Michael Dibdin – Entführung auf Italienisch (UT Metro, 2016)
Gelesen: 31. – 11.11.2016 netto 373 Seiten.
Der bisher beste Aurelio Zen Roman – zumindest für mich. Absolut lakonisch wird einer der zentralen Wirtschaftszweige in Italien auseinander genommen: Die Entführung von Reichen um Geld zu erpressen. Aber Italien wäre nicht Italien (zumindest 1988 als das Original herauskam) wenn dazu nicht Korruption, Vorteilnahme und bürokratische Inkompetenz kommen würden.
Aus einem kalabrischen Entführungsfall entspinnt sich eine kleine aber feine Familiengeschichte und ein eine Justiz die den Mächtigen folgt und nicht der Wahrheit.
Dazu der einsame Kommissario, der extrem abgebrüht die Methoden der anderen benutzt um diese zur Strecke zu bringen. Wow – das kommt extrem cool rüber!
Michael Dibdin – Schwarzer Trüffel (UT Metro, 2016)
Gelesen: 11. – 18.09.2016 netto 314 Seiten
Mist, in der Hektik des Umzuges habe ich von den drei noch zu lesenden Aurelio Zen Büchern bei UT Metro leider das letzte zuerst angefangen – auch wenn die Fälle nicht wirklich aufeinander aufbauen ist das einfach ärgerlich. Genauso ärgerlich wie Verlage, die sich bei einer Neuauflage oder Erstausgabe ebenso nicht an die inhaltliche Reihenfolge halten.
Nevermind, der 6te Fall mit Aurelio Zen und irgendwas ist schief gelaufen: Er bekommt einen Spezialauftrag von einem einflussreichen Weinliebhaber (der offensichtlich so mächtig ist das Aurelios Chefs diesen einfach “weitergeben”) und soll die Unschuld eines Weinbauern beweisen, damit dieser einen Jahrhundertwein keltern kann.
Also endet der Vize-Questore im Piemont, in einem Dorf wo jeder Dreck am stecken hat: Trüffel und Wein waren schon immer gute Möglichkeiten illegal Geld zu machen. Dazu ein wenig alter Ärger aus der Kriegszeit und insgesamt Missgunst. Herrlich verrückte Charaktere und ein ebenso herrlich durchgeknallter, selbstherrlicher und diesmal auch zugerauchter Komissar, der scheinbar völlig den Überblick verliert. Vor allem seine Eigenheiten machen ihn irgendwie zum Anti-Helden, das kommt echt gut.
Des Rätsels Lösung ist dabei dem Leser näher als dem Komissar, da der Täter teilweise in der Ich-Perspektive erzählt. Das ist dennoch ein weiteres Kapitel gibt in dem der Täter …. stop: Einfach nur cool – also selber lesen.
Dunkel, herzlich und der Region verbunden. Bisher der beste Aurelio Zen für mich!
Es gibt ja diese bretonischen Reiseführerkrimis – ich habe fast das Gefühl das die von Michael Dibdin und seiner Krimi-Serie zwischen 1988 und 2007 entstandenen Serie rund um Vize-Questore Aurelio Zen inspiriert worden sind.
“Himmelfahrt” (1992) brachte dem Leser (eine lange vergangenes) Rom nahe, “Tödliche Lagune” (1994) zeigt ein Venedig im Niedergang und abseits der Touristen. Alles ist grau, nass und ehr elendig. Dazu “dreckige” Politik, “schmutzige” Liebe, “durchgeknallte” Adelige und ein guter Schuss Egoismus des Protagonisten: Er weilt nämlich nicht wirklich im Auftrag in Venedig sondern kocht sein eigenes Süppchen, das nur ihm Geld einbringen soll.
Das ganze gerät langatmig, mit vieeeeel Atmosphäre (zu viel!) und zwei leidlich gelungenen Krimi-Kniffen. Das ganze ist immer gut wenn Zen sich durchmogelt und seine eigentliche Aufgabe voranbringt und immer schlecht wenn sein Liebes- und Familienleben eine Rolle spielt.