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  • Bücher, schnell gelesen: 1.777

    Bücher, schnell gelesen: 1.777

    J. Robert Lennon – Hard Girls (Suhrkamp, 2025)

    Gelesen: 20.06. – 03.07..2025 (netto 407 Seiten)

    Aus dem amerikanischen Englisch von Stefan Lux.

    Ach schade – das Buch verspricht viel, hält in Teilen auch viel aber irgendwie ist das Ende … lausig. Für mich zumindest fällt der Spannungsbogen zum Ende hin ab.

    Der Einstieg ist spannend: Jane hat alles was sie immer wollte. Haus. Kind. Mann. Aber es gibt auch ihre Vergangenheit, sorgsam weggeschlossen.

    Erratischer Vater. Abwesende Mutter. Verschollene Zwillingsschwester. Und ein paar Jahre im Knast.

    Und diese Geheimnisse brechen (natürlich) durch. Und aus der lieben, braven Jane wird …

    … wieder ein Road Movie Girl. Das hat die vor 19 Jahren mit ihrer Schwester schonmal gemacht. Geflüchtet in die Weite der US of A nachdem beide einen Theaterlehrer, der sie missbrauchen wollte, erschlagen haben.

    Das ganze wird erzählt in Rückblenden und passenden “Fast Forwards” zu heute. Und aus der Fluchtgeschichte der Kinder wird eine CIA Geschichte ihrer Eltern.

    Könnte klappen, wenn das ganze ins etwas schräge abgleiten würden. Tut es aber nicht, es wird ehr so eine Mutter/Tochter coming-of-age Geschichte.

    Verschenkter Einstieg, es hätte hard-boiled und crazy weitergehen können.

    Das Ende ist echt langweilig und dient wohl als Cliffhanger. Ich kann nicht versprechen das ich den nächsten Teil nochmal probiere.

    Soundtrack dazu: C.I.A. – Runaway, was sonst?

    PS: Bonuspunkte gibt es aber für das Cover – unverändert. Merci!

    J. Robert Lennon – Hard Girls
    (Mullholland Books, 2024)
  • Bücher, schnell gelesen: 1.768

    Bücher, schnell gelesen: 1.768

    Dirk Schmidt – Die Kurve (Suhrkamp, 2025)

    Gelesen: 09. – 11.05.2025 (netto 268 Seiten)

    “Thriller” steht auf dem Umschlag. Ein Thriller ist da aber nicht wirklich drin. Sondern etwas viel clevereres.

    Das ganze startet wie ein Mafia Thriller: Die Tochter eines Mafia Bosses vereitelt einen Anschlag auf ihren kranken Vater. Und ruft dann die Telefonnummer an, die ihre Vater ihr mal anvertraut hat. Für den Fall, das ein echtes Problem zu lösen ist.

    Und das gibt es hier offensichtlich zu lösen. In einer Umgebung, in der ehr weniger staatliche Problemlöser hinzugerufen werden.

    So weit, so Mafia Thriller.

    Auf der anderen Seite des Telefons meldet sich allerdings Carl aus Herne. Und der hat – nach langen Jahren als Leiter eines Jugendzentrums in Herne mit dem Namen “Die Kurve” – sozusagen eine Problemlösungsberatung. Extrem lukrativ für ihn. Extrem tödlich für die Probleme.

    Und ab da wird das Buch mehr so zum Beobachter von Carl, seinen Angestellten (die sich, gar nicht so überraschend, als der harte und jugendkriminelle Kern der Kurve herausstellen) und einem kleinen Ausschnitt aus ihrem Leben.

    Dazu ein paar Rückblenden, die uns nach und nach die Geschichte dieser Problemlöser Ultras aus der Kurve offenbaren.

    Das ganze erinnert mich ungemein an die Bücher von Jörg Juretzka, der mit Kristof Kryszinski ja auch einen nicht ganz gesetzeskonformen Problemlöser auf die Reise schickt.

    Diese Buch bleibt aber anders, es beobachtet nur und drängt überhaupt nicht auf eine Ziel, eine “Auflösung” hin. Wie in dem Gewerbe wohl üblich.

    Ziemlich coole Story, lustige Dialoge, ordentlich schwarzer Humor, originelle Figuren mit ordentlich Street-Credibility, etliche Leichen.

    ( (c) Suhrkamp Verlag, Berlin, 2025)

    Und damit eine echte Neuentdeckung als Genre:

    Problemlöser-Pulp.

    Davon nehm’ ich gerne mehr!

    Soundtrack dazu: GSG Neun – Starker Mann, was sonst?

    PS: Dirk Schmidt mach eigentlich Hörspiele bzw. eine (laut Hörensagen) klasse Radio-Tatort Reihe. Er kann Dialoge!

    Ein Teil des Buches stammt auch aus einem seiner Hörspiele:

  • Bücher, schnell gelesen: 1.767

    Bücher, schnell gelesen: 1.767

    Johannes Groschupf – Skin Ciry (Suhrkamp, 2025)

    Gelesen: 01. – 08.05.2025 (netto 225 Seiten)

    Nach Die Stunde der Hyänen lese ich dann mal vorwärts, die ersten beiden Bücher von Johannes Groschupf hab ich immer noch nicht in den Rückstand gepackt.

    Von den Brandermittlern ist Romina Winter jetzt zum Einbruch versetzt, sie hofft eigentlich auf eine ruhige Kugel. Doch professionelle Georgische Einbrecher machen ihr einen Strich durch die Rechnung. Und natürlich die Suche nach der großen Liebe.

    Großartigen Sex hat sie gefunden, aber Liebe … die ist da irgendwo, aber für sie nicht erreichbar.

    Zwei andere Protagonisten bringt Johannes Groschupf auf Kollisionskurs mit Romina:

    Koba, ein junger Georgier der hofft mit seinem Job als Einbrecher genug Geld für ein Leben in Kanada zusammenzubekommen. Aber Pustekuchen, die Organisation für die er arbeitet hat ihn voll im Griff.

    Und gibt ihm Volltrottel als Begleiter.

    Jacques, ein junger Deutscher der gerade seine Zeit im Knast abgesessen hat. Sein Job war Umsatzsteuerbetrug, lief gut aber seine Bosse haben ihn elegant abserviert. Im Knast abgehärtet, will er jetzt in Berlin wieder richtig durchstarten. Als Berater in der Kunstszene.

    Und natürlich kreuzen sich die Bahnen und alles läuft auf einen Car-Crash hinaus. Der dann aber ganz anderes kommt als traditionell in einem Krimi. Und damit ziemlich ruppig das Buch beendet (und noch mehr).

    Alles aus Liebe.

    Flotte Dialoge, flotte Figuren und die Berliner Kunstszene wird ganz wunderbar durch den Dreck gezogen bzw. lächerlich gemacht.

    Was an und für sich ganz bestimmt ein Bonus ist.

    Ich mag sowas, vor allem weil die Heldin … eine Heldin ist.

    Soundtrack dazu: Es War Mord – Die Falsche Uhr, was sonst?