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  • Bücher, schnell gelesen: 1.754

    Bücher, schnell gelesen: 1.754

    Jakob Nolte – Die Frau Mit Den Vier Armen (Suhrkamp Nova, 2024)

    Gelesen: 20. – 22.01.2025 (netto 226 Seiten)

    Hannover. Für mich die hässlichste Stadt Deutschlands. Schauplatz einer der langweiligsten Tatort Reihen. Ich hatte daher doch ziemliche Zweifel als ich das Buch im Buchladen meines Vertrauens in die Hand nahm (und in die Hand genommen habe ich wa nur weil es bei Suhrkamp Nova herausgekommen ist).

    Der Waschzettel auf der Rückseite versprach “Der erste Niedersachsen Noir” und das war dann eher so ein Abtörner. Meine Herangehensweise ist dann immer “blind aufschlagen, eine Seite lesen”.

    Gelandet bin ich auf Seite 64:

    ( (c) Suhrkamp 2024)

    … ihres nur mit dem Tod enden könnenden Krankheitsverlaufs, der gemeinhin Leben genannt wurde…” ist dann exakt die Zeile die dazu führte das ich das Buch zuklappte und auf den Stapel der mitzunehmenden Bücher packte.

    Und ich wurde nicht enttäuscht!

    Und das ist vor allem dem Umstand geschuldet das es sowohl ein Noir- als auch Polizeiarbeitskrimi ist. Ohne das beides in Konflikt gerät.

    Kommissarin Rita Aitzinger von der Kriminalfachinspektion 1 (deren Chef in der Unwirklichkeit des TV’s einmal Klaus Borowski wahr, bevor der das grässliche Hannover gegen das großartige Kiel samt großartiger Tatort Reihe eintauschte) ist dabei beides: Neben der Spur denkende und handelende Ermittlerin (wo die Kollegen nach Abläufen fragen, nervt sie die Zeugen insistierend mit Fragen nach Gefühlen) aber auch Polizistin mit echter Polizeiarbeit.

    Auf der Gegenseite ist eine Frau mit vier Armen (wer aufpasst kann den Fall schon früh lösen!) die ziemlich gnadenlos junge Kerle um die Ecke bringt. Wie sich später herausstellt aus gutem Grund.

    Dazu kommt dann noch Polizeiwirklichkeit (in Person einer unfähigen Polizeipräsidentin) und jede Menge detaillierte Träumereien. In Summe aber tatsächlich eine spannende Jagd bei der am Ende die Frage bleibt ob die Täterin nicht … Recht mit ihrem Handeln hatte.

    Und warum Rita einen Zitronenfalter isst.

    Gewalt, Witz und Mord aus gutem Grund. Dazu Trottel, Versager, Verlierer und Träumer. Nicht 100% Noir aber schon ziemlich nah dran.

    Soundtrack dazu: Rotzkotz – Lunatic Chick, was sonst?

    PS: Und Jakob Nolte so?

  • Bücher, schnell gelesen: 1.753

    Bücher, schnell gelesen: 1.753

    Jo Nesbø – der könig (Ullstein, 2024)

    Gelesen: 14. – 19.01.2025 (netto 423 Seiten)

    Aus dem Norwegischen von Günther Frauenlob.

    Oh, ich hatte ja keine Ahnung das die Könige von Os eine Serie wird. Dieses Buch folgt dabei direkt auf “ihr königreich“.

    Im ersten Band ging es mehr um das tiefe Pulen in der Gesellschaft von Os und das Beobachten, wie die Brüder Carl und Roy Opgard ihr Königreich in Os schaffen. Und welche persönlichen Preise sie dafür zahlen.

    der könig fokussiert fast ausschließlich auf den Intrigen, die die handelnden Personen (inkl. Carl und Roy) spinnen – nach außen, nach innen und … untereinander.

    Wie jeder versucht, dem anderen mindestens 2 Schritte voraus zu sein. Und das ist extrem spannend, da Jo Nesbø ein ums andere Mal dem Leser den doppelten Boden vorenthält und ihn am Ende damit überrascht.

    Roy gewinnt dabei zusammen mit Carl (ein Tunnel der eine Umfahrung von Os ermöglich wird mit Bestechung aus der Planung geworfen), gewinnt den Baugrund für eine Achterbahn, erpresst sich geschickt einen Kredit und wehrt immer wieder den lokalen Polizisten ab (der ihn für den Tod seines Vaters drankriegen will).

    Dazu eine neue Liebe, Pläne die zerschellen und notwendige Morde, um die eigenen Pläne voranzubringen. Und Koalitionen, die halten (oder auch nicht).

    Im ersten Band war es am Ende die Zerstörung einer Dorfstruktur … getrieben durch die Gier nach Geld. Durch den Glauben an Geld. Hier ist es die Zerstörung von Liebe. Durch den Glauben an Macht und das ausüben von Macht.

    Und, klar, Jo Nesbø bleibt auch dem Fußball und der Musik treu, der neueste Hit ist Hell Spelemannslag (Hardcore Hardangerfiedel).

    Ganz ehrlich? Ich habs verschlungen und hoffe da kommt mehr. Was wird aus Roy?

    Soundtrack dazu: Ragnhild Hemsing & Trondheim Soloists – Grieg: In the Hall of the Mountain King (Hardanger Fiddle), was sonst?

    PS: Das Deutsche Cover ist diesmal besser aber immer noch nicht gut. Warum rennt da einer rum?

    PPS: Trailer, cool!

  • Bücher, schnell gelesen: 1.752

    Bücher, schnell gelesen: 1.752

    Doug Johnstone – Einbalsamiert (Polar Verlag, 2024)

    Gelesen: 06. – 13.01.2025 (netto 382 SSeiten)

    Aus dem Englischen von Jürgen Bürger.

    Nach Eingefroren kommt Einbalsamiert. Im Englischen Original klingt es irgendwie cooler (und am Ende auch passender): Auf The Big Chill folgt The Great Silence (und das ist ein direkter Bezug auf das Fermi Paradox, hier wunderbar passend weil Hannah Skelf nach erfolgreichem Studium auf dem Weg ist, eine Doktorandenstelle am Institut für Astrophysik anzutreten).

    Das sorgfältige Nachwort von Sonja Hartel erklärt warum das so gut passt, siehe weiter unten.

    Auch dieses Buch schließt mehr oder weniger nahtlos an den Vorgänger an, die Skelf Frauen machen einfach immer weiter, egal wieviele Tote es gibt, wie viele Leichen sie beerdigen dürfen oder wieviel Chaos Männer in ihr Leben bringen.

    Beerdigungsinstitut, Schlagzeugschule und Privatdetektei – alles unter einem Dach, alles über 3 Generationen verteilt. Und dieses coole Setting wird einfach nicht langweilig.

    Einbalsamiert ist in diesem Buch ein herrenloser (oder frauenlos?) Fuß. Angeschleppt von dem Hund der Skelf. Der diesen einen entlaufenen Panther geklaut hat. Bingo, der erste Fall.

    Und dazu kommt noch viel mehr Chaos, inklusive Ausserirdischer (SETI anyone?) und der Rückkehr von Craig, der seine Tochter entführt und …

    … wird nicht verraten.

    Die Botschaft aller 3 bisherigen Skelf-Bücher kommt am Ende, im entscheidenden Showdown zwischen Craig und Jenny: Mach dich nicht über das gewöhnliche Leben lustig. Sei nicht zu schlau, nicht zu zynisch oder zu distanziert. Die kleinen Irritationen des Lebens werden uns immer begleiten.

    Und gerade aus diesen zufälligen Rhythmen, die wir finden, während wir unseren Weg gehen, können wir lernen, was es bedeutet, vollständig am Leben zu sein.

    Hannah Skelf mit ihrer Nerdigkeit, Jenny Skelf mit ihrem Bedürfnis zu heilen und Dorothy Skelf, die über siebzigjährige Matriarchin und Indie-Schlagzeugerin, sind auf ihre eigene Weise gefangen und frei.

    Eine ungewöhnliche, inspirierende, lustige und mitunter grausam schöne Trilogie triggert den Leser eigene Antwort zu erarbeiten. Im Leben. Immer.

    Aus dem Nachwort von Sonja Hartel ( (c) Polar Verlag 2024)

    Was ‘ne coole Reihe! Was für starke Frauen!

    Soundtrack dazu: Victim – The Silence, was sonst?

    PS: Das deutsche Cover ist stimmig in er Reihe des Polar Verlages, das Original gefällt mir mal wieder besser.