
Gelesen: 01. – 05.09.2023 (netto 341 Seiten).
Aus dem Englischen von Conny Lösch.
Der Abschluss der Jack Laidlaw Trilogie. Und dieses Buch ist ganz anders als die anderen. Das erste von 1977 ist perfekter hard-boiled crime. Das zweite von 1983 ist nicht weniger hard-boiled aber mit mehr gesellschaftskritischem Blick.
Der dritte Band von 1991 nimmt zwar einen sehr persönlichen Tod (der Bruder von Jack ist überfahren worden) als Trigger, geht dann aber auf Wanderschaft in die Vergangenheit:
Jack spürt dem Tod seines Bruders Scott nach – der offensichtlich nur ein Unfall war – und gräbt dabei in dessen und seiner eigenen Vergangenheit. Und diese sehr persönliche Graben bringt zum einen tatsächlichen Crime zum Vorschein und endet mit einer Verhaftung eines echten Gangsters. Zum anderen aber bringt es Jack an viele eigene Enden: Der Alkohol, die Entfremdung von ex-Frau & Kindern und die selbst verursachte Trennung von seiner neuen Liebe.
Vor allem das nachspüren der eigenen und Scotts Vergangenheit, immer angetrieben durch Alkohol und die eigene Wut, liefert den Hintergrund für eine tiefe Sozialgeschichte. Ganz stark wird das Buch ab dem Moment wo Jack sich auf die Studienfreunde seines Bruders fokussiert und deren Geschichte, deren Werdegang und deren Erinnerung nachspürt.
Wenig hard-boiled, wenn auch Jack hart mit sich selbst und anderen ist, und weniger ein Krimi. Im Gesamtbild der drei Bände und als Milieustudie von Glasgow und Umgebung aber unschlagbar gut.
Und mit den vielen persönlichen Abgründen der handelnden Personen einfach wunderbar dunkel, ein perfekter Abwärtsstrudel. Und das beste: Ob es Jack in den Orkus zieht … bekommen wir nicht zu lesen.
Klasse Trilogie, warum hab ich die nur so lange links liegen lassen?
Soundtrack dazu: Skids – Brothers, was sonst?
PS: Das Original heißt “Strange Loyalties” und das trifft das Buch auch viel besser. Und das Cover ist das zentrale Thema des Buches (ein Bild von Scott, das Jack als Wegweiser nutzt), warum nur wurde das in der deutschen Ausgabe … ignoriert?
