Tag: Garry Disher

  • Bücher, schnell gelesen: 1.766

    Bücher, schnell gelesen: 1.766

    Garry Disher – Desolation Hill (Unionsverlag, 2025)

    Gelesen: 29. – 30.04.2025 (netto 339 Seiten)

    Aus dem Englischen von Peter Torberg.

    Zu schön das Garry Disher aus dieser Verbannt aufs Land Geschichte eine ganze Serie gemacht hat. Desolation Hill (Day’s End im Original) ist das 4te Buch der Constable Paul Hirschhausen Reihe.

    Disher hat es 2022 fertiggestellt, es ist voller vergessener bzw. verdrängter Covid19 Referenzen. Und es zeigt ganz wunderbar wie die Pandemie es schafft auch im Hinterland den Zusammenhalt der Menschen zu zerstören. Ihre Gehirne zu verstören. Ihr Denken … fehlzuleiten.

    Paul hat mir dem ganz normalen Kleinkram in seinem Bezirk (mal eben so groß wie Belgien) zu tun: Schüler quälen einander via Social Media. Covid Leugner nerven Impfwillige. Durchgeknallte Souveräne hauen sich Ivermectin rein.

    Kleinkriminelle versuche einen schnellen Dollar zu machen. Backpacker verschwinden. Weiße Australier wollen ihre Heimat zurück. Ausgerechnet von den … Aborigines.

    Und dazu eine Leiche in einem Koffer. Nicht der Backpacker. Sondern einer mit Drogenvorstrafen aus der Stadt.

    Und da Paul Hirschhausen ja nur der lokale Constable ist, werden ihm die richtigen Fälle immer noch aus der Hand genommen. Leiche? Da kommen Rechtsmedizin und Detektives aus der Stadt. Rassisten mit Waffen? Da kommt die Bundespolizei.

    Paul darf Tatorte sichern, bis die Profis da sind.

    Natürlich belässt er es nicht dabei. Denn da er den Kleinkram, die Menschen und seine Pappnasen kennt, kann er Verbindungen ziehen. Und bringt am Ende das Puzzle zusammen.

    Garry Disher ist einfach ein Experte Erzählräume zu schaffen. Seine Figuren sind darin nicht nur Schaustücke, sie leben und arbeiten darin, sie sind dieser Raum.

    Er bekommt es wie kein anderer hin Land und Leute einzufangen, ohne den Ort und die Menschen zu vernachlässigen, ohne zu suggerieren, dass das ländliche Australien von einer durchgeknallten Welt umgeben ist.

    Eine perfekte Balance zwischen den Randständigen, den einfachen Leuten, den Orten und den Extremen zu halten.

    Ohne dabei die Härte wegzulassen, die das Leben da draußen erzeugt. Und auch Paul und seine Liebsten trifft.

    Klasse Buch, schön das bereits ein weiteres Buch mit Paul Hirschhausen in der Mache ist.

    Soundtrack dazu: Exploding White Mice – Hate Mail, was sonst?

    PS: Nur echt mit Book Trailer…

    PPS: Und Garry Disher so?

  • Bücher, schnell gelesen: 1.662

    Bücher, schnell gelesen: 1.662

    Garry Disher – Funkloch (Unionsverlag, 2023)

    Gelesen: 22. – 27.09.2023 (netto 343 Seiten).

    Aus dem Englischen von Peter Torberg.

    Das 7te Buch in der Inspector Challis Reihe von Garry Disher, das 16te Buch von ihm in meiner Bibliothek und … im Original von 2016.

    Nummern, immer eine Nummer!

    Das Buch beginnt mit einem Intro, das auch für sich selbst als perfekte Noir-Kurzgeschichte stehen könnte. Und irgendwie ist es beides: Intro als auch Ablenkung von der eigentlichen Story. Und ich mag definitiv Geschichten bei den die Hauptpersonen schnell sterben. Hier zwei Killer die ihren Job professionell erledigt haben nur um der Natur in die Falle zu gehen.

    Aber was wissen auch schon Killer eines Drogenbarons von Buschfeuern? Und daher wird es am Ende des ersten Kapitels poetisch:

    Der Lack warf Blasen, so etwas hatten sie noch nicht gesehen, eine solche Hitze noch nicht gespürt, einen solch fauchenden Furor noch nicht gehört. Die Hitze schlug zu. Sie konnten nicht sprechen, nichts tun.

    Und damit hat Inspektor Challis seinen Fall. Und Garry Disher einen perfekten Aufhänger. Und wie immer bringt er dann echte Menschen mit einem echtem Leben in einer echten Welt zusammen, langsam aber mit extrem detaillierten Charakterzügen.

    Und aus einem Fall werden viele unterschiedliche Fälle, in der Mitte des Buches fragt sicher der Leser dann schonmal ober er nicht mehr als zwei Bücher ließt. Aber Disher ist ein perfekter Erzähler – er hat nämlich im ersten Kapitel den Zusammenhalt der Geschichte versteckt:

    Owen Valentine, ein lokaler Meth-Junkie und Teilzeit Meth-Koch ist das Opfer der Killer. Und die zentrale Figur in der Plage der Meth-Sucht die das Hinterland heimsucht. Sein Verschwinden triggert alles andere und am Ende haben wir ein vermisstes und mutmaßlich missbrauchtes Kind, eine Einbruchssserie, einen Serienvergewaltiger und einen Drogenboss, der alles im Griff hat und ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft ist.

    Und jede Menge “Denkste!”.

    Ganz großes Kino, zündet sofort in meinem Kopf. Es gibt wohl keinen der in diesem Genre einen besseren Cast hinbekommt und dazu jede Menge “WTF” ins Hirn pflanzt.

    Bester!

    Soundtrack dazu: The Hitmen – St. Valentines Day, was sonst?

  • Bücher, schnell gelesen: 1.607

    Bücher, schnell gelesen: 1.607

    Garry Disher – Stunde Der Flut (Unionsverlag, 2022)

    Gelesen: 31.08. – 02.09.2022 (netto 326 Seiten)

    Wow, das erste Buch – im Original 2021 erschienen – in dem Covid-19 als natürlich Hintergrund vorkommt.

    Kein Teil seiner vielen Serien sondern ein Solitär. Dennoch tief verbunden mit seinem typischen Themen: Cops, Macho-Welten und Verbrechen in einer vordergründig guten Gesellschaft.

    Charlie Deravin ist unter Cops aufgewachsen, sein Vater ist Cop und er wurde selber einer. Aber irgendwas ist vor 20 Jahren passiert. Seine Mutter, die sich von seinem Vater getrennt hat, ist verschwunden. Die Cops konnten nichts ermitteln, seiner Vater wurde verdächtigt aber nie angeklagt. Keine Leiche, kein Verbrechen.

    Da Charlie gerade suspendiert ist, kümmert er sich einfach mal um diese offene Geschichte. Denn er hat auch noch einen eigenen Fall offen: Als junger Polizist war er am gleichen Tag als seine Mutter verschwand vor Ort im Einsatz, auf der Suche nach einem kleinen Jungen. Aber auch hier: Keine Leiche, kein Verbrechen.

    Und so trifft “alt” auf “neu” und Charlie hat das Gefühl das die alten Cops immer noch irgendwas verbergen, inklusive seinem Vater.

    Mit typischer Präzision erzählt Garry Disher eine Geschichte von Schuld und Sühne, von Geheimnissen und … Männern, die Opfer erzeugen. Dazu als Gegenpol Liebe, mal zart, mal heimlich, mal anders. Aber immer in Frage zu stellen.

    Tolle und vor allem spannende Kleinstadt-Studie mit einigen überraschenden Auflösungen (und jede Menge falscher Fährten). Vor allem der Kniff die Mutter und das verschwundene Kind zusammenzubekommen- absolut genial gemacht.

    So richtig fesselnd! Irgendwie ein perfekter Film, wer dreht ihn?

    Soundtrack dazu: The Saints – One Way Street, was sonst?

    PS: Und Garry Disher so?