Tag: Die Andere Bibliothek

  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.473

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.473

    Albert Londres – Afrika In Ketten (Die Andere Bibliothek, 2020)

    Gelesen: 04. – 05.09.2020, netto 345 Seiten

    Albert Londres war einer der Erfinder dessen, was später Investigativer Journalismus genannt wurde. Er berichtete nicht nur von Ereignissen, er erzeugte das Ereignis selbst.

    Seine Reiseberichten in den nahen und fernen Osten habe ich schon gelesen, hier geht nur kurz in den Süden … die französischen Kolonien in Afrika sind sein Ziel.

    2 Reportagen aus den 1920ern sind hier vereint: Zum einen sein Bericht über den Bau der Kongo-Eisenbahn, zum anderen ein Bericht aus den Straflagern des französischen Militärs in Nordafrika.

    Der erste Teil ist historisch spannend, handelt er doch von dem wenig professionellen Handeln der Franzosen in Französisch-Äquatorialafrika. Diese Reisereportage ist sowohl spannend als auch erschreckend: Wo andere Länder (Belgien und das Vereinigte Königreich) die Ausbeutung professionell betreiben, da liefert die Grande Nation nur stümperhaftes Flickwerk. Und das ist aus Sicht von Londres zu kritisieren. Das Ausbeuten der Kolonien selbst? Voll ok! Das der Neger ein dummer Untermensch ist? Wird nicht in Frage gestellt.

    Dennoch ein schonungsloser Bericht. Sklaven gibt es nicht mehr, aber Arbeitsdienst. Und mit diesem Bananen-Motor (ein schreckliche Worterfindung von Londres) errichteten die Franzosen eine Eisenbahn da der untere Kongo nicht schiffbar ist und ihre Kolonie somit vom Meer und von den Transportwegen nach Europa abgeschnitten war.

    Von 1924 bis 1934 wurde die Eisenbahn von Brazzaville bis zum Hafen Pointe-Noire gebaut – durch Menschenkraft und unter Vernichtung von Menschenleben. Waren ja nur Bananen.

    Dennoch erkennt Londres das es im Kolonialen Afrika nur einen Verlierer gibt:

    ( (c) Die Andere Bibliothek, 2020)

    Während sein Bericht aus Zentralafrika ehr dazu dient den französischen Behörden Druck zu machen das ganze professioneller zu erledigen ist sein Bericht aus Nordafrika ein echter Killer: Er sorgt letztendlich dafür das das System der militärischen Straflager abgeschafft wird.

    Hier setzt er mehr oder weniger auf die Kraft der Oral History, lässt die Opfer des Systems selbst zu Worte kommen und gibt damit den Schrecken ein Bild im Kopf des Lesers. Kleinste Verfehlungen im Militär konnten zu 20 Jahren Strafarbeit in Nordafrika führen, wo die Häftlinge von sadistischen Unteroffizieren weiter gequält wurden. Mehr als einer verstümmelte sich selbst, um in einem echten Gefängnis zu landen.

    Spannend aber im Zeitkontext zu lesen. Ich mag sowas.

    Soundtrack: Gogol Premier Et La Horde – Les Punks Africains, was sonst?

    nb: Angeblich hat Hergé Londres als Vorbild für Tintin gesehen …

    PS: Book Collectors are pretentious assholes – #2468 der nummerierten Erstausgabe!

  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.418

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.418

    Der Königsspiegel (Die Andere Bibliothek, 2019)
    Der Königsspiegel (Die Andere Bibliothek, 2019)

    Gelesen: 22. – 24.10.2019, netto 433 Seiten inklusive aufwendigen Vor- und Nachwörtern.

    Ich lese gerne historische Reiseberichte, dieses Buch ist wohl das älteste, das ich bisher gelesen habe.

    Entstanden um 1250 in Norwegen ist es eine Dokumentation seiner Zeit: Leben, Gebräuche und was die Menschen damals so umtrieb. Aufgesetzt als vermeintliches Gespräch einen unwissenden Sohnes mit seinem wissenden Vater versucht es die Weltordnung und wie man sich in dieser zu Verhalten hat weiterzugeben.

    Der Autor ist unbekannt und die Handschrift liegt nur unvollständig in Altnorwegisch vor. Es wird vermutet, dass es eine Bischof am norwegischen Königstrohn war, der diesen “Spiegel” aufgezeichnet hat. 

    Spannend ist das Buch, wenn Handel und Reisen, Tiere und Länder beschrieben werden (in der Sicht von 1250 – flache Erde galore!), völlig dröge wird es wenn christliche Inhalte über endlose Seite wiedergekäut werden.

    Als Zeitzeugnis aber absolut großartig!

    Soundtrack dazu: Shipwrecked – It’s grim up north, was sonst?

    PS: Book Collectors are pretentious assholes – #3869 der nummerierten Erstausgabe!

  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.374

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.374

    Jules Verne - Die Jangada (Die Andere Bibliothek, 2018)
    Jules Verne – Die Jangada (Die Andere Bibliothek, 2018)

    Gelesen: 11. – 13.03.2019, netto 422 Seiten

    Jule Verne, hach, da kommen jede Menge Erinnerungen an Abenteuer in der Jugend hoch: Fast alle Jules Verne Büche habe ich als Jugendlicher über die Bücherhalle gelesen.

    Dieses Buch aber nicht, denn es ist nur einmal in 1882 ins Deutsche übersetzt worden und danach wohl schlicht und einfach als “zu langweilig” vergessen worden.

    Es ist durchaus ein Abenteuer, aber ein behutsames und erzählt in ganz langsamen Schritten.

    Eine Jangada ist eine kleine Stadt auf einem Floß – einem ziemlich großem Floß. Ein solches braucht einen großen Fluß und den hat es mit dem Amazonas.

    Erzählt wird einen kleine Reisegeschichte und eine kleine Kriminalgeschichte. Aus heutiger Zeit nichts besonderes, damals aber waren solche Dinge noch aufregend. Dazu kommen 90 großartige Abbildungen aus den französischen Ausgabe von 1901 und fertig ist eine gelungene Reisegeschichte.

    Wir alle Bücher aus Die Andere Bibliothek etwas für Sammler.

    Soundtrack dazu: Sonic Surf City – Surfin’ Amazonas, was sonst?

    PS: Book Collectors are pretentious assholes – #4068 der nummerierten Erstausgabe!