Tag: suhrkamp

  • Bücher, schnell gelesen: 1.744

    Bücher, schnell gelesen: 1.744

    James Kestrel – Bis In Alle Ewigkeit (Suhrkamp, 2024)

    Gelesen: 07. – 12.12.2024 (netto 424 Seiten)

    Aus dem amerikanischen Englisch von Stefan Lux.

    Sein erstes deutsches Buch war ja sofort mein Buch des Jahres 2023 – das legt die Messlatte für dieses Buch seeeeehr hoch!

    Diesmal gibt es kein Noir-Epos, diesmal gibt es eine knallharte Privatdetektiv Story. Im englischen Original hat dieses Buch, von 2019 und damit vor “Fünf Winter” erschienen, den Titel Blood Relations und der passt so viel besser.

    Lee Crowe ist ex-Anwalt und nun als Privatdetektiv unterwegs. Sein Auftraggeber ist James Gardner, ein durch und durch windiger aber erfolgreicher Anwalt. Berät Stars, Sternchen und … zur Not auch Leute aus der Import Branche. Und die Aufträge sind dann schon einmal, naja, halb-legal.

    Als James Lee die Millionärin Olivia Gravesend als Klientin vermittelt nimmt er natürlich an. Denn Geld spielt keine Rolle bei der Suche nach dem Grund, warum ihre Tochter Claire tot auf dem Dach eines Rolls-Royce mitten in einem abgewarzten Viertel von San Francisco lag.

    “Bis in alle Endlichkeit“ spielt in der Gegenwart, mit allen aktuellen technischen Möglichkeiten (zB Drohnen) und Gefahren. Jede Spur, die Lee Crowe auf seiner Suche hinterlässt, kann eine zu viel sein. Auf der anderen Seite greift er auch auf alles zurück, was ihm erlaubt Spuren zu verfolgen.

    Was sich zuerst als breite Story darstellt wird jedoch schnell eine ziemlich zielgerichtete Suche nach einem Bösewicht, der Reichen das endlose Leben verspricht und dafür “Gefäße” braucht. Richtig, andere Menschen. Und Zwillinge, jede Menge Zwillinge.

    Die Story ist sehr schnell, ordentlich blutig und das Thema selbst durchaus düster. Lee Crowe als Held ist sowohl clever als auch lässig.

    Am Ende jedoch bleibt trotz des hohen Tempos (was das Buch für mich tatsächlich zum Pageturner machte) ein Mangel an echtem Noir: Das die Reichen und Schönen drinhängen bringt ein ehr oberflächliches Feeling, es fehlt irgendwie der “Noir Backdrop”.

    Dennoch ein gutes Buch zum verschlingen! Buch des Jahres? Ehr nicht.

    Soundtrack dazu: Cloak/Dagger – Jesus Had A Twin, was sonst?

  • Bücher, schnell gelesen: 1.736

    Bücher, schnell gelesen: 1.736

    Colin Niel – Darwyna (Suhrkamp, 2024)

    Gelesen: 26. – 30.10.2024 (netto 291 Seiten)

    Aus dem Französischen von Anne Thomas.

    Und wieder mal ein Buch, das ich liegengelassen hätte wenn es nicht von Thomas Wörtche herausgegeben worden wäre. Drauf steht “Thriller” aber das entspricht nicht wirklich dem Inhalt bzw. entpuppt sich die ganze Geschichte als …. anders.

    Ganz anders.

    Der Autor Colin Niel Colin Niel arbeitete als Agrar- und Forstingenieur im Bereich Biodiversität, u. a. mehrere Jahre in Französisch-Guayana. Kennt also den Dschungel.

    Und dort spielt auch diese kleine und etwas abseitige Geschichte. In einem Slum mit dem euphemistischen Namen Bois Sec (Trocknes Holz). Yolanda, die Mutter von Darwyne, schlägt sich so durch. Mit wechselnden Männern. Die irgendwann immer verschwinden. In einer Blechhütte oben am Berg. Direkt am Dschungelrand.

    Darwyne ist 10 und hat offensichtlich körperlich und geistig einen Hau. Liebt seine Mutter und liebt den Dschungel sowie die Tiere dort. Mehr noch als die Mutter. Die endlose Abfolge von neuen Vätern für Darwyne endet erst als die Sozialarbeiterin Mathurine einer alte anonyme Anzeige wegen “Kindeswohl” nachgeht.

    Sie erkennt in Darwyne eine verwandte Seele (die den Urwald und die Tiere liebt) und sieht nicht nur den Krüppel. Voller Energie, wohl auch angetrieben vom eigenen – unerfüllten – Kinderwunsch, kümmert sie sich um Darwyne.

    Und dann geht alles sprichwörtlich den Bach runter, der Slum versinkt in den klimawandelgemachten Regenfluten. Darwyne verschwindet im Urwald.

    Ungefähr 289 Seiten ist das Buch ehr eine detaillierte Lebensgeschichte mit einem Schuss Fantasy, darauf einen Floater Sozial- und Umweltkritik. Und dann, auf den letzten Seiten, dreht Colin Niel Opfer und Täter um und schafft ein echt knalliges Ende.

    Perfekt lakonische Story über ein Leben das wir uns in Deutschland so nicht vorstellen können. Und das Ende, wow! Das sitzt!

    Soundtrack dazu: No Fuck Bébé – La Jungle, was sonst?

    PS: Un Colin Niel so?

  • Bücher, schnell gelesen: 1.720

    Bücher, schnell gelesen: 1.720

    Lisa Sandlin – Der Auftrag Der Zwillinge (Suhrkamp, 2024)

    Gelesen: 02.07. – 08.08.2024 (netto 357 Seiten)

    Aus dem amerikanischen Englisch von Andrea Stumpf.

    Der dritte Band der Delpha Wade Reihe und bisher nur in Deutschland verlegt – The People Store ist bisher in den US of A noch nicht erschienen.

    Diesmal sind Delpha (eigentlich nur Sekretärin von Phelan Investigations) und Tom Phelan weder Zwillinge noch ein Paar. Sondern haben klare Rollen. Passend zur Zeit, die Serie spielt in den frühen 70ern in Texas.

    Aber Der Auftrag der Zwillinge bringt beide zum ersten mal so richtig zusammen, das ganze Buch lebt davon das beide, gemeinsam, ermitteln. Mit gekonnt ruhiger Hand und viel Menschlichkeit erzählt Lisa Sandlin kleine Aufträge und im Hauptteil eine ziemlich fiese Geschichte.

    Denn diesmal geht es neben den kleinen Ermittlungen um die Privatisierung des Strafvollzuges (aka prision industrial complex) und die damit verbundene werthaltige Vermietung (aka Ausnutzung) von Gefangenen. In einem der ersten privatwirtschaftlichen Gefängnissen in Texas werden medizinische Versuche mit den Gefangenen gemacht.

    Delpha und Tom sind aber klug genug die Aufklärung darüber der Presse zu überlassen. Dazu ist Tom dann noch klug genug Delpha zu Weihnachten die Partnerschaft in seiner kleinen Detektei anzubieten.

    Und Delpha ist klug genug nach 14 Jahren Knast nicht nur Freundschaften auszubauen sondern auch …

    ( (c) Suhrkamp 2024)

    Bäng!

    Da bin ich dann doch gespannt ob und wie das weitergeht, diese Reihe hat was ganz besonderes (und das ohne Blood, Gore and Violence).

    Soundtrack dazu: Prisoner Abuse – Slow Leak, was sonst?

    PS: Backdrop…