Tag: Kampa Verlag

  • Bücher, schnell gelesen: 1.735

    Bücher, schnell gelesen: 1.735

    Michael Connelly – Wüstenstern (Kampa, 2024)

    Gelesen: 21. – 25.10.2024 (netto 400 Seiten)

    Aus dem amerikanischen Englisch von Sepp Leeb.

    Das 5te Buch aus der Renée-Ballard-Reihe von Michael Connelly, wieder mit Harry Bosch. Dazu ein wenig Maddie Bosch und noch ein ganz büschen Michael Haller.

    Das LAPD hat Renée Ballard zurückgeholt und mit ihr eine neue Cold Case Einheit aufgesetzt. Eigentlich. In Wahrheit ist es das Hobby Horse eines Stadtrates, der gerne den ungeklärten Mord an seiner Schwester geklärt hätte.

    Renée hat also wieder ein LAPD-Abzeichen und hat die freie Hand, eine neue Open-Unsolved-Einheit aufzubauen. Allerdings nur mit Ehrenamtlichen. Ex-Cops. Ex-District Attorneys. Und anderen Freiwilligen.

    Ihre erste Wahl jedoch ist Harry Bosch.

    Und der sagt nur deshalb zu, weil er dann sein eigenes Hobby Horse satteln kann: Der Mord an der Familie Gallagher. Bosch weiß das Finbar McShane der Mörder ist, aber er konnte es ihm nie nachweisen. Und seit vielen Jahren ist Finbar auch schlicht und einfach weg.

    Bosch hat im Fall der ermordeten Schwester den richtigen Riecher und macht aus dem Cold Case einen echte Untersuchung. Und verschwindet auf seinen Ego-Trip in Sachen Gallagher.

    Renée dagegen muss den Laden zusammenhalten, politischen Fallen ausweichen und Ergebnisse liefern. Im Grunde umkreisen beide den gleichen Stern – aber immer auf Kollisionskurs.

    Aber sie sind Profis und bekommen beide Fälle gelöst. Und beide Mörder werden überführt. Und beide Mörder sind am Ende tot. Ein typisches Bosch Ende für einen Fall.

    Und das lässt einen ziemlichen Cliff-Hänger stehen: Kommt Bosch ohne Marke, fast 70 und mit Krebs (der alte Fall als er und Jerry Edgar Caesium gesucht und gefunden haben) nochmal davon?

    Die Tage von Bosch sind definitiv gezählt. Und dadurch fühlt sich dieses Buch mehr als nur ein bisschen nach Abschied an.

    Einfach ein klasse Buch, flott zu lesen und wie immer bei Michael Connelly mit viel Details der Polizeiarbeit. Realistischen Details.

    Mehr, immer mehr davon!

    Soundtrack dazu: The Reflectors – Desert Crusader, was sonst?

    PS: Und Michael Connelly so?

  • Bücher, schnell gelesen: 1.711

    Bücher, schnell gelesen: 1.711

    Michael Connelly – Cops Und Killer (Kampa Verlag, 2024)

    Gelesen: 03. – 07.06.2024 (netto 302 Seiten plus 27 Seiten mit zwei Nachworten von Michael Carlson und Jochen Stremmel)

    Aus dem amerikanischen Englisch von Sepp Leeb.

    “True Crime” und aus der Zeit als Michael Connelly noch Journalist und Polizei-Reporter war. Zuerst von 1980 bis 1987 in Florida, dann ab 1987 in L.A. und bei der Los Angeles Times.

    Den Job als Journalist gab er erst 1995 auf, da waren die ersten drei Bosch Romane bereits geschrieben. Der Rest ist Erfolg auf der ganzen Spur, sowohl als gedrucktes Buch als auch die Verfilmung(en).

    Die Originalgeschichten sind in diesem Buch eingerahmt von einem Vorwort von Michael Connelly und den beiden Nachworten, sie dienen dabei als Einordnung (Connelly) als auch als Referenz.

    Das Vorwort von Connelly setzt den Leser dabei ein wenig mit Absicht auf eine Spurt – welche Fälle resp. welche Puzzleteile aus echten Fällen hat Connelly in Bosch und den anderen Büchern verbraten.

    Die Fälle selbst sind hier in Europe weitestgehend unbekannt, es hilft den einen oder anderen Namen mal bei Wikipedia zu checken um mehr Kontext zu bekommen. Die Reportagen selbst sind fast schon klinisch klar resp. kalt: Wer – Was – Wann – Wo – Warum – Wie. Aus. Dem. Lehrbuch.

    Interessanter ist da schon in welche Struktur Connelly das ganze verpackt hat:

    1. Die Cops – 2. Die Killer – 3. Die Fälle

    Das ist es was ihn interessiert hat, das ist es was er später als hard-boiled Autor geschrieben hat.

    Ich denke das Buch ist in Wirklichkeit nur für Die-Hard Connelly Fans, sonst ist es ein wenig zu trocken. Eine etwas aufwendigere Aufmachung mit zB Original Zeitungsausschnitten (und Fotos) wäre irgendwie cooler. Und wertiger, für Fan Boys.

    Soundtrack dazu: Crime – Feel The Beat, was sonst?

    PS: Und Connelly so über die Zeit des Übergangs vom Journalisten zum Autor?

  • Bücher, schnell gelesen: 1.693

    Bücher, schnell gelesen: 1.693

    Giles Blunt – Kanadische Wälder (Kampa Verlag, 2023)

    Gelesen: 23. – 26.03.2024 (netto 391 Seiten)

    Aus dem kanadischen Englisch von Anke Kreutzer.

    Und gleich nochmal Detective John Cardinal. In Kanadische Winter musste er sich ja nicht nur mit sich selbst, seiner Einsamkeit sondern auch seiner eigenen Schuld beschäftigen. Und der Leser bekam immer einen Vorsprung, da die Perspektive zwischen Polizei und Täter hin- und herwechselte.

    In Kanadische Wälder (outsch, irgendwie ziemlich doofe und plakative Titelwahl) verschiebt Giles Blunt das Setting auf sehr angenehme Weise auf lediglich den Polizeiblick:

    Cardinal und seine neue Partnerin Lise Delorme sind der einzige Blick für den Leser auf den Fall: Eine Leiche, im Wald, offensichtlich von Bären (an-)gefressen. Und dann noch mehr Leichenteile. Und eine tote Ärztin. Und das Bären-Opfer … mit vielen Fragezeichen.

    Dazu kommt dann noch der kanadische Geheimdienst, der sowohl die Polizei vor Ort als auch die Mounties (Royal Canadian Mounted Police) an der Nase herumführt. Irgendwas stimmt an der ganze Sache so gar nicht.

    Und damit ist John Cardinal exakt da wo er auch in Kanadische Winter seine Stärken entfaltet. Nämlich Stein für Stein umdrehen und die Wahrheit suchen. Und die führt ihn in die 1970er und zur sogenannten October Crisis. Und immer mehr einfache Wahrheiten werden komplizierte Ereignisse vor langer Zeit.

    Dazu bringen sowohl sein Vater (Ignorant seiner Herzkrankheit gegenüber), seine Partnerin (zu attraktiv) als auch seine Schuld (moralische Schulden wollen bezahlt werden) das ganze durcheinander. Und das kanadische Wetter sowieso.

    Bis zum Ende bleibt es es spannend, obwohl Blunt 60 Seiten vor Ende den eigentlichen Fall löst. Nur um danach das persönliche Happy End (die Schuld von John Cardinal wurde quasi left-field abgelöst) mit einer persönlichen Tragödie zu zerstören. Und den endgültigen Abschluss des Falles … killt Giles Blunt dann auch wieder. Der Täter, der reitet in die Nacht.

    Cool. Keine Happy Ends!

    Noch stärker als das erste Buch, vor allem weil es direkt mit einer spannenden Suche losgeht und diese Spannung dann ganz wunderbar über einen echten historischen Kontext gezogen wird. Und hochgehalten wird.

    Jetzt will ich auch den Rest. Bitte.

    Aber nicht als “Kanadische Wässer“. Zur Hilfe: Die Originale sind Forty Words For Sorrow, The Delicate Storm, Black Fly Season, By The Time You Read This, Crime Machines und Until The Night. Da kann man doch was besseres draus machen als Tourismuswerbung, oder Kampa?

    Soundtrack dazu: Territories – Heart That Breaks, was sonst?

    PS: Dieses Buch wurde in der TV Serie direkt übergangen. Zu delikat im historischen Kontext der franko-kanadischen Separatisten?