Tag: Unionsverlag

  • Bücher, schnell gelesen: 1.670

    Bücher, schnell gelesen: 1.670

    Tony Hillerman – Zeugen Der Nacht (UT Metro, 2023)

    Gelesen: 28. – 29.11.2023 (netto 243 Seiten).

    Aus dem Englischen von Klaus Fröba

    Das Buch flutschte!

    Diesmal ist der junge Polizist Jim Chee die Hauptfigur. Auch Navajo Polizist. Und neugierig.

    Aus einem kleinen Diebstahl, wo nichts von Wert weggekommen ist, wird eine ziemlich große und alte Geschichte. Weil Jim Chee neugierig bleibt.

    Die Story wird dabei aus zwei Sichten erzählt:

    Jim Chee, der Neugierige, studiert immer noch die sonderbaren Wege des Weißen Mannes, die so ganz anders sind als die eines Navajo. Eine Offerte des FBI hat er schon, kann sich aber nicht entscheiden – der Stamm und die Familie sehen in nach dem Studium des Weißen Mannes ehr als Schamane.

    Colton Wolf, der Killer, hat es über viele Jahre geschafft sein Geschäft schön unter dem Radar zu halten. Nur indirekter Kontakt mit den Auftraggebern. Schnell ran an das Opfer, Kopfschuss aus nächster Nähe mit einer schallgedämpften .22er und dann schnell den Lauf tauschen und den benutzten entsorgen. Er macht den Job eigentlich nur um Geld zu haben seine Mutter suchen zu lassen.

    Die Story führt beide zusammen, Chee versucht seine Job auf Navajo-Art zu machen, d.h. er folgt mystischen und religiösen Spuren. Und landet 30 Jahre in der Vergangenheit und bei einem Haufen Toter. Und bei einer jungen Weißen Lehrerin, die für eine Zeit sein Sidekick wird.

    ( (c) Unionsverlag 2023)

    Ein Romanze wird es dann aber irgendwie doch nicht. Schade.

    Colton dagegen muss seinen Job noch erledigen, das hat er nämlich verkackt. Und da sein Opfer im Krankenhaus an Krebs stirbt, hat er es quasi nochmal verkackt. Und da sein Opfer Navajo ist, stolpern Chee und er übereinander. Und ab da nimmt das ganze noch mehr Fahrt auf, bis zum Showdown.

    Alles an dieser Story hat Hand und Fuß, nichts kommt konstruiert rüber. Tony Hillerman schafft es ganz wunderbar, dass die Navajos die Mentalität der Weißen spiegeln. Die Weißen, die sie besiegten und beraubten. Sie in die leere Wüste verbannten. Und ihnen das Land wg. Öl und Uran nochmal klauten.

    Und so lässt eine nahezu perfekte Crime Story den Leser die Zerstörung der Kultur der Navajo und anderer Stämme mit anderen Augen zu sehen. Und einen 30 Jahre alten Kriminalfall lösen.

    Und wer killt in diesem Buch? Immer die Weißen. Immer die Weißen.

    Soundtrack dazu: Pegboy – Field Of Darkness, was sonst?

    PS: Diese Vorlage wurde dann 2023 auch in der Serie Dark Winds verarbeitet.

  • Bücher, schnell gelesen: 1.662

    Bücher, schnell gelesen: 1.662

    Garry Disher – Funkloch (Unionsverlag, 2023)

    Gelesen: 22. – 27.09.2023 (netto 343 Seiten).

    Aus dem Englischen von Peter Torberg.

    Das 7te Buch in der Inspector Challis Reihe von Garry Disher, das 16te Buch von ihm in meiner Bibliothek und … im Original von 2016.

    Nummern, immer eine Nummer!

    Das Buch beginnt mit einem Intro, das auch für sich selbst als perfekte Noir-Kurzgeschichte stehen könnte. Und irgendwie ist es beides: Intro als auch Ablenkung von der eigentlichen Story. Und ich mag definitiv Geschichten bei den die Hauptpersonen schnell sterben. Hier zwei Killer die ihren Job professionell erledigt haben nur um der Natur in die Falle zu gehen.

    Aber was wissen auch schon Killer eines Drogenbarons von Buschfeuern? Und daher wird es am Ende des ersten Kapitels poetisch:

    Der Lack warf Blasen, so etwas hatten sie noch nicht gesehen, eine solche Hitze noch nicht gespürt, einen solch fauchenden Furor noch nicht gehört. Die Hitze schlug zu. Sie konnten nicht sprechen, nichts tun.

    Und damit hat Inspektor Challis seinen Fall. Und Garry Disher einen perfekten Aufhänger. Und wie immer bringt er dann echte Menschen mit einem echtem Leben in einer echten Welt zusammen, langsam aber mit extrem detaillierten Charakterzügen.

    Und aus einem Fall werden viele unterschiedliche Fälle, in der Mitte des Buches fragt sicher der Leser dann schonmal ober er nicht mehr als zwei Bücher ließt. Aber Disher ist ein perfekter Erzähler – er hat nämlich im ersten Kapitel den Zusammenhalt der Geschichte versteckt:

    Owen Valentine, ein lokaler Meth-Junkie und Teilzeit Meth-Koch ist das Opfer der Killer. Und die zentrale Figur in der Plage der Meth-Sucht die das Hinterland heimsucht. Sein Verschwinden triggert alles andere und am Ende haben wir ein vermisstes und mutmaßlich missbrauchtes Kind, eine Einbruchssserie, einen Serienvergewaltiger und einen Drogenboss, der alles im Griff hat und ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft ist.

    Und jede Menge “Denkste!”.

    Ganz großes Kino, zündet sofort in meinem Kopf. Es gibt wohl keinen der in diesem Genre einen besseren Cast hinbekommt und dazu jede Menge “WTF” ins Hirn pflanzt.

    Bester!

    Soundtrack dazu: The Hitmen – St. Valentines Day, was sonst?

  • Bücher, schnell gelesen: 1.650

    Bücher, schnell gelesen: 1.650

    Tony Hillerman – Blinde Augen (UT Metro, 2023)

    Gelesen: 05. – 09.07.2023 (netto 250 Seiten plus Nachwort von Claus Biegert).

    Aus dem Englischen von Friedrich A. Hofschuster.

    Und gleich der nächste Band von Tony Hillerman, diesmal muss Lieutenant Joe Leaphorn von der Navajo Police gleich mehrere Labyrinthe meistern:

    Zum einen ist da ein direkter Angriff auf ihn, der Angreifer flieht in die Wüste. Dann ist da ein Doppelmord, bei dem weit draußen in der Wüste bei einem Ritual zwei Navajos umgebracht wurden, während die Listening Woman (so der Original Titel) die richtige Lösung für dieses Ritual überlegte.

    Und dann sind da noch Arbeitsaufträge: Ein verschwundener Hubschrauber, die Sicherheit eines Pfadfinder Meetings sicherstellen und nach einer jungen Weißen Ausschau halten – die darf auf keinen Fall in Navajo Land abhanden kommen.

    Aus all diesen Parametern macht Tony Hillerman ein perfektes Labyrinth. Und in diesem mentalen Labyrinth versucht Joe Leaphorn auf Navajo Art immer das richtige zu tun. Bald muss er das auch real, weit draußen in den Mesas, den Canyons und der Weite der Four Corners.

    Alleine. Verfolgt von Gangstern und einem Killerhund.

    Ganz einfühlsam nimmt Tony Hillerman den Leser mit auf die Reise in dieses Labyrinth und beschreibt die Wände dieses Labyrinths mit Geschichte, Kultur und Religion der Indianischen Stämme – und packt das ganze in eine ganz dichte Atmosphäre die einem den Sternenhimmel über dem Canyon in das Kopfkino zaubert.

    Ganz stark!

    Soundtrack dazu: Rocket From The Crypt – Canyon Killer, was sonst?

    PS: Diese Atmosphäre…