Gelesen: 10. – 19.02.2022, netto 308 Seiten
Es sind “nur” 308 Seiten zu lesen aber dieses Buch ist schwer wie Blei und gefühlt sind es 500 Seiten. Und das liegt in erste Linie daran, das die Story Gewicht hat.
Und das nicht nur weil sie geschickt mit Klassenunterschieden spielt sondernm weil es – stark destiliert – eine weibliche hard-boiled Story ist.
Margo ist Ärztin in Glasgow, hat viel gesehen und erlebt. Aber irgendwas fehlt und dafür such sie ihre leiblichen Eltern. Und stolpert in eine schmutzige Geschichte und einen Serienmörder. Und lernt so ihre Familie kennen.
Und ab da biegt Denise Mina aber sowas von elegant vom vorhersehbaren Krimi ab: Margo entpuppt sich als weniger stark als sie dachte, ihre Mutter entpuppt sich als Teenie-Junkie Hure, die abgeschlachtet wurde und ihre Tante als Ex-Junkie, der Rache will. Und das alles vor dem Hintergrund einer festgefügten männlichen Sicht von Öffentlichkeit, Polizei und Presse auf tote Nutten (die niemanden interessierten – so lange sie aus der Gosse kamen).
Glasgow in den 80ern, mal wieder ganz unten: Heroin, Mord – das volle Programme.
Margo versucht über Wasser zu bleiben, versucht das richtige nach den gültigen Verhaltensweisen zu machen, nur um immer wieder zu verlieren. Dem Rollenbild entsprechend. In quasi Echtzeit rast die Geschichte auf ihr Ende zu …
… um dieses dann mit einem schönen hard-boiled Knall zu setzen.
Eine großartige Geschichte, schwer und mit viel Spannung – vor allem wegen dem fast dauerhaften Scheitern von Margo.
Soundtrack dazu: Panic – Her Family’s On Drugs, was sonst?
PS: Und Denise Mina so?
Und Glasgow in den 80ern?