Tag: Kampa Verlag

  • Bücher, schnell gelesen: 1.692

    Bücher, schnell gelesen: 1.692

    Giles Blunt – Kanadische Winter (Kampa Verlag, 2023)

    Gelesen: 16. – 22.03.2024 (netto 454 Seiten)

    Aus dem kanadischen Englisch von Reinhard Tiffert.

    Endlich mal wieder was aus Kanada. Ontario, Kanada. Unten, im Südosten, wo es im Februar dunkel, kalt, verschneit und eisig ist. Und so fühlt sich Detective John Cardinal, seine Frau in der Psychiatrie, seine Tochter auf dem Weg nach Yale um zu studieren und er selbst vom Mord Dezernat in das Dezernat für Eigentumsdelikte versetzt.

    Zuhause ist es kalt und einsam. Sehr kalt. Sehr einsam.

    Und mit diesen Ingredienzien mixt Giles Blunt einen ziemlich bösen Krimi (der zu Anfang mehr Mystery Thriller ist) mit Figuren, die nichts Gutes im Schilde führen, in einer trostlosen Landschaft. Und der frustrierte Cardinal bekommt einen Mordfall, weil er vor vielen Monaten – noch als Mordermittler – seinen Chef angefleht hat weiter nach Chippewa Katie Pine zu suchen. Aber er durfte nicht. Und wurde versetzt.

    Jetzt muss er sie als Eisblock aus einem Bohrloch holen.

    Und so wird es sein Fall und der Start einer Mordserie. Zu Anfang kam mir einiges am Setting zu einfach vor, u.a. auch seine neue Partnerin (die eigentlich Interne Ermittlerin ist und – ja, ziemlich platt – auch im Geheimen gegen ihn ermittelt).

    Aber je mehr das Buch vorankommt, je mehr die Perspektive zwischen Polizei und Täter hin- und herwechselt – desto mehr Tiefe kommt in die Figuren und desto mehr Spannung kommt auf. Der Leser ist natürlich immer einen Schritt voraus, da er die Perspektive aus Täterseite hat.

    Ungefähr ab der Mitte verflüchtigt sich das Mystery Thriller Gefühl und es wird ein ehr harter Krimi mit ordentlich Spannung. Der Leser erfährt, wer die Gewalttaten begeht und dass sie ein neues Opfer haben, bereit es zu foltern und zu töten.

    Und damit stellt sich die Frage, ob die Cardinal sie finden wird, bevor das neue Opfer stirbt.

    Blunt macht das relativ geschickt: Am Ende beschreibt er sehr gut das die Polizei beim Ermitteln (und Retten von Opfern) eigentlich immer hinterherläuft. Dazu noch hat Blunt hat tiefes Gespür für Orte – für trostlose, matschige Straßen, abgewartzte Häuser, für frühe Dunkelheit und dafür, was es bedeutet, in einer Stadt im kanadischen Winter kalt und frustriert zu sein.

    Am Ende wird einiges gut, aber so ein echtes Happy End gibt es nicht. Das wäre auch viel zu einfach und würde zum dunklen Setting auch so gar nicht passen. Der zweite Teil folgt als nächstes, mal sehen wie das weitergeht.

    In jedem Fall gute Leseunterhaltung mit einem ordentlichem Schuss lakonischer Brutalität. Passt.

    Soundtrack dazu: PKEW PKEW PKEW – Cold Dead Hands, was sonst?

    PS: Das ganze wurde als Serie verfilmt, mal gucken ob ich das mal zu fassen bekomme.

    PPS: Und das ist damit quasi der Trailer zum Buch…

  • Bücher, schnell gelesen: 1.673

    Bücher, schnell gelesen: 1.673

    Michael Connelly – Glutnacht (Kampa, 2022)

    Gelesen: 08. – 10.12.2023 (netto 453 Seiten)

    Aus dem amerikanischen Englisch von Sepp Leeb.

    Auch wenn ich sehr gezielt lese kaufe ich meine Bücher immer noch opportunistisch in der Buchhandlung meines Vertrauens. Manchmal liegen sie einfach da, manchmal frag ich nach und bestelle.

    Und manchmal kaufe ich aus einer Serie in der falschen Reihenfolge und merke es nicht. Und das ist mir hier passiert, das ist Buch 3 aus der Renee Ballard (mit Harry Bosch Serie) und – Schande – ich habe schon Band 4 gelesen.

    Damn. Zumal ich den Cliff-Hänger aus Band 2 damit …. habe hängen lassen. Aber besser zu spät als nie, oder?

    Das ganze ist Buch #33 von Michael Connelly, Band 3 der Renee Ballard Serie und in ihm kommt fast das gesamte Bosch Universum zusammen, inklusive Michael Haller (dem Lincoln Lawyer) und Maddie Bosch. Und wer sich in dem Bosch-Kosmos von Michael Connelly auskennt, der fühlt sich wie zuhause.

    Zumal die Story selbst eigentlich beides ist: Einmal Renee Ballard, einmal Harry Bosch POV – und so wird sie auch erzählt. Ausgangspunkte sind ein toter Obdachloser und die Beerdigung von Harrys Mentor (und das von ihm beim LAPD geklaute Mordbuch, das die Witwe Harry übergibt – der es Renee überlässt).

    Und da jeder Tote zählt Ballard und Bosch aus einem Cold-Case einen Hot-Case, ziemlich hot sogar und mit einem blutigem Ende. Superspannend erzählt, großartige Detailtiefe in Sachen echter Polizeiarbeit und … die Bösen sind einmal mehr die, die es sowieso sind. Gangster. Anwälte.

    Ach, es ist einfach ein herrliches Universum. Wann kaufe ich die 12 Bücher aus der “reinen” Harry Bosch Serie bei Kampa?

    Soundtrack dazu: The Clocks – Confidentially Renee, was sonst?

    PS: Und Michael Connelly?

  • Bücher, schnell gelesen: 1.668

    Bücher, schnell gelesen: 1.668

    Michael Connelly – Dunkle Stunden (Kampa Verlag, 2023)

    Gelesen: 15. – 20.11.2023 (netto 418 Seiten).

    Übersetzt von Sepp Leeb.

    Und nochmal Renée Ballard und nochmal mit Harry Bosch. Inzwischen sowas wie ein vertrautes Paar.

    Oder, was auf den ersten Blick ehr so lala als Hilfsmittel für eine Story ist, Bosch färbt auf Ballard ab. Und Ballard durchläuft wie Harry Bosch die gleichen beruflichen Frustrationen, Abfallprodukt ihrer eigenen Suche nach Recht und Gerechtigkeit für die Opfer von Verbrechen.

    Bosch und Bosch Legacy sind die einzigen Serien die ich über Stream geguckt habe, sogar mehr als einmal. Weil es einfach eine perfekt angelegte und umgesetzte City Of Angles Crime Nummer ist (und ich alle Krimis aus LA liebe). Die Bosch Bücher im Kampa Verlag habe ich noch nicht gekauft, aber ich glaube die füge ich schon bald in meine Bibliothek ein. Da habe ich ein Regal nur für LA Sachen. Nerd. Me.

    Dunkle Stunden spielt in der Pandemie, an Sylvester 2020 – kurz vor dem Sturm auf das Capitol. Mitten in einer Zeit wo “Defund The Police” eine sehr reale Diskussion in den US of A ist und wo Polizisten das Gefühl haben das ihnen das Mandat der proaktiven Durchsetzung entzogen wurde. Das sie darauf warten, zu reagieren, nur dann auf die Straße zu gehen, wenn es verlangt und erforderlich ist, und um dann nur das Nötigste zu tun, um ja keine Beschwerde oder Kontroverse in der Community, im Internet oder in der Presse auszulösen.

    Keine guter Start für 2021 und diesen Start verbringt Renée Ballard mit einer ungeliebten Kollegin in einem Streifenwagen unter einer Autobahnbrücke. Nicht um das Elend der Obdachlosen zu kontrollieren sondern um das Blech des Streifenwagens (und sich selbst) vor dem Kugelregen um Mitternacht zu schützen. Den in LA wird nicht geböllert sondern geballert – in den Himmel geschossen. Und das Blei fällt wieder runter…

    … und trifft dann Unbeteiligte. Und das wird ihr erster Einsatz in 2021 – Kopfschuß. Offensichtlich von oben. Bleiregen.

    Aber Ballard sieht mehr, hängt sich rein und hat einen Verdacht. Und Glück – die Kugel kann untersucht werden und die Waffe ist bereits registriert. Und klar, Harry Bosch hat vor vielen Jahren an dem Fall gearbeitet. Und so hilft ihr Harry bei diesem Fall und ihren anderen Fall, eine Einbruchsvergewaltigungsserie, lädt sie auch bei Harry ab.

    Und ziemlich schnell ist Renée Ballard da wo Harry bereits ist – auf der Suche nach Recht und Gerechtigkeit von den Fliehkräften aus dem System katapultiert.

    Das Setting ist cool, die Story und die Fälle perfekt verwoben, LAPD Internes galore mit einer Kämpferin die über Grenzen geht. Und killt. Mit Marke oder ohne, egal.

    Die Ermittlungen zu den Morden und zu den sexuellen Übergriffen werden spannend verwoben, dabei muss der geübte Leser immer schön die Details der Fälle auseinanderhalten. Renée Ballard selbst ist dabei die Figur, die das Interesse fokussiert. Ich will beinahe, dass sie Erfolg hat. Dass sie es gut macht, auch wenn ich angesichts ihrer ungesetzlichen Entscheidungen den Atem anhalte.

    Mehr, immer mehr. Und gerne auch verfilmen.

    Soundtrack dazu: Rumspringer – Post-Midnight, was sonst?

    PS: Coole The Dark Hours location tour mit Michael Connelly…