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Gerhard Paul – Das absurde Ende des “Dritten Reiches” (Verlag Herder, 2025)

Gelesen: 28. – 31.10.2025 (netto 310 Seiten)

Mal kein Crime sondern … Geschichte. Mit einem Hauch von Operette.

Das Ende des zweiten Weltkrieges mit der bedingungslosen Kapitulation der Deutschen Streitkräfte am 08. Mai 1945 gilt für viele als Ende des 3. Reiches und der Nazi-Herrschaft.

Allerdings gab es da noch eine kleine aber feine Genauigkeit: Mit dem Selbstmord von Hitler am 30.04.1945 galt sowas wie sein politisches Testament, in dem Hitler an allen (auch im 3ten Reich geltenden) Gesetzen vorbei Großadmiral Karl von Dönitz zum Reichspräsidenten machte.

Der stellte dann auch in der Holsteinischen Schweiz (wohin viele Reichsregierungsstellen aus dem brennenden Berlin ausgelagert worden sind) auch eine Geschäftsführende Reichsregierung zusammen, die am Ende über ein paar Quadratkilometer Marineschule Mürwik (in Flensburg) bestimmte.

Weil Schleswig-Holstein eben noch nicht von den Engländern besetzt worden war. Vor dort aus entsandte Dönitz dann auch Keitel, Stumpff und von Friedeburg nach Berlin-Karlshorst wo die Kapitulationsurkunde pressefreundlich am 08. Mai nochmal gegenüber allen Alliierten unterzeichnet wurde.

Was Dönitz und Co. sonst so machten, dem spürt der Historiker Gerhard Paul nach und das ganze ist tatsächlich mit einem gewissen Schmunzeln zu lesen. Wenn nicht Dönitz und seine Knallchargen weiterhin 3te Reich gespielt hätten.

Wo im Rest von Deutschland bereits Hakenkreuz und Waffen verboten waren, gab es diese in Mürwitz noch … inkl. Standurteile gegen Defätisten, Fahnenflüchtlinge etc.

Und Heinrich Himmler, der samt der SS Führung dort auch aufschlug, sorgte für den mehr oder weniger erfolgreichen Umstieg in die Nachkriegszeit: Ordentlich falsche Papiere wurden ausgestellt.

Erst am 23. Mai 1945 setzten die Engländer dem ganzen ein Ende und verhafteten die ganze Bagage. Dafür reichte dann ein Zug britischer Soldaten.

Detention Card für Karl Dönitz

Spannend, unterhaltsam und immer mit dem Finger in der Wunde. Denn Paul stellt an jedes Kapitelende ein “Übrigens” und zeigt auf das z.B. Nazigeneräle eine Ehrentafel bekamen aber KZ-Gefangene, die irgendwie nach Flensburg verschleppt wurden, nicht. Dito einfache Soldaten, die noch nach der Kapitulation zum Tode verurteil wurden.

Und nach dem Krieg jede Menge Politiker, Bürgermeister etc. die an nichts erinnern wollen.

Geschichte, die erzählt werden muss. Geschichte, die gekannt werden muss. Geschichte, die verdammt nochmal kein Fliegenschiss ist.

Soundtrack dazu: No Hope For The Kids – Das Reich, was sonst?

PS: Topografie des Terrors!

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