Tag: Doug Johnstone

  • Bücher, schnell gelesen: 1.752

    Bücher, schnell gelesen: 1.752

    Doug Johnstone – Einbalsamiert (Polar Verlag, 2024)

    Gelesen: 06. – 13.01.2025 (netto 382 SSeiten)

    Aus dem Englischen von Jürgen Bürger.

    Nach Eingefroren kommt Einbalsamiert. Im Englischen Original klingt es irgendwie cooler (und am Ende auch passender): Auf The Big Chill folgt The Great Silence (und das ist ein direkter Bezug auf das Fermi Paradox, hier wunderbar passend weil Hannah Skelf nach erfolgreichem Studium auf dem Weg ist, eine Doktorandenstelle am Institut für Astrophysik anzutreten).

    Das sorgfältige Nachwort von Sonja Hartel erklärt warum das so gut passt, siehe weiter unten.

    Auch dieses Buch schließt mehr oder weniger nahtlos an den Vorgänger an, die Skelf Frauen machen einfach immer weiter, egal wieviele Tote es gibt, wie viele Leichen sie beerdigen dürfen oder wieviel Chaos Männer in ihr Leben bringen.

    Beerdigungsinstitut, Schlagzeugschule und Privatdetektei – alles unter einem Dach, alles über 3 Generationen verteilt. Und dieses coole Setting wird einfach nicht langweilig.

    Einbalsamiert ist in diesem Buch ein herrenloser (oder frauenlos?) Fuß. Angeschleppt von dem Hund der Skelf. Der diesen einen entlaufenen Panther geklaut hat. Bingo, der erste Fall.

    Und dazu kommt noch viel mehr Chaos, inklusive Ausserirdischer (SETI anyone?) und der Rückkehr von Craig, der seine Tochter entführt und …

    … wird nicht verraten.

    Die Botschaft aller 3 bisherigen Skelf-Bücher kommt am Ende, im entscheidenden Showdown zwischen Craig und Jenny: Mach dich nicht über das gewöhnliche Leben lustig. Sei nicht zu schlau, nicht zu zynisch oder zu distanziert. Die kleinen Irritationen des Lebens werden uns immer begleiten.

    Und gerade aus diesen zufälligen Rhythmen, die wir finden, während wir unseren Weg gehen, können wir lernen, was es bedeutet, vollständig am Leben zu sein.

    Hannah Skelf mit ihrer Nerdigkeit, Jenny Skelf mit ihrem Bedürfnis zu heilen und Dorothy Skelf, die über siebzigjährige Matriarchin und Indie-Schlagzeugerin, sind auf ihre eigene Weise gefangen und frei.

    Eine ungewöhnliche, inspirierende, lustige und mitunter grausam schöne Trilogie triggert den Leser eigene Antwort zu erarbeiten. Im Leben. Immer.

    Aus dem Nachwort von Sonja Hartel ( (c) Polar Verlag 2024)

    Was ‘ne coole Reihe! Was für starke Frauen!

    Soundtrack dazu: Victim – The Silence, was sonst?

    PS: Das deutsche Cover ist stimmig in er Reihe des Polar Verlages, das Original gefällt mir mal wieder besser.

  • Bücher, schnell gelesen: 1.679

    Bücher, schnell gelesen: 1.679

    Doug Johnstone – Eingefroren (Polar Verlag, 2023)

    Gelesen: 07.01. – 08.01.2024 (netto 378 Seiten)

    Aus dem Englischen von Jürgen Bürger.

    Ein mehr als würdiger Nachfolger für Eingeäschert, die Geschichte um die Frauen der Familie Skelf wird nahtlos weitergeführt.

    Am Ende von Eingeäschert hatten Dorothy, Jenny und Hannah jede Menge Ballast – vor allem hinterlassen von und durch Jennys ex-Gatten Craig. Der sitzt in Untersuchungshaft und sein zukünftiger Prozess wirft dunkle Schatten.

    Das Intro zum Buch ist wieder ein ganze feiner Kniff von Doug Johnstone: Die Skelf-Ladies sind ja nicht nur Privatdetektive sondern auch Bestatter und in eine beschauliche Bestattung donnert ein Auto. Verfolgt von einem Polizeiauto. Und landet im Grab, dito der Fahrer. Ein unbekannter Obdachloser killt sich in seiner geklauten rollenden Wohnung. Und hinterlässt einen Einäugigen Hund.

    Und bei Dorothy den Wunsch dem obdach- und namenlosen Jungen ein ordentliches Begräbnis zu verschaffen. Aber dazu müssen sie erstmal einen Namen haben. Und die Suche nach dem Namen (und der Vergangenheit) des Jungen ist er rote Faden im Buch.

    Aber das ist nur das Hintergrundrauschen, vorne haben die drei ganz andere Fälle zu lösen: Dorothy versucht herauszufinden, warum eine ihre Schlagzeugschülerinnen von zuhause abgehauen ist. Jenny versucht zu Ergründen was Craig im Schilde führt (und ob Liam ihre neue Liebe ist). Hannah sucht nach den Gründen, warum eine Professor ihrer Uni sich umgebracht hat (und zwar nachdem er mit ihr über Schrödingers Katze und Quantenunsterblichkeit diskutiert hat).

    Aus kleinen Detektivgeschichten werden große Geschichten, die Doug Johnstone dann am Ende fast schon banal auflöst. Aber das Banale ist fies, bös und gemein. Und das Beschäftigen mit dem Banalen zeigt auch, wie fragil die Band innerhalb der Familie sind, wie Fragil Beziehungen mit einer der Skelf-Frauen sein können.

    Und so zieht es das Buch zum Ende ziemlich heftig nach unten, vor allem auch weil Craig voller Rachephantasien aus dem Knast entkommen ist und Hannah ihm nur einen Finger (und nicht das Leben) genommen hat.

    Cliffhänger. Perfekt, den die Skelf-Serie soll eine Trilogie werden.

    Und der Tote? Hat einen Namen (James Dundas), kommst aus reichem Haus und wurde von seinem Vater (Offizier) verstoßen weil er schwul ist. Das hat ihn so umgehauen, das er Alkohol und Heroin brauchte um sich zu betäuben.

    Und wird würdevoll beerdigt.

    Ein Buch voller starker Frauen, schwarzem Humor und voller existentieller Fragen. Und dem Universum und überhaupt.

    ( (c) Polar Verlag 2023)

    Wird das dritte Buch dann Erlösung für die Skelf Frauen bringen? Doug Johnstone strebt in seinen Büchern nach meinem Gefühl ehr nicht so nach einem einfachen Happy End, daher würde ich nicht darauf wetten. Zumal seine Bücher zeigen, dass Handlungen immer Konsequenzen haben…

    Soundtrack dazu: W.O.R.M. – He Came Across The Universe, was sonst?

    PS: Der Originaltitel ist The Big Chill und passt deutlich besser zur Geschichte (siehe Referenz oben). Der Deutsche Titel und Umschlag passt dagegen besser in die Polar Serie (“Eingeäschert”, “Eingefroren”, … – das dritte Buch ist noch nicht einmal geschrieben). Puh, schwere Entscheidung…

    PPS: Und Doug Johnstone so? Cooler Typ, ctd.

  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.577

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.577

    Doug Johnstone – Eingeäschert (Polar Verlag, 2022)

    Gelesen: 25.03. – 05.04.2022 (netto 399 Seiten plus ein kleines Nachwort)

    Doug Johnstone hat es drauf. Sein Buch “Der Bruch” war mein #2 Hit in 2021, ich bin mir sicher dieses Buch schafft es auch in diverse Hitlisten – wahrscheinlich auch in meine. Aber was kommt nach einem perfektem Krimi?

    Es kommt ein Buch voller Toter, voller Gewalt … und mit 3 Generationen von Frauen als Helden. Und das beste: Nicht eine Leiche wirkt aufgesetzt, unstimmig … fehl am Platz. Und der Kniff von Doug Johnstone um das zu erreich ist absolut großartig und bietet dazu endlos Platz für schwarzen Humor (nicht umsonst heißt das Original A Dark Matter).

    Sagt Hallo zu Dorothy Skelf, neuerdings Witwe. Hobby: Leichen ausgraben. Sagt Hallo zu Jenny Skelf, neuerdings Mietprellerin. Hobby: Privatdetektiv. Sagt Hallo zu Hannah Skelf, neuerdings Ermittlerin. Hobby: Ihre Freundin.

    Und die Familie Skelf betreibt in Edinburgh ein Bestattungsunternehmen mit einer Detektei als Nebenerwerb. Als Intro in das Buch wird der grad verstorbene Patriarch der Familie Skelf mal eben im Hinterhof verbrannt. Was für ein cooler Start.

    Dannach nimmt sich Doug viel Zeit die einzelnen Geschichten mit Leben (als Kontrast zu all den Toten) zu füllen: Klasse Charaktere und vor allem – unfassbar Glaubhaft. In einem Krimi gibt es das so selten das nicht ein Dialog, nicht eine Handlung einen Hauch von “Konstruiert” hat.

    Ein ganz tolles und durch und durch feministisches Buch mit einem großartigen Kaleidoskop an … Leichen. Toten. Betrug. Geheimnisse. Untreue. Täuschung. Und einer Katze mit dem Namen Schrödinger.

    Unbedingt verfilmen!

    Soundtrack dazu: Penetration – Life Is A Gamble, was sonst?

    PS: Listen to Doug!

    PPS: … die leidige Umschlaggestaltung? Polar hat das clever gelöst, wenn auch auf Kosten des schwarzen Humors. Das englische Original kommt da weniger subtil daher…