Bücher, schnell gelesen: 1.625

Sara Paretsky – Schiebung (Ariadne Krimi, 2022)

Gelesen: 26.01. – 04.02.2023 (netto 490 Seiten)

V.I. Warshawski diesmal unterwegs in Familienangelegenheiten. Ihren eigenen und denen von Freunden. Und das ganze nicht nur in Chicago sondern auch rauf bis nach Kanada. Und irgendwie auch nach Syrien. Und Moskau.

Für eine gute Freundin versucht sie den jungen kanadischen Studenten Felix aus den Fängen der Polizei zu bekommen: Ein Toter hatte seine Telefonnummer in der Tasche.

Und für die Nichte ihres Ex-Mannes sucht sie die in Chicago verschwundene Schwester, die sich wohl mit den falschen Wirtschaftsbossen angelegt hat.

Und natürlich überschneiden sich die Fälle und aus den Familienfällen wird eine ziemlich große Geschichte. Wirtschaftsbossen, die die kleinen Leute ausnehmen und den Hals nicht voll bekommen können, doppelt geklauten historischen Artefakten aus Syrien und russichen Mafia-Killern, die für ihre Bosse das Geld eintreiben sollen. Dazu noch ignorate Kleinstadt Cops und wahnhafte ICE Agenten.

Mittendrin die aufrechte Tante Vi, immer tough und immer auf der Seite von Frauen. Und immer stark, wenn es darum geht dem Gesetz die Stirn zu bieten (ohne dabei selber das Gesetz zu brechen, maximal zu deeeehnen).

Die Geschichte ist komplex ohne dabei zu vielschichtig zu sein, mit Tempo erzählt aber leider am Ende nicht wirklich spannend: Das große Bild zeigt sich schnell und obwohl das Ende nochmal zulegt ist doch ziemlich klar welcher Arsch am Ende in den sprichwörtlichen Bach fällt (ok, es ist der eiskalte Pigeon River).

Trotzdem für mich ein gutes Lesevergnügen, ich mag diese Geschichten um V.I. Warshawski.

Soundtrack dazu: Naked Raygun – Which Side You’re On?, was sonst?

PS: Und auch hier gibt es einen … Book Trailer

PPS: Und Sara so?

Bücher, schnell gelesen: Teil 1.572

Denise Mina – Totstück (Ariadne, 2021)

Gelesen: 10. – 19.02.2022, netto 308 Seiten

Es sind “nur” 308 Seiten zu lesen aber dieses Buch ist schwer wie Blei und gefühlt sind es 500 Seiten. Und das liegt in erste Linie daran, das die Story Gewicht hat.

Und das nicht nur weil sie geschickt mit Klassenunterschieden spielt sondernm weil es – stark destiliert – eine weibliche hard-boiled Story ist.

Margo ist Ärztin in Glasgow, hat viel gesehen und erlebt. Aber irgendwas fehlt und dafür such sie ihre leiblichen Eltern. Und stolpert in eine schmutzige Geschichte und einen Serienmörder. Und lernt so ihre Familie kennen.

Und ab da biegt Denise Mina aber sowas von elegant vom vorhersehbaren Krimi ab: Margo entpuppt sich als weniger stark als sie dachte, ihre Mutter entpuppt sich als Teenie-Junkie Hure, die abgeschlachtet wurde und ihre Tante als Ex-Junkie, der Rache will. Und das alles vor dem Hintergrund einer festgefügten männlichen Sicht von Öffentlichkeit, Polizei und Presse auf tote Nutten (die niemanden interessierten – so lange sie aus der Gosse kamen).

Glasgow in den 80ern, mal wieder ganz unten: Heroin, Mord – das volle Programme.

Margo versucht über Wasser zu bleiben, versucht das richtige nach den gültigen Verhaltensweisen zu machen, nur um immer wieder zu verlieren. Dem Rollenbild entsprechend. In quasi Echtzeit rast die Geschichte auf ihr Ende zu …

… um dieses dann mit einem schönen hard-boiled Knall zu setzen.

Eine großartige Geschichte, schwer und mit viel Spannung – vor allem wegen dem fast dauerhaften Scheitern von Margo.

Soundtrack dazu: Panic – Her Family’s On Drugs, was sonst?

PS: Und Denise Mina so?

Und Glasgow in den 80ern?

Bücher, schnell gelesen: Teil 1.493

Marcie Rendon – Stadt Land Raub (Argument Verlag, 2020)

Gelesen: 07. – 12.12.2020, netto 218 Seiten

Das Buch ist eine perfekte Ergänzung zu Éric Plamondon und Grey Owl und ist ein echter Krimi, der in dem gleichen Kontext spielt: North American Natives (in den US of A und in Kanada), ihre Unterdrückung, ihre Verschleppung (in Pflegefamilien) und ihr Verschwinden.

Verschwinden? In Kanada sind 2019 ca. 4.000 indianische Frauen verschwunden oder ermordet worden, in den US of A wird die Zahl auf ca. 3.000 geschätzt. Der Backdrop ist also real auch wenn das Buch in den 1970ern spielt.

Cash ist eine junge Indianerin, clever und passionierte Poolspielerin und Biertrinkerin. Sie ist so klug, das sie sich von bestimmten Collegekursen freitesten kann. Das gibt ihr Zeit für einen Nebenjob (Truckfahrer) und zum Pool spielen.

Und sie hat offene Ohren und offene Augen und als ein Mädchen aus ihrem Kurs verschwindet ist es ihr nicht egal. Zumal der lokale Sheriff um ihre Hilfe bittet.

Das Buch ist dabei nicht auf eine Linie festgelegt: Mal ist es wie angekündigt hard-boiled, mal ist es Roadmovie.

Die Bösen? Der weiße Man. Wer rettet die Mädchen? Cash.

Für mich nicht immer hart genug aber trotzdem ausreichend spannend. Und bestätigt im Kontext letztendlich nur wie chauvinistisch und widerlich die Weißen mit den Natives umgegangen sind und immer noch umgehen.

Soundtrack dazu: Moss Icon – Kiss The Girls And Make Them Die, was sonst?