Tag: suhrkamp

  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.586

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.586

    Candice Fox – 606 (Suhrkamp, 2021)

    Gelesen: 17. – 21.05. (netto 458 Seiten)

    Da hab ich mal wieder Thomas Wörtche vertraut – wenn er weitere Bücher von Candice Fox herausbringt, dann hat zwischendrin einfach was zwischen mir und einem Buch nicht gepasst.

    Und ich wurde nicht – überhaupt nicht – enttäuscht. Das Buch ist ein großartiges Road Movie ala Dr. Kimble auf der Flucht, nur viel besser. Weil mehr Pulp. Mehr Blut. Und mehr Überraschung.

    Mit einem klitzekleinen Kniff verschafft sich Candice Fox dabei quasi einen Freibrief: Aus einem Hochsicherheitsgefängnis in der Wüste von Nevada brechen alle Gefangenen aus, ohne Gegenwehr (die Story hierfür ist zwar dünn aber ohne die Idee funktioniert der Rest nicht). Und dann? Dann zündet Candice Fox ein echtes Feuerwerk!

    600 prisoners escaping justice.

    And one hunting it.

    (Untertitel des Originals, siehe Cover unten)

    Wenn wir mal über den Umstand hinwegsehen das in der deutschen Version 606 Häftlinge ausbrechen (und der Untertitel verhunzt wurde), dann gibt es einen coolen Road Movie:

    Der Großteil der Ausbrecher wird schnell gefasst, bringt sich gegenseitig um oder kehrt mehr oder weniger freiwillig zurück. Einer – der, der das ganze organisiert hat – bekommt Unterstützung und will sein großes Ding landen (ein übler weißer Supremacist). Einer hängt sich an einen anderen, der clever erscheint.

    Und der Clevere – John Kradle – , der hat einen Plan: Ab in die Wüste, hin zu einem Flugplatz und ab nach Hause. Über die Straßensperren hinweg. Er würde nämlich gerne beweisen, das er kein Mörder ist. Und auf ihn hat es Celine Osbourne abgesehen, sie lag nämlich ewig im Clinch mit ihm. Als Aufseherin im Todestrakt. Dazu kommt dann noch das FBI, die US Marshals und und und…

    … Celine ist die einzige die spürt, das John Kradle anders als die anderen ist. Sie bleibt ihm auf der Spur. Am Ende kommt es zu mehr als einem Showdown, mehr als einem überraschenden Opfer und ordentlich Blut. Und das ganze wunderbar humorvoll dargebracht. Mit dem richtigen Schuss Brutalität. Gaaaanz lakonisch.

    Eine durch und durch großartige Geschichte, gebt sie Quentin Tarantino zum verfilmen.

    Soundtrack dazu: Chris Masuak – Cold Rock Prison, was sonst?

    PS: Wo kommen die 6 zusätzlichen Häftlinge in Deutschland her? Was hab ich übersehen?

    Candice Fox – The Chase

    PPS: Und Candice Fox so?

  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.585

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.585

    Andreas Pflüger – Ritchie Girl (Suhrkamp, 2021)

    Gelesen: 10. – 16.05. (netto 440 Seiten)

    Ein Geschichtsbuch, kein Krimi. Aber eines von der überraschenden Sorte: Eine komplett erfundene Story die links, rechts, oben und unten mit realen Personen, echten Ereignissen und der Wirklichkeit unterfüttert ist.

    Quasi das Gegenstück zu Saul K. Padover – Lügendetektor (Die Andere Bibliothek, 2016).

    Wenn ich Bücher kaufe, dann entweder weil ich dem Verlag blind vertraue, dem Lektor blind vertraue, der Übersetzerin blind vertraue oder aber an dem Cover irgendwas den Trigger auslöst das Buch in die Hand zu nehmen.

    Und dann schlage ich das mittendrin auf und lese genau eine Seite. Und wenn der flow mir gefällt kaufe ich das.

    So ist das hier passiert, Cover, interessantes Thema und passender flow.

    Andreas Pflüger hat sich mit vielen Details mühe gegeben, so auch mit dem Titel: Ritchie Girl referenziert Fort Ritchie (ein Ausbildungslager für den Militärgeheimdienst) und ist ein Wortspiel für die Protagonistin Paula Bloom (die tatsächlich ein Rich Girl im Vorkriegsdeutschland war).

    Wer sich darauf einlässt und neben dem Buch ein Tablet zur Hand hat, kann in fast jedem Absatz den Realbezug validieren: Vom SS Mann in Mailand von 1943, der von geheimen Verhandlungen mit US Geheimdiensten schwadroniert, bis hin zu den Bossen von IG Farben und den Nürnberger Prozessen.

    Paula, aufgrund ihrer Deutschkenntnisse in den Krieg nach Europa zurückgeschickt, nimmt uns dabei mit durch die Endphase des Krieges und bis in die Amerikanische Besatzung. Die Geschichte ist spannend konstruiert und zeigt relativ schonungslos das der Krieg eigentlich immer das schlechte hervorbingt.

    Spannende Geschichte, gut zu lesen. Eine gewisse Sicherheit bezüglich historischer Fakten rund um den 2ten Weltkrieg solle aber mit an Bord sein – wenn nicht wird das ganze zum Lehrbuch und der Unterhaltungswert dürfte sinken.

    Soundtrack dazu: Ritchie Venus & The Regime – Trend, was sonst?

    PS: Fort Ritchie…

    Und IG Farben?

  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.570

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.570

    Scott Thornley – Der Gute Killer (Suhrkamp, 2022)

    Gelesen: 28.01. – 04.02.2022, netto 391 Seiten

    Für einen Reihefolgeleser ist es schon frustrierend wenn der erste Band eigentlich der 2te ist und der zweite eigentlich der 4te. Nevermind – ein weiteres starkes Buch aus Kanada, ein weiteres Buch um Detective Superintendent MacNeice.

    Auch hier ist die Übersetzung des Titel (im Original Vantage Point) wenig passend (aber vielleicht ja der deutschen Serie geschuldet) und das Cover mit kluger Hand passend zur Story gestaltet.

    MacNeice und sein Team sind extrem fokussiert und eine perfekt abgestimmtes Mordermittlermaschine … wäre da nicht die Zerrissenheit von MacNeice: Zum einen redet er immer noch mit seiner an Krebs verstorbenen Frau, zum anderen bekommt er es nicht hin seine Beziehung zu DI Fiza Azis zu klären. Mitarbeiterin und Kollegin oder eine Frau, die er bewundert?

    Dazu gibt ein Serienkiller den Takt vor, der genauso fokussiert und perfekt abgestimmt seine Leichen in Szene setzt (Vantage Point!), nach außen aber ehr Chaos hinterlässt. Aber MaNeice schafft es sein Team auf die richtige Richtung zu bringen, viel zu schnell kommen sie ihm mit echter Polizeiarbeit auf die Spur, ohne näher zu kommen.

    Der Spannungsbogen um MacNeice (Trauer, Arbeit, Liebesgefühle) und der Spannungsbogen um den Killer (der eigentlich Arschlöcher abräumt) sind die große Stärke des Buches. Um so enttäuschender das am Ende ein Hollywood Action Ende steht statt eines anständigem Blutbades, bei dem auch einige Gute draufgehen. Auf mich wirkt dieses Ende irgendwie wie ein Fremdkörper.

    Trotzdem: Ich werde alle Bücher von Scott Thornley lesen.

    Soundtrack dazu: No Problem – Eyes Of A Killer, was sonst?

    PS: Und Scott Thornley so?