Tag: John Vercher

  • Bücher, schnell gelesen: 1.801

    Bücher, schnell gelesen: 1.801

    John Vercher – Umnachtet (Polar Verlag, 2025)

    Gelesen: 08. – 11.12.2025 (netto 293 Seiten)

    Aus dem Amerikanischen von Harriet Fricke.

    John Vercher hat mich schon einmal mehr als überzeugt, 2022 brachte der Polar Verlag bereits Wintersturm heraus und das war ein fulminanter Kopfkinozünder.

    Diesmal nimmt John den MMA Circuit, das amerikanische Gesundheitssystem und Sportschäden (Kopfverletzungen) in den Blick. Und damit einen MMA Kämpfer mit einiger Erfahrung und mit einer einjährigen Sperre.

    Von Anfang an ist Xavier, ein ebenso erfahrener wie alter MMA Kämpfer, auf dem Weg nach unten:

    Sein Sportschäden haben mehrere Folgen: Verlust des Kurzzeitgedächtnis und Stimmungsschwankungen. Dazu sein weißer Vater, der mit Alzheimer ein Pflegefall ist und ihn Nigger nennt. Und seine schwarze Mutter, die ihn und den Vater verlassen hat.

    Immer wenn irgendwas gut läuft, haut Xavier es wieder um. Immer wenn sich ein Ausweg anbietet, nimmt Xavier den schweren Weg. Immer wenn die Sonne scheint, verschläft Xavier.

    Das Ende zielt auf seinen letzten Kampf, der ein letzter Betrug werden muss, aus vielen Gründen (u.a. weil Xavier mal eben im Training einen jungen Kämpfer, mit dem die wirklich Bösen Geld verdienen wollten, total auseinandergenommen hat. Blackout Xavier, Karriereende Hoffungsträger).

    Der letzte Kampf kommt, sein Vater ist tot und mit seiner Mutter hat er sich versöhnt. Und verkackt es trotzdem, aber anders.

    Der Schlussakkord ist überraschend aber, wer dem Originaltitel folgend.

    Das Buch ist langsam. Zuzugucken wie harte Jungs vor die Hunde gehen ist hart. Xaviers Wahnsinn ist fies.

    Ein echte Keine Hoffnung Buch und damit wirklich gut.

    Soundtrack dazu: Channel 3 – After The Lights Go Out, was sonst?

    PS: Und John so?

  • Bücher, schnell gelesen: 1.614

    Bücher, schnell gelesen: 1.614

    John Vercher – Wintersturm (Polar Verlag, 2022)

    Gelesen: 08. – 13.11.2022 (netto 230 Seiten plus Nachwort von William Boyle)

    Aus dem Amerikanischen von Sven Koch.

    Der Polar Verlag ist offensichtlich ein echtes Trüffelschwein: Dieser Erstling von John Vercher ist aber sowas von Großartig – kein anderes Buch 2022 hat mein Kopfkino so gezündet.

    Und das, obwohl es eine recht einfache Geschichte ist. Eine einfache Geschichte allerdings, die dem Leser Rassismus und Gewalt ganz nahe bringt. Greifbar macht.

    John sagt in einem Interview zur Entstehung:

    Um dieselbe Zeit habe ich den Film American History X gesehen (falls es nicht sowieso klar ist: Ich bin ein großer Fan von Kino und Fernsehen) und hatte den Einfall zu einer Figur, deren Leben umgekehrt verläuft – das heißt, was wäre, wenn jemand wie der von Edward Norton dargestellte Protagonist im Film durch die Gefängniserfahrung kein besserer, sondern ein schlechterer Mensch würde?

    Bobby ist hat einen schwarzen Vater und eine weiße Mutter. Und hat früh als Kind instinktiv entschieden das er als Weißer besser durchs Leben kommt – und kommt dank seines Aussehens auch als Weißer durch. Sein Geheimnis behält er für sich, seine Mutter gibt den Vater als verstorben aus.

    Sein bester Freund Aaron, aus privilegierten weißen Verhältnissen, begibt sich allerdings auf einen kriminellen Pfad und landet im Knast. Will keinen Besuch.

    Bobby kämpft mit seiner Alkoholkranken Mutter um das Geld die Miete zu zahlen, hat nichts außer seinem Willen. Über den bricht nach 3 Jahren Knast dann aber Aaron her, der im Knast zum aufgepumpten White Supremacist wurde. Und am Abend ihres Wiedersehens erstmal einen jungen Schwarzen mehr oder weniger ohne Grund erschlägt.

    Während Aaron easy damit klarkommt (und ganz offensichtlich elegant auf einer Abwärtsspirale fährt) ist Bobby durch den Wind. Und das Schicksal meint es alles andere als gut, den seine Mutter erkennt den Vater von Bobby in ihrer Stammkneipe. Und bringt Bobby mit seinem Vater zusammen.

    Und Bobby möchte jetzt alles richtig machen – und hat überhaupt nicht im Blick das er bei Aaron auf dem Beifahrersitz in die Hölle sitzt.

    Spannender Aufbau und einer ganz hervorragendes negatives Finale. Arschloch tot. Held tot. Vater und Mutter – könnten sich eigentlich auch gleich umbringen.

    Wow! Aber so was von Wow!

    Ach ja, zuerst war das Buch ein – nicht erfolgreicher – Drehbuch Versuch. Dann die Masterarbeit von John im Literaturstudium. Der Spannungsbogen und das Ende sind 100% Filmreif, daher hat mein Kopfkino auch voll gezündet.

    Lesen!

    Soundtrack dazu: Smogtown -Bobby Brickface, was sonst?

    PS: Im englischen Original ist der Titel “Three-Fiths”, eine Referenz an die Historie des durch- und durch rassistisch geprägten Wahlsystems in den US of fucking A. Stichwort Gerrymandering.

    PPS: Und John Vercher so?