveneves schaft es Neal Stephenson ein großartiges “was wäre wenn” Buch zu machen (und dito wieder das Ende irgendwie zu verkacken). Aber das ist jammern auf hohem Niveau.

    Die Geschichte fußt tief in der echten Welt: Dot.com Millionäre und andere Verrückte (alle aus REAMDE rübergerettet) glauben an die Zukunft (und das Dinge wie Kryotechnik möglich werden) und hoffen auf dabei auf das ewige digitale Leben. Und wie so oft schafft es Neal Stephenson eine Technik der Zukunft glaubhaft wahr werden zu lassen.

    Das Buch ist da spannend, wo es diese Technik, die sozialen und politischen Dinge dahinter und die moralischen Fragen angeht. Ist wird noch stärker, wo es das Internet und Sachen wie die Filterblase  und Fake News (“Nuke Moab”) auseinander nimmt:

    ( Neal Stephenson (c) 2019 William Morrow)
    ( Neal Stephenson (c) 2019 William Morrow)

    Die Trennung zwischen der realen Welt (“Meatworld“) und der Welt, wo das Gehirn verstorbener in Software wiederbelebt wird (“Bitworld“) ist am Anfang aufregend und das Entstehen von Bewusstsein in der Bitworld ist aufregend nachgezeichnet.

    Am Ende jedoch wird das ganze eine Abenteuergeschichte ala Herr Der Ringe und damit erschreckend flach. 

    Es gibt dennoch kaum einen Autor der dermaßen detailliert (und fundiert) die Zukunft herausarbeitet und seine Version oder auch Vision erzählt. Und das ist einfach spannend. Vor allem, wenn diese Erschreckend real ist.

    Warum er aber keine dazu passendes Ende hinbekommt, das frage ich mich schon.

    Soundtrack dazu: Decry – Raven, was sonst?

    #signed

    #bookcollectorsarepretentiousarseholes
    #bookcollectorsarepretentiousarseholes