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  • Bücher, schnell gelesen: 1.683

    Bücher, schnell gelesen: 1.683

    Candice Fox – Stunde Um Stunde (Suhrkamp, 2023)

    Gelesen: 24.01. – 29.01. plus 02.02.2024 (netto 466 Seiten)

    Aus dem australischen Englisch von Andrea O’Brien.

    Ich muss gestehen das ich das Buch eine ganze Zeit lang links liegen gelassen habe, bevor es in meinem Leserückstand Einzug gehalten hat. Der Grund war das Cover samt Titel, das kommt irgendwie langweilig daher.

    Im Original ist der Titel “Fire With Fire” und der passt 100% genau auf die Story. Schade, da haben die Buchgestalter was verpasst.

    Das letzte Buch von Candice Fox war eine coole Pulp Story rund um einen Gefängnisausbruch, dieses Buch ist eine ebenso coole Story um das Thema “nimm das Recht in die eigene Hand“.

    Und diese Story ist nicht platt sondern clever (und lustig): Die Eltern eines verschwunden Mädchens nehmen die Untätigkeit des LAPD nicht mehr hin. Und um Druck zu erzeugen den Fall zu klären … nehmen sie Beweise für andere ungeklärte Fälle als Geisel. In der Forensik. Und vernichten jede Stunde eine Probe.

    Gegen sie steht das LAPD, aber das traut sich nicht einzugreifen – die Eltern haben Geiseln und eine Bombe. Und während das LAPD und das FBI die Geiselnahme verwalten macht sich ein gerade aufgeflogener Undercover Polizist auf die Such nach der verschwunden Tochter.

    Denn die Forensik hat auch wichtige Beweise in seinem Fall (und seine 5 Jahre Undercover bei einer Biker-Gang sollen nicht umsonst gewesen sein). An seiner Seite (der einzige “geformte” Zufall im Buch) ein LAPD Frischling, der es geschafft hat am ersten Tag beim LAPD rauszufliegen (und der Grund ist herrlich komisch konstruiert … und zwar so, das er 100% real klingt).

    Cleveres Setting und der Auftakt zu einem wahren Parforce-Ritt von Detective Charlie Hoskins und ex-Polizistin-für-einen-Tag Lynette Lamb. Das perfekte dysfunktionale Ermittler-Duo.

    Und während die Verwaltung der Geiselnahme läuft … folgen Charlie und Lynette schlicht und einfach den alten Brotkrummen aus dem Fall. Und da Lynette keine Polizistin mehr ist und Charlie zuletzt auch ehr Biker als Detective war, überschreiten sie jede Menge Grenzen.

    Ziemlich spannend, viel Slapstick Humor (das LAPD als Chaos-Polizei) und trotzdem eine ordentliche Portion Gewalt, Blut und Tot. Irgendwie schade das ich das nicht in einem Rutsch durchlesen konnte.

    Soundtrack dazu: The Runaways – I Love Playin’ With Fire, was sonst?

    PS: Und Candice Fox … kämpft mit dem Fire

  • Bücher, schnell gelesen: 1.680

    Bücher, schnell gelesen: 1.680

    Louisa Luna – Tote Ohne Namen (Suhrkamp, 2022)

    Gelesen: 09.01. – 14.01.2024 (netto 433 Seiten, ich hab das Buch in der Bahn auf der Hin- und Rückfahrt zu einem Arbeitstermin gelesen, netto ca. 10h über 2 Tage)

    Aus dem amerikanischen Englisch von Andrea O’Brien.

    Ein flottes Buch mit hohem Tempo. Und einem sehr aktuellen Background: Die Lage an der Grenze zwischen den US of A und Mexico, Kartelle, Drogenschmuggel, Kinderprostitution, DEA und DHS. Und mittendrin der Drang von amerikanischen Sicherheitsbehörden Arbeit an Privat zu vergeben.

    Und das ist auch hier der Aufhänger: Die DEA möchte gerne das Alice Vega, Expertin im Aufspüren von verschwundenen Personen, zwei tote mexikanische Mädchen identifiziert. Zuviel andere Arbeit, keine Zeit für eine solche Untersuchung.

    20k$ cash auf die Hand.

    Und das irritiert Alice. Trotzdem nimmt sie den Job an, heuert mit Max Caplan, einen ex-Cop und Privatdetektiv an mit dem sie bereits gearbeitet hat und macht sich auf die Suche. Logisch, zielgerichtet und schnell. Ohne die Grenzen des Gesetzes.

    Mitte des Buches ist dieser Teil in höchstem Tempo und mit stetiger Spannung erledigt – der Leser fragt sich direkt “und jetzt?“.

    Tja, jetzt kommt raus das das ganze größer ist, das Alice und Max von verschiedenen Parteien hingehalten werden und das sie nach dem Erfolg … Kalt gestellt werden.

    Und das weckte natürlich das Interesse der beiden noch mehr. Und mit einem lokalen Cop an ihrer Seite rollen sie sowohl eine Verschwörung innerhalb der DEA als auch bei den Kartellen auf. Und nutzen am Ende einen klassischen Kniff um einen unbezwingbaren Gegner mit seinen eignen Mitteln “left field” in die Knie zu zwingen.

    Ein cooler aber auch ungesetzlicher Move.

    Der Teil hat noch mehr Tempo ist aber auch unrealistischer, da sie quasi unter den Augen des Gesetzes das Gesetz brechen. Dennoch im Kontext von Grenze, Flucht, Kartellen und Sicherheitsbehörden ein gutes Buch. In guten Momenten fast ein guter alter Winslow.

    In schlechten Momenten … hat es derbe Flüchtigkeitsfehler:

    Auf dem Umschlag ist es das FBI …

    ( (c) Suhrkamp 2021)

    .. im Buch die DEA (und das FBI taucht nirgendwo auf):

    ( (c) Suhrkamp 2021)

    Und dann solche Flüchtigkeitsfehler: Im American Football (muss es sein, wg. Quarterback) gibt es keine Torschüsse (sondern Versuche) und ein Tor zum Sieg passt so gar nicht …

    ( (c) Suhrkamp 2021)

    Was mir am Ende wirklich nicht gefallen hat ist das die aufgebaute und immer latent am Leben gehaltene Spannung (oder auch Anziehung) zwischen Max und Alice in einem unpassendem schwülstigen Kapitelabschluss endet:

    Und nachdem sie alle Verwundungen ihrer Körper liebkost hatten, widmeten sie sich dem unversehrtem Rest.
    

    Ah nee, das war unnötig.

    Dieses Jahr erscheint der nächste Band der Reihe, ich werde ihn trotzdem Lesen.

    Soundtrack dazu: Bad Religion – Operation Rescue, was sonst?

    PS: Und natürlich gibt es einen Trailer…

  • Bücher, schnell gelesen: 1.677

    Bücher, schnell gelesen: 1.677

    Marie Rutkoski – Real Easy (Suhrkamp, 2022)

    Gelesen: 29.12.2023 – 02.01.2024 (netto 391 Seiten)

    Aus dem amerikanischen Englisch von Stefan Lux.

    Das Buch stand bei mir schon länger im Leserückstand, ich habe immer andere vorgezogen. Und ich kann mich nach dem Lesen nicht wirklich entscheiden ob das ein Fehler war.

    Das Buch ist der Erstling in Sachen “Thriller” von Marie Rutkoski, im echten Leben Kinder- und Jugendbuchautorin mit Professur für Englische Literatur.

    Das Buch ist definitiv Thriller (und weniger Crime), da der Leser a) bei der Suche nach einem Serienmörder dabei ist und b) dieser im Buch auch aus seiner Sicht (als Namenloser ER) erzählt wird.

    Das Setting ist in jedem Fall gelungen, den Hauptspielort ist ein Strip-Club namens Lovely Lady und die Geschichte wird hauptsächlich aus der Sicht der Frauen erzählt, die sich hier ihr Geld verdienen. Und dieser Teil der Story ist echt stark, verschiedene Charaktere und sehr individuelle Gründe warum sie dort arbeiten. Und ziemlich coole Gespräche zwischen den Girls hinter der Bühne.

    Aus “Stripperinnen: Eine Tote, eine Verschwundene – die eine Woche später tot auftaucht” wird die Suche nach einem Serienkiller, angeführt von einem weiblichen Detektive mit ordentlich Seelenbalast, ebenso traumatisiert wie viele der Stripperinnen.

    Ungefähr in der Mitte des Buches liegt ein kleiner Tipp der das Buch quasi auflöst, dagegen stellt Marie Rutkoski dann eine – fast schon bemüht wirkende – Flut an falschen Fährten bzw. Verdächtigen.

    Der Teil, der die Schicksale der Frauen (inklusive der kleinen Tochter von einer der Toten) ziemlich genau ausleuchtet ist echt gut (da gibt es zB eine XY-Frau, ein geborenes Opfer, eine Einsame – die sich in eine Lesbische Kollegin verliebt).

    Das der Fall am Ende nicht von der Polizei (die hier mehr oder weniger Fähig hingestellt wird) sondern von einer Stripperin gelöst wird, die gelernt hat sehr genau hinzuhören, passt zu der Story. Frauen sind hier im Focus und das echt gut.

    Die Geschichte und das Setting in der typisch amerikanischen Strip Club Kultur gefällt mir, der Umsetzung hätte ein wenig mehr Schärfe und weniger Seiten eventuell gut getan.

    Aber gute Unterhaltung. Mir fehlte da dennoch ganz deutlich das Böse, das Noir und … der Pulp.

    Soundtrack dazu: ALL – Strip Bar, was sonst?

    PS: In anderen Ländern ist das Cover einfach … stimmiger.

    PPS: Und Marie so?