Bücher, schnell gelesen: Teil 1.546

Beth Ann Fennelly, Tom Franklin – Das Meer Von Mississippi (Heyne Hardcore, 2020)

Gelesen: 09. – 13.09.2021, netto 372 Seiten

Tom Franklin schreibt ganz wunderbare Bücher, dieses hat er mit seiner Frau geschrieben. Auf Deutsch erscheint es bei Heyne Hardcore und nicht bei pulp Master. Ist er damit in Deutschland entdeckt?

Das Buch ist irgendwie ein Zwitter: Schmalzige Liebesgeschichte und Krimi. Krimi und Historienroman. Historienroman und … ja, was eigentlich?

Ich habe mich beim Einlesen für “Historienroman” entschieden, die Liebesgeschichte ausgeblendet und die Verbrechen, die im Buch geschehen, als Teil der Historie akzeptiert.

Es geht um die größte Naturkatastrophe in den US of A, die Flut des Mississippi im Jahre 1927. Das ist auch der Einstieg: Regen, Regen, Regen … alles versinkt im Dauerregen. Und hier im Süden der US of A ist es eh dunkel: Eine offene demokratische Gesellschaft ist das jedenfalls nicht. Auf die Prohibition wird gekackt, es wird schwarz gebrannt. Das bringt die “Helden” an den Start, 2 Prohibitionsagenten. Sie erleben eine feuchte Hölle, in der sich kein Einwohner auf irgendwas verlassen kann.

Es ist schon ein wunderbar atmosphärisches Buch, bei dem die Figuren aber einfach nur flach sind. Aber die historische Wahrheit ist alles andere als flach: Eine Gesellschaft ohne Zusammenhalt, Stark gegen Schwach, der Dammbruch des Nachbarn ist meine Rettung, also sorge ich für eine Flut woanders. Verlierer sind dennoch alle, weil alle alles im Wasser verlieren.

Mhhhhh, echt ein komisches Buch. Wer aber Historie mag und Stichworte für weitere Recherche nimmt, der findet was interessantes. Wer Crime erwartet liegt leider falsch.

Soundtrack dazu: Nick Cave & The Bad Seeds – Tupelo, was sonst? Warum? Weil er diese Flut referenziert.

Looka yonder! Looka yonder! Looka yonder! A big black cloud come! O comes to Tupelo. Comes to Tupelo

Yonder on the horizon. Stopped at the mighty river and. Sucked the damn thing dry. Tupelo-o-o, O Tupelo. In a valley hides a town called Tupelo.

Distant thunder rumble. Rumble hungry like the Beast. The Beast it cometh, cometh down. Wo wo wo-o-o. Tupelo bound. Tupelo-o-o. Yeah Tupelo. The Beast it cometh, Tupelo bound.

Why the hen won’t lay no egg. Can’t get that cock to crow. The nag is spooked and crazy. O God help Tupelo! O God help Tupelo!

Ya can say these streets are rivers. Ya can call these rivers streets. Ya can tell ya self ya dreaming buddy. But no sleep runs this deep. No! No sleep runs this deep. No sleep runs this deep. Women at their windows. Rain crashing on the pane. Writing in the frost. Tupelos’ shame. Tupelo’s shame. O God help Tupelo! O God help Tupelo!

O go to sleep lil children. The sandmans on his way. O go to sleep lil children. The sandmans on his way. But the lil children know. They listen to the beating of their blood.

They listen to the beating of their blood. The sandman’s mud! The sandman’s mud! And the black rain come down. Water water everywhere. Where no bird can fly no fish can swim. Where no bird can fly no fish can swim. No fish can swim. Until The King is born! Until The King is born! In Tupelo! Tupelo-o-o! Til The King is born in Tupelo!

In a clap-board shack with a roof of tin. Where the rain came down and leaked within. A young mother frozen on a concrete floor. With a bottle and a box and a cradle of straw. Tupelo-o-o! O Tupelo! With a bundle and a box and a cradle of straw.

Well Saturday gives what Sunday steals. And a child is born on his brothers heels. Come Sunday morn the first-born dead. In a shoe-box tied with a ribbon of red. Tupelo-o-o! Hey Tupelo! In a shoe-box buried with a ribbon of red.

O ma-ma rock you lil’ one slow. O ma-ma rock your baby. O ma-ma rock your lil’ one slow. O God help Tupelo! O God help Tupelo! Mama rock your lil’ one slow. The lil one will walk on Tupelo. Tupelo-o-o! Yeah Tupelo! And carry the burden of Tupelo. Tupelo-o-o! O Tupelo! Yeah! The King will walk on Tupelo! Tupelo-o-o! O Tupelo! He carried the burden outa Tupelo! Tupelo-o-o! Hey Tupelo! You will reap just what you sow.

PS: History!

Bücher, schnell gelesen: Teil 1.513

Tom Franklin – Wilderer (Pulp Master, 2020)

Gelesen: 05. – 08.04.2021, netto 237 Seiten.

Und noch einmal ein herrlich positiver Kontrast zu den 2.600 Seiten Natchez: 10 Kurzgeschichten von Tom Franklin, jemand der in seiner Heimat ganz tief verwurzelt ist.

Diese 10 Geschichten sind vor seinen andere Büchern entstanden, es ist aber wohl völlig egal ob ihr zuerst den Gore-Western Smonk oder den Schuld & Sühne Krimi Krumme Type, Krumme Type lest. Wenn dir Joe R. Lansdale oder James Lee Burke gefällt dann sollte die diese etwas derbere Sicht auf eine ganz andere Welt auch gefallen.

Die 10 Geschichten sind kurz, weniger kurz und lang. Es geht um Landschaft, es geht um Jagd und es geht um Gauner. Mein Liebling ist die Story aus dem Kieswerk die hat alles was eine coole Kurzgeschichte braucht. Und ein cooles Ende.

Die Welt von Tom Franklin ist eine Welt voller Vergessener, voller Verlierer und einer Umwelt, die von der Welt vergessen wurde. Am Ende geht es aus meiner Sicht immer um Freiheit und Tom Franklin legt diesen Begriff ehr maximal aus.

Klasse Teaser, ich möchte aber mehr – vollständige Bücher.

Soundtrack dazu: Flagbearer -Southern Hostility, was sonst?

PS: Netter Kerl, der Tom. Aber er will kein Southern Writer sein…

Bücher, schnell gelesen: Teil 1.341

Tom Franklin - Krumme Type, Krumme Type (pulp master, 2018)
Tom Franklin – Krumme Type, Krumme Type (pulp master, 2018)

Gelesen: 02. – 04.09.2018, netto 395 Seiten.

Schweigen kann töten. Schweigen kann Freundschaften töten. Und Erwachsen werden tötet alles aus deiner Jugend. Immer.

Eine großartige Geschichte über Schuld und Schweigen ist dieses Buch von Tom Franklin, das einen extrem großen Zeitraum von den 1970ern zu den 2000endern abdeckt. 1982 verschwindet in Chabot, Mississipi, ein junges Mädchen und alle wissen das es Larry Ott war. Aber – keine Spur, keine Leiche und auch kein Geständnis – Larry wird nie angeklagt.

Der ganze Ort wendet sich trotzdem (weil sie es wissen) von ihm ab und als 2007 ein weiteres Mädchen verschwindet kommt die Polizei zuerst zu ihm. Und dann wird die ganze Nummer zu einem wunderbaren und irgendwie warmherzigen Buch über Freundschaft und Schweigen. Und ganz langsam und behutsam schält Tom Franklin die eigentliche Story heraus – ganz großes Kino, auch sprachlich.

Dazu eine ordentlich Prise typischer Südstaaten-Rassismus und fertig ist ein Buch wie ein Film. Und verfilmt wird das ganze hoffentlich!

Soundtrack dazu: Stephen Egerton (happy birthday by the way!), was sonst?