Category: Bücher

  • Bücher, schnell gelesen: 1.696

    Bücher, schnell gelesen: 1.696

    Frauke Buchholz – Skalpjagd (Pendragon, 2024)

    Gelesen: 07. – 12.04.2024 (netto 278 Seiten)

    Manchmal kaufe ich ungeplant bzw. nehme etwas im Buchladen meines Vertrauen mit das in mein Blickfeld fällt und im Kopf etwas tickt.

    Hier: Nordlichter, Tippi = Kanada plus Pendragon Verlag. Und eine Autorin mit Nachnamen Buchholz. Also mitgenommen und erstmal frustriert festgestellt das es Band 3 ist, ich also mal wieder ein Reihenfolgeversagen vor mir habe …

    Das Setting ist tatsächlich Kanada und die Autorin ist offensichtlich durch Studium und Leben “Indigenaffin” (boah, was für ein gruseliges Wort), sprich sie kennt sich vor Ort und mit der Kultur aus.

    Held ihrer Bücher ist Ted Garner, der Psychologe arbeitet als Profiler für die RCMP. Und der Fall im letzten Buch (Reihenfolgeversagen, here i come) hat ihn so fertig gemacht, dass er seinen Job hinschmeißen will. Und irgendwie gerät er bei einem Kongress in Vancouver an eine Esoterikerin aus Österreich, lässt sich im Suff überreden an einem Indigenen Ritual (inkl. pflanzlicher Drogen) teilzunehmen und wacht am nächsten Morgen in einem Tippi auf, mit einem blutigem Messer in der Hand, und einer toten und skalpierten Österreicherin neben sich.

    Und denkt – das hab ich im Drogenrausch gemacht.

    Und flieht deswegen. Auf der Suche nach dem Medizinmann, der das Ritual gemacht hat.

    Der zweite Blickwinkel auf diesen Fall kommt von den Cops, ein ungleiches Paar versucht den Fall zu lösen. Und sucht irgendwann Ted, den sie auch unter Opfer einordnen.

    Bis eine zweite skalpierte Leiche auftaucht und wieder Fingerabdrücke von Ted gefunden werden. Und damit ist er nicht mehr vermisstes Opfer sondern potentieller Täter.

    Zwei spannende Verfolgungsjagden in einem Buch, dazu zweimal auf eigene Faust ermitteln. Und eine persönliche Tragödie als Zugabe.

    Der Anfang fühlte sich zäh an, aber als die Geschichte ins Laufen kam passte das dann wieder. Vor allem die zwei Verfolgungsjagden (wobei die Cops im zweiten Pulk hinterherlaufen) sind spannend angelegt und geben der Geschichte ordentlich Tempo.

    Dazu ein guter Schuss an Indigener Kultur, an Verbrechen der Kanadischen Nation an den Indigenen und …

    … wird nicht verraten.

    Solider Krimi, ich kaufe dann mal Band 1 und Band 2.

    Soundtrack dazu: Brutal Chérie – Antisocial et brutal, was sonst?

  • Bücher, schnell gelesen: 1.695

    Bücher, schnell gelesen: 1.695

    Jo Nesbø – Das Nachthaus (Ullstein, 2023)

    Gelesen: 04. – 06.04.2024 (netto 276 Seiten)

    Aus dem Norwegischen von Günther Frauenlob.

    Hoppla, Jo kann nicht nur Krimi sondern auch Stephen King. Was eigentlich ein Abtörner für mich sein sollte. Da aber Jo Nesbø das ganze knapp, präzise und ziemlich blutig gestaltet, ist es doch eine kurzweilige Unterhaltung.

    3 Teile hat das Buch, 3x bekommt der Leser die Geschichte von Richard Elauved (später aufgelöst als Rich Are The Loved) vorgesetzt.

    Im ersten Teil ist es so ein wenig wie ein Jugendbuch, voller Mysterien und verrückten Erlebnissen. Und einem endlos verwirrtem Richard, dem niemand glaubt. Außer Karen, seiner heimlichen Liebe.

    Im zweiten Teil löst sich ein Teil des Rätsels auf, die Geschichte ist hier mehr aus der Erwachsenenperspektive geschrieben. Und auch hier endet Richard verwirrt, auf dem Weg Karen zu retten und …

    … wird nicht verraten. Denn der 3te Teil erzählt die Geschichte nochmal, wieder mit einer leicht verschobenen Realität und schmeißt noch mehr Puzzleteile auf den Tisch. Wer in Teil 1 und Teil 2 nicht wirklich aufgepasst hat, der verliert sich jetzt so wie sich Richard verliert.

    Spannend, blutig und irgendwie lustig. Kommt mir vor wie eine kleine Fingerübung von Jo, so nach dem Motto ihr ahnt ja gar nicht wie verrückt ich euch machen kann.

    Und ja, der Jo der kann.

    Soundtrack dazu: The Dahlmanns – I Love You Baby (But I Hate Your Friends), was sonst?

    PS: Und Jo so?

  • Bücher, schnell gelesen: 1.694

    Bücher, schnell gelesen: 1.694

    José Falero – Supermarkt (Hoffmann und Campe, 2024)

    Gelesen: 27.03. – 03.04.2024 (netto 311 Seiten)

    Aus dem brasilianischen Portugiesisch von Nicolai von Schweder-Schreiner.

    Ein sehr südamerikanisches Buch. Marxistisch, wenn es es um die Ideologie geht. Tarantino, wenn es um die coolen Ideen und Dialoge geht. Und gnadenlos realistisch, vor allem auch mit dem Ende der Geschichte.

    Willkommen Pedro und Marques, aus den Favelas von Porto Alegre. Arm. Aber mit einem Job in einem Supermarkt. Lager. Regale. Putzen. Für kleines Geld.

    Aber Pedro ist durch und durch ein Marxist und will die Ungerechtigkeiten verändern. Und er ist durch und durch Favela-Bewohner und sieht daher eine geniale Geschäftsidee: Die Drogenbosse kümmern sich nur noch um Crack, Koks und Heroin – der gute alte Joint ist in Vergessenheit geraten.

    Und da Pedro gerne einen durchzieht um Entspannt sein Elend zu ertragen … will er eine Marklücke nutzen. Clever holt er das OK der lokalen Drogenbosse ein, im Niemandsland Grass zu verkaufen.

    Und der Gewinn wird sozialisiert (zumindest gerecht unter den Mitgliedern seiner kleinen Crew). Und ein Plan entwickelt schnell wieder auszusteigen. Nicht aufzufallen.

    Pustekuchen. Je mehr Erfolg sie haben, desto weniger bekommen wir Pedros sozialistische Weisheiten zu hören. Um so mehr Geld wird gemacht. Um so mehr schleicht sich unterdrückende Gewalt ein. Wird in reiche Viertel expandiert.

    Und so kommt es wie es kommen muss: Das kleine lokale Ding wird zu groß, statt geschicktem Weglabern von Problemen kommen die Probleme mit Gewalt zu ihnen. Und mit der Gewalt kommt der Tod.

    Weil der Tod, ist die Realität. In den Favelas.

    Ein ziemlich lustiger und kluger Blick auf systemische Ungerechtigkeiten in Brasilien, auf den “Tellerwäscher-zum-Millionär” Mythos und darauf das man mit List und Kreativität was anderes aufbauen kann. Und garantiert vom Weg abkommt.

    Eigentlich moderne Arbeiterliteratur. Wie weit würdest du gehen um ein besseres Leben zu erleben? Pedro jedenfalls hat am Ende seine entspannte Ruhe wieder.

    Im Knast. Und da kommt José dann noch mit einem kleinen aber feinen literarischen Kniff um die Ecke.

    Klasse Buch, macht richtig Spaß. Vor allem weil es Tod und Gewalt nicht auslässt.

    Soundtrack dazu: The Movement – We Got Marx, was sonst?

    PS: Und so sieht das aus in Porto Alegre…