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  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.520

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.520

    Mercedes Rosende – Krokodilstränen (UT Metro, 2020)

    Gelesen: 03. – 08.05.2021, netto 212 Seiten

    Und nochmal Südamerika, wobei Mexiko ja mehr so Mittelamerika ist. Uruguay, das kleine Land am nördlichen Rand der Mündung des Rio de la Plata, immer der kleine (kleinste?) Nachbar von Argentinien und Brasilien. Aber immerhin 2x FIFA Fußball Weltmeister.

    Und sonst?

    Uruguay has an high-income economy, and is ranked first in Latin America in democracy, peace, low perception of corruption, e-government, and is first in South America when it comes to press freedom, size of the middle class, and prosperity

    Vor diesem Hintergrund ist Krokodilstränen weniger ein sozialkritischer Gangsterroman sondern eine absolut großartiger Einblick in diese Gesellschaft. Mit wenigen Worten (212 Seiten!) schafft es Mercedes Rosende (eine erfahrene Journalistin) die Perspektiven der Handelnden Gegenblende für Gegenblende darzustellen.

    Und Puzzlestück für Puzzlestück fügt sich das kleine Gangsterstück zusammen, nur um am Ende ein Roman über starke Frauen zu werden. Wow, das habe ich in der kompakten Form noch nie gelesen. Respekt! Und der Rest, der zu einem hard-boiled Buch gehört, kommt auch vor: Gewalt, Betrug, schmieriger Anwalt, Geballer und Tote und und und … alles perfekt lakonisch erzählt. Ach ja, ein Dosis “Irre” kommt auch noch dazu.

    Da wünsche ich mir unbedingt mehr, das ist großes Kopfkino!

    Soundtrack dazu: La Historia Del Punk En Uruguay, was sonst?

    PS: Und Mercedes Rosende so? So (und das Buch hat im Original mal wieder das bessere Cover, wenn auch das UT Metro Cover besser zur Serie im Unionsverlag passt)!

  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.519

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.519

    Tim MacGabhann – Der Erste Tote (Suhrkamp, 2020)

    Gelesen: 25.04. – 02.05.2021, netto 251 Seiten (plus ein ausführlicher Anhang von 10 Seiten)

    Der Autor erklärt es im Anhang: In Mexiko gibt es die Tradition der crónica, das ist eine Mischform Reportage, Autobiographie und … Erfindung. Also eine gute Geschichte, die ihre Wurzeln im echten Leben des Erzählers hat und geschickt echte Dinge mit Sachen verknüpft die die Geschichte voranbringen.

    Tim MacGabhann ist Ire und lebt in Mexiko als freier Journalist. Und alles was in diesem Buch vorkommt hat er mehr oder weniger erlebt.

    Worum es geht? Um Rohstoffreserven. Und den Kampf darum, den Kartelle, Drogenbosse, staatliche Sicherheitskräfte (lokale Polizei. Staatspolizei und noch mehr), Politik und amerikanische Wirtschaftsunternehmen gegen die lokale Bevölkerung führen.

    Mittendrin zwei Reporter: Einer Ire, einer Mexikaner. Als sie über eine Leiche stolpern und wie durch ein Wunder von der Polizei laufen gelassen werden geht der eine (klar, der Gringo) zurück nach Mexiko-City, der andere (der Mexikaner) geht zurück um mehr zu Erfahren. Und wird ermordet.

    Es bleibt an Andrew (der Gringo, der aber fast vollständig assimiliert ist) das ganze bis zum bitteren Ende aufzulösen. Und hier wird das ganze dann ein starkes Buch: Es ist nicht nur ein Thriller voller Gewalt sondern auch eine Geschichte über die Verzweiflung einer Liebe und ein Land in Auflösung. Mit anderen Gesetzen. Ungeschriebenen die aber jeder kennt und beachtet.

    Das Ende ist passend, denn am Ende gewinnt immer das Geld und die Macht – nie die Liebe.

    Die Stärke des Buches: Harte Gewalt und Poesie stehen ganz nah beieinander.

    Soundtrack dazu: Candy MX – Painkiller, was sonst?

    PS: Übersetzt von der wunderbaren Conny Lösch, ein Qualitätsmerkmal.

  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.518

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.518

    Simone Buchholz – River Clyde (Suhrkamp Nova, 2021)

    Gelesen: 22. – 24.04.2021, netto 221 Seiten.

    Danke Simone Buchholz! Danke für die wunderbare Serie rund um Chastity Riley. Und danke auch für diesen prägnanten Abschluss.

    Revolverherz. Knastpralinen. Schwedenbitter. Eisnattern. Bullenpeitsche. Blaue Nacht. Beton Rouge. Mexikoring. Hotel Cartagena. River Clyde.

    In Hotel Cartagena wurde Team rund um Chastity quasi und wirklich auseinandergesprengt. Die Reste sind verstreut und offensichtlich verwirrt. Chastity hat sich nach Schottland verzogen und trinkt sich durch Glasgow.

    Ihre Team ist entweder in Dienstverweigerung (trotz eines Falles mit miesen Immobilienmaklern) oder beim Gruppenkuscheln. Einen weiteren Fall bekommen sie alle nicht. Aber wir dürfen dabei sein, wie sie ihre Wunden lecken und heilen.

    Vor allem Chastity, die sich in Glasgow den Geistern der Familie nachstellt und mit ihrer toten Mutter Zwiesprache hält. Und ganz tief in Gläser der Pubs eintaucht.

    Das muss Frau sich erstmal trauen: Eine perfekte Krimi-Serie voller tollem Hamburger Lokalkolorit auf diese prägnante und unprätentiöse Weise zu beenden. Chapeau!

    Die Zauberfrage aber: Was kommt jetzt von der wunderbaren Simone Buchholz? Meine Fresse – ich bin gespannt.

    Soundtrack dazu: Jimmy Riley – Woman Gotta Have It, was sonst?

    PS: Some views on River Clyde