Tag: William McIlvanney

  • Bücher, schnell gelesen: 1.659

    Bücher, schnell gelesen: 1.659

    William McIlvanney – Fremde Treue (Kunstmann, 2015)

    Gelesen: 01. – 05.09.2023 (netto 341 Seiten).

    Aus dem Englischen von Conny Lösch.

    Der Abschluss der Jack Laidlaw Trilogie. Und dieses Buch ist ganz anders als die anderen. Das erste von 1977 ist perfekter hard-boiled crime. Das zweite von 1983 ist nicht weniger hard-boiled aber mit mehr gesellschaftskritischem Blick.

    Der dritte Band von 1991 nimmt zwar einen sehr persönlichen Tod (der Bruder von Jack ist überfahren worden) als Trigger, geht dann aber auf Wanderschaft in die Vergangenheit:

    Jack spürt dem Tod seines Bruders Scott nach – der offensichtlich nur ein Unfall war – und gräbt dabei in dessen und seiner eigenen Vergangenheit. Und diese sehr persönliche Graben bringt zum einen tatsächlichen Crime zum Vorschein und endet mit einer Verhaftung eines echten Gangsters. Zum anderen aber bringt es Jack an viele eigene Enden: Der Alkohol, die Entfremdung von ex-Frau & Kindern und die selbst verursachte Trennung von seiner neuen Liebe.

    Vor allem das nachspüren der eigenen und Scotts Vergangenheit, immer angetrieben durch Alkohol und die eigene Wut, liefert den Hintergrund für eine tiefe Sozialgeschichte. Ganz stark wird das Buch ab dem Moment wo Jack sich auf die Studienfreunde seines Bruders fokussiert und deren Geschichte, deren Werdegang und deren Erinnerung nachspürt.

    Wenig hard-boiled, wenn auch Jack hart mit sich selbst und anderen ist, und weniger ein Krimi. Im Gesamtbild der drei Bände und als Milieustudie von Glasgow und Umgebung aber unschlagbar gut.

    Und mit den vielen persönlichen Abgründen der handelnden Personen einfach wunderbar dunkel, ein perfekter Abwärtsstrudel. Und das beste: Ob es Jack in den Orkus zieht … bekommen wir nicht zu lesen.

    Klasse Trilogie, warum hab ich die nur so lange links liegen lassen?

    Soundtrack dazu: Skids – Brothers, was sonst?

    PS: Das Original heißt “Strange Loyalties” und das trifft das Buch auch viel besser. Und das Cover ist das zentrale Thema des Buches (ein Bild von Scott, das Jack als Wegweiser nutzt), warum nur wurde das in der deutschen Ausgabe … ignoriert?

    William McIlvanney – Strange Loyalties (Hodder & Stoughton, 1991)
  • Bücher, schnell gelesen: 1.658

    Bücher, schnell gelesen: 1.658

    William McIlvanney – Die Suche Nach Tony Veitch (Kunstmann, 2015)

    Gelesen: 29. – 31.08.2023 (netto 310 Seiten).

    Aus dem Englischen von Conny Lösch.

    Der zweite Band der Trilogy, im Original von 1983.

    Detective Inspector Jack Laidlaw hat es mit den Menschen, auch mit denen die nichts vom Leben abbekommen haben. Eine davon ist Alec “Eck” Adamson, ein stadtbekannter Penner. Alkoholkrank. Und am verrecken.

    Auf dem Sterbebett flüstert er Laidlaw ein kryptisches Geheimnis zu … und Laidlaw verbeißt sich in einem neuen Fall. Aus dem schnell 3 werden:

    Der tote Penner – vergiftet. Ein mieser Gangster – erstochen. Ein rebellischer Student aus gutem Haus – verschwunden. Nur Jack Laidlaw sieht die Überschneidungen, allerdings sehen zumindest die lokalen Gangsterbosse ein Teil davon. Nämlich das Geld des Studenten (er hat reichlich geerbt).

    Und so sind alle auf der Suche nach Tony Veitch: Aus Liebe, aus Habgier und aus polizeilichen Gründen. Es braucht eine ordentliche Portion Dickköpfigkeit damit Laidlaw sowohl auf den Grund der Geschichte kommt als auch den Täter dingfest zu machen.

    Alles andere erledigen die Gangsterbosse von Glasgow selbst, die Kollateralschäden ihrer Aufräumaktion bleiben dabei der Polizei verborgen. Denn Glasgow ist härter als Birmingham:

    (c) Verlag Astrid Kunstmann 2015

    Ebenso großartig wie der erste Band, diesmal mit einem tieferen Blick in den täglichem Kampf der einfachen Leute, in die Prinzipien der harten Jungs und in das Selbstverständnis derer, die die Kohle haben.

    Und mittendrin Jack Laidlaw auf der Suche. Aber diese Suche findet eigentlich nur Chaos, Verwirrung und falsche Spuren.

    Perfekte hard-boiled Sozialkritik. Und perfekt skizierte Charaktäre.

    Wow².

    Soundtrack dazu: Angelic Upstarts – Student Power, was sonst?

    PS: Im Original ist der Titel “The Paper Of Tony Veitch”, aus gutem inhaltlichen Grund. Warum musste das geändert werden?

  • Bücher, schnell gelesen: 1.657

    Bücher, schnell gelesen: 1.657

    William McIlvanney – Laidlaw (Kunstmann, 2014)

    Gelesen: 27. – 28.08.2023 (netto 298 Seiten).

    Aus dem Englischen von Conny Lösch.

    Keine Ahnung warum ich die Laidlaw Trilogy so lange hab links liegen lassen.

    Immerhin übersetzt von der wunderbaren Conny Lösch (ein Qualitätsmerkmal) und immerhin ist der erste Band (von 1977, eben dieser) laut vieler Experten die Geburtsstunde des Tartan Noire.

    McIlvanney isn't a crime writer per se; he's also written literary novels, short stories, essays and poetry since the 60s. But he did happen to write three crime novels, starting with Laidlaw in 1977, that acted as a hard-bitten blueprint for all Scottish crime fiction to come, inspiring a generation of writers to take on the genre in his wake.
    

    Stand heute (31.08.) hab ich zwei der drei Bände gelesen und ja, das ist sowas wie der Ursauerteig. Glasgow, Crime, Hard-Boiled und als icing oben drauf: Menschlich.

    Detective Inspector Laidlaw ist anders als die harten Bullen von Glasgow, er sieht immer den Menschen: Im Opfer, im Täter. Und er spürt den Fällen nach, er reagiert … sensibel.

    Seine Klientel ist das nicht: Harte Männer, harte Gangster. Und als ein junges Mädchen Tot aufgefunden wird wollen sie alle – als Väter – harte Rache. Also versucht Laidlaw den Täter zuerst zu finden. Damit er überlebt.

    Der Einstieg in das Buch ist wahrscheinlich der beste Einstieg den ich je in einen Krimi gelesen habe, 5 Seiten aus der Sicht des Täters:

    (c) Verlag Antje Kunstmann 2014

    Kann ein Polizist eine Fall mit Empathie lösen? In einer durch und durch brutalen Stadt? Ja, Jack Laidlaw kann das. Und gegen alle Wiederstände in der Polizei, trotz aller Knüppel zwischen den Beinen durch die harten Jungs arbeitet sich Laidlaw Stück für Stück an das Versteck des Täters heran.

    Großartartige hard-boiled Literatur die ein großartiges Bild von Glasgow zeichnet. Wow!

    Soundtrack dazu: The Vibrators – The Day They Caught The Killer, was sonst?