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    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.304

    William Boyle - Gravesend (Polar Verlag, 2018)
    William Boyle – Gravesend (Polar Verlag, 2018)

    Gelesen: 18. – 21.02.2018, netto 282 Seiten

    Ja, der Polar Verlag hat da eine ziemlich gute Reihe am Start. Period. Und neben Taschenbüchern gibt es endlich auch Hardcover, das freut mein Sammlerherz.

    Gravesend ist ein cooler Name für ein Buch, zu cool um ausgedacht zu sein: Es handelt sich um einen kleinen und alten Bezirk in Brooklyn, NYC.  Und dort hat Ray Boy Calabrese vor 16 Jahren einen schwulen Jungen in den Tod getrieben und damit das Leben für sich, für die Familie des Opfers und für alle anderen nachhaltig verändert.

    Und als er aus dem Knast kommt will die Familie des Opfers nichts als Rache. Und ab da wird dieses Buch ein echtes Kunstwerk. Was für Helden:

    Ray Boy Calabrese – ein Mörder der nichts lieber machen würde als … zu Sterben. Conway D’Innocenzio – ein Bruder auf Rache, der aber keine Rache nehmen kann. Alessandra Biagini – hat es aus Gravesend raus nach Hollywood geschafft und kommt als angehimmelte Heldin zurück (und ist nichts davon). Eugene – der durchgeknallte Neffe von Ray Boy will auch gerne ein Gangster sein und geht … den Bach runter.

    Atmosphärisch schon dunkel und sehr dicht, dazu extrem nah an den Gefühlen der Charakter. Dazu mit der notwendigen Härte und dem notwendigen Elend. Denn so richtig klasse ist es in Gravesend nicht, ist ehr so run-down. Und das an allen Ecken und Enden.

    Es gibt nur einen Weg und der ist down-hill. Ein Weg, der in diesem Buch dann auch mit einer wunderbaren Spannung untermalt wird – was genau passiert ist auch für den erfahrenen crime connaisseur nicht wirklich zu erraten.

    Wow – das ist ein echter Hit. Nicht wirklich pure Crime sondern eine eiskalte Draufsicht auf eine kleine Gemeinde. Gravesend we are, ain’t we? Unbedingt lesen. Jetzt! Sofort!

    Und was hat William Boyle so zu sagen?

    Knowing how much film and music mean to you, I wanted to ask what it is the novel allows you. Money and melody aside, what is it we get from novels that we can’t get from stories told through cinematography and song?
    
    
    Man, that’s a good question, and it’s something I think about a lot. 
    
    I’m not a musician and I’m not a filmmaker (though I sometimes wish I was), so fiction is the only way I know to tell stories and the novel is my preferred form because, as much as I love tightness and economy, I also love being able to stretch my legs out. 
    
    But as someone who is constantly consuming films and albums and books, I’d have to say it’s just more of a feeling: I live inside books the way I don’t live inside movies or albums, even favorites like Badlands and McCabe & Mrs. Miller or In the Aeroplane Over the Sea and Magnolia Electric Co. Or maybe it’s just a different kind of existence within the work. I don’t think watching films or listening to music is passive, it’s not that. 
    
    The best books work their way into your blood in a way that’s so full, so mystical. I just read Willy Vlautin’s newest novel, The Free, and it was my life for the two days I was reading. It’s the same with other favorites – Ironweed, Jesus’ Son, The Easter Parade, The Death of Jim Loney, too many more to name. These books just hammer their rhythms into me, and I’m creating things in my mind even as a world is being presented to me. 
    
    That’s how I feel when I’m writing too, like I’m inside of something big, like I’m tiling a world into place.
    
    Source: http://fictionwritersreview.com/interview/it-belongs-to-the-neighborhood-an-interview-with-william-boyle/
    

    Yep, der hat eine gute Sicht auf die Welt! Da hoffe ich dringend auf mehr und genauso sehr hoffe ich auf eine Verfilmung!

    Soundtrack dazu: Mindless Self Indulgence – Revenge, was sonst?

  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.295

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.295

    Newton Thornburg - Schwarze Herde (Polar Verlag, 2016)
    Newton Thornburg – Schwarze Herde (Polar Verlag, 2016)

    Gelesen: 05. – 10.01.2018, netto 282 Seiten

    Tja, Cutter und Bone war ja ein großartiges Sittengemälde der Californian Way of Life das nicht ganz so toll verfilmt wurde. Schwarze Herde dagegen ist ein nicht ganz so tolles Sittengemälde eines ganz anderen Way of Life in den US of A und ein ehr so ohne echten Crime Thrill.

    Lustig ist aber das eine Entwicklung aus den letzten Jahren vorweg genommen wird: Ein erfolgreicher Werber verläßt die Branche um sich als Rinderzüchter auf einer Farm selbst zu finden. Und genauso wie ich jedem Ex-Werber wünsche das er mit seinem Burger- oder Kaffee-Laden pleite geht geht auch dieser Werber natürlich pleite – finanziell und mit seiner Ehe. Seine Frau verlässt ihn, ein durchgeknallter ex-Werber nistet sich bei ihm ein und seine Herde wird positiv auf Brucellose getestet.

    Und von da an geht es, begleitet von ein wenig Blut &Gewalt, schön den Bach runter. Bis er auf die durchgeknallte Idee eingeht seine Herde klauen zu lassen um sie zu Verkaufen und die Versicherung zu kassieren – so als Sanierung und Startkapital (um mit seiner jungen Freundin, natürlich eine Bedienung in einer Spelunke) nach Kalifornien zu gehen.

    Der kleine Crime/Thrillerfaden im Hintergrund ist leider sehr vorhersehbar und das ganze wäre besser ein weniger auf Crime aber mehr auf Melodram aufgesetztes Buch gewesen. Gut ist es wenn es das Leben auf dem Land und die Farmer beschreibt, schlecht ist es wenn es versucht ein Krimi zu sein.

    Für mich das schlechteste: Der Held hat am Ende nicht einmal die Traute sich die Birne wegzublasen. Das passt nicht. Elend muss Elend bleiben. Und Elend enden.

    Soundtrack dazu: Drunks With Guns – Beautiful Happiness, was sonst?

  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.294

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.294

    Newton Thornburg - Cutter und Bone (Polar Verlag, 2015)
    Newton Thornburg – Cutter und Bone (Polar Verlag, 2015)

    Gelesen: 03. – 04.01.2018, netto 358 Seiten

    Das Buch ist alt (von 1976) aber passt perfekt in den “Down the drain” Backdrop der meisten Bücher in der ausgezeichneten Krimi-Reihe des Polar-Verlages.

    Ist ist in den 80er im Playboy Reihe des Möwig-Verlags in einer gekürzten und schlechten Version unter dem reißerischen Titel “Geh zur Hölle, Welt!” erscheinen und 1981 wurde das ganze mit dem jungen Jeff Bridges auf ehr schräge Art verfilmt – Titel damals “Cutter’s Way“.

    Während der Film sehr sehr freizügig mit dem Buch umgeht (u.a. ist im Buch Cutter ein schwarzer Vietnam Veteran, im Film spielt ihn Jeff Bridges – dazu wurde auch die Story angepasst) stimmt doch eine Sache aus der Filmkritik:

    Cutter's Way is at once an American film of its time and for all ensuing times, an ugly-truth endeavor examining a nation in which the rich and powerful literally get away with murder while the poor and pitiful barely exist at all.
    

    Für mich ist das ganze der Nährboden auf dem in LA auch der Punk landen konnte. Cutter ist zwar nicht die Hauptfigur aber seine zerstörerischer Zynismus nimmt alles mit den in den Abgrund, einfach perfekt. Und warum: Weil er es kann und weil er seinen Platz an den Töpfen der Reichen verloren hat (so wie er seine Gesundheit in Vietnam verloren hat).

    Der Rest ist das süße Leben der Reichen, das elende Leben der anderen die versuchen mitzuhalten (und doch nur von der Hand in den Mund und von Tag zu Tag leben). Geld zählt, der Rest nicht. Und so steht Cutters Kumpel Bone auch jeden Tag vor einem neuen moralischen Dilemma, weil er eigentlich nur seinen Körper und seinen Charme zu Geld machen kann, meist mit älteren Frauen.

    Ein wirklich großartiges Sittengemälde und eine kleiner und feiner Krimi der mit einem lauten Bäng endet. Und mit seiner Story definitiv besser ist als der Film.

    Soundtrack dazu: The Mau-Maus – We all fall down , was sonst?

    Cutter and Bone (United Artists, 1981)
    Cutter and Bone (United Artists, 1981)