Tag: Polar Verlag

  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.535

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.535

    Anthony J. Quinn – Auslöschung (Polar Velrag, 2021)

    Gelesen: 26. – 31.07.2021, netto 410 Seiten

    Das zweite Buch von Anthony J. Quinn, diesmal in der Dark Places Reihe vom Polar Verlag. Und da düstere die Winterlandschaft rund um den Lough Neagh fast eine Hauptrolle spielt ist die Einordnung in Dark Places sowas von Richtig.

    Und der Kopf von David Hughes, einem ehemaligen Polizisten der Special Branch, ist ein ebenso dunkler Ort: Demenz raubt ihm seine Erinnerung und seine Demenz ist auch eine Gefahr: Plappert er Geheimnisse aus?

    Wir auch in Gestrandet verbeißt sich Inspektor Celcius Daly in einen Fall von dem er besser die Finger gelassen hätte. Die Troubles sind vorbei, viele haben sich die Absolution abgeholt aber noch immer haben die IRA und loyalistische Paramilitärs das Sagen.

    Was als einfacher Rachemord in dieser Szenerie beginnt wird durch eine Vermisstenanzeige für David Hughes zu einem echtem Problem für Daly – obwohl der Stück für Stück Wahrheiten findet gibt es immer jemanden der ihm ein Stück voraus ist. Und er hat keine Ahnung warum.

    Was hab ich über Gestrandet geschrieben?

    Ein extrem vielschichtiges und spannendes Buch, in dem der arme Celsius Daley weit außerhalb seiner – ehr schmalen – Komfortzone ermitteln muss. Und voller wunderbarer Beschreibungen der Landschaft, die so wunderbar mit dem vorherrschenden Thema Verrat verheiratet wird.

    Das passt aber sowas von auch in diesem Buch. Wer Bücher vor dem Hintergrund der Troubles mag, wer Bücher mag wo viel Zeit für die Natur da ist – der ist hier Richtig. Und verdammt spannend ist es auch noch!

    Soundtrack dazu: Frenzal Rhomb – Guns Don’t Kill Ducklings (Ducklings Kill Ducklings), was sonst?

    PS: Und Anthony J. Quinn? Ist ein Experte für Wild Storytelling:

    PPS: Und der Lough? Horror!

  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.534

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.534

    Tahar Ben Jelloun – Schlaflos (Polar Verlag, 2021)

    Gelesen: 21. – 25.07.2021, netto 201 Seiten

    Ein untypischer Noir bei Polar: Das Buch ist eine durch und durch humorvolle Farce, eine Fabel. Irgendwie wie eine nordafrikanische Geschichte die von Erzähler zu Erzähler weitergereicht wird – nicht zu vergessen das Lehrstück am Ende.

    Gegen Schlaflosigkeit hilft töten. Das findet der namenlose (aber offensichtlich autobiographische) Erzähler nebenbei raus als er seine Mutter erstickt. Warum? Egal.

    Aber irgendwie kommt er dahinter das er nur dann erfolgreich in sein Schlafkreditkonto einzahlt wenn er Menschen vom Leben in den Tod hilft. Schlafkreditpunkte (SPK) bringt das ganze.

    Zuerst sind es eh sterbende nahe und ferne Freunde, Verwandte und Bekannte. Aber dann braucht er mehr und kommt drauf das böse Menschen, Politiker und Banker noch mehr SPK’s einbringen.

    Und so mordet er sich fröhlich durch die Lande, entgeht der Polizei und entdeckt das auf dem Weg auch Libidopunkte einheimsen kann.

    Das Ende wird nicht verraten, aber ihr könnt euch sicher denken das er am Ende noch eine starke Lektion lernt.

    Recht fröhlich poesiert sich Tahar Ben Jelloun (ein erfolgreicher ernsthafter Schriftsteller) dabei durch die wirkliche lustige Story. Hollywood könnte draus eine schöne Screwball-Comedy machen, evtl. schafft das auch ein Franzose.

    Einen Serienmörder ohne negativen Antrieb und ohne schlechtes Gewissen hinzubekommen, Chapeau! Cooles Buch und schönes Solitär!

    Soundtrack dazu: Taqbir – Aisha Qandisha, was sonst?

    PS: Und Tahar so?

  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.533

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.533

    J. Todd Scott – Die Weite Leere (Polar Verlag, 2021)

    Gelesen: 12. – 20.07.2021, netto 427 Seiten

    Geil, ein echter Western.

    Und einer, der absolut passend in der heutigen Zeit spielt. Einzig den Ort der Handlung hat J. Todd Scott “anonymisiert”: Aus Marfa, Texas, wurde Murfee, Texas. Und Murfee liegt ganz hinten links in Texas, da wo der Rio Grande am Big Bend National Park diese nette Kurve macht.

    Grenzland. Wüste.

    Kleine Städte, kleine Könige. Viel weites Land, im englischen Titel The Far Empty. Der kleine König von Murfee ist Standford “Judge” Ross, der Sheriff. Ein alter Haudegen, Revolverheld und Ankläger und Vollstrecker in einem. Er hat das Sagen. Er macht die Geschäfte. Seine Frauen kommen gerne mal abhanden bzw. sterben bei häuslichen Unfällen.

    Und daneben? Da ist sein Chief Deputy Duane hat sich knietief in Crystal Meth gestützt. Der Deputy Chris, der seine Football Karriere wegen einer Verletzung aufgeben musste und mit seiner Freundin Melissa ehr unglücklich nach Murfee zurückgekommen ist. Die Lehrerin Anne, die der Judge nach Murfee gelobt hat. Und der Sohn des Judge, Caleb, der sich sicher ist das der Judge nicht nur seine Mutter ermordet hat sondern auch noch 3 weitere Männer.

    Kapitel für Kapitel werden die handelnden Personen skizziert und Kapitel für Kapitel wird das Land größer, weiter … und die Probleme ernsthafter, boshafter und tödlicher.

    J. Todd Scott schickt im Grunde ein ganzen Planetensystem auf Kollisionskurs, dazu mit der DEA und der mexikanischen Mafia noch ein paar Kometen. Und der Leser guckt zu wie Planeten mit ihrer Anziehungskraft einander ins taumeln bringen, Kometen einschlagen und tiefe Krater reißen und der eine und andere Planet – bäng – zerknallt.

    Gnadenlos gut, extrem realistisch und schön gewalttätig. Und das Beste? Auch die Bösen haben Partner und Bosse, die noch Böser sind. Und keine Ärger gebrauchen können.

    J. Todd Scott war selbst 20 Jahre bei der DEA tätig und hat sehr genau hingeschaut. Und darum ist sein Western so cool, so echt … so überraschend!

    Soundtrack dazu: Meat Puppets – Plateau, was sonst?

    PS: Das ist Marfa …

    https://www.youtube.com/watch?v=6OAc3gx9K3Y

    … und der Big Bend: