Tag: Polar Verlag

  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.392

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.392

    Attica Locke - Bluebird, Bluebird (Polar Verlag, 2019)
    Attica Locke – Bluebird, Bluebird (Polar Verlag, 2019)

    Gelesen: 02. – 04.06.2019, netto 316 Seiten

    Das Buch spielt tief in Texas, in East Texas. Und ganz hinten in dieser Ecke gibt es auch Schwarze. Farbige. Oder eben Nigger, wie die weiße Bevölkerung sie nennt. 

    Die besteht aus alten Sklavenhaltern, den netten Meth-Händlern von der ABT (Arian Brotherhood Texas) und dem lokalen Sheriff. Der ist überraschenderweise nicht korrupt, aber wenn irgendwo eine Leiche auftaucht dann war der Täter entweder schwarz oder aber falls die Leiche schwarz ist, dann ist es eben kein Mord sondern ein Unfall.

    Wer bringt hier Gerechtigkeit? Eigentlich die Texas Rangers (oder, überhaupt nicht gerne gesehen, das FBI). Aber dieser Texas Ranger hat seine eigenen Probleme: Kurz vorm Rauswurf, mit Alkohol und Eheproblemen und … schwarz. Beste Voraussetzung um eine schwarze Leiche (Anwalt aus Chicago) und eine weiße Leiche (Kellnerin aus dem lokalen Redneck Kneipe) zu einem etwas komplizierten Fall zu machen.

    Was vorne als Hassverbrechen erscheint wird am Ende ein extrem vielschichtiger Krimi und eine echte Liebeserklärung an das schwarze East Texas und die Probleme, die dort heute wie vor 25, 50 oder auch 100 Jahren herrschten.

    Und natürlich ist die Antwort am Ende eine andere: Als Erfahrener Krimi-Leser wissen wir natürlich das es entweder eine familiäre Auseinandersetzung oder aber “Heat of the Moment” ist, wenn jemand zu Tode kommt. Aber was ist es hier?

    Ich kann mir kein besseres Sittengemälde über die Lage der Schwarzen in den US of A vorstellen, als so ein Krimi. Ganz wunderbar gemacht und als Krimi ganz wunderbar verpackt.

    Oder wie es der Verlag so richtig schreibt:

    Attica Locke wendet sich in ihrem dritten Roman mit einem Blick für die Feinheiten der ländlichen weißen Südstaatler einmal mehr gegen die rassistische Scheinheiligkeit in Texas.

    Dem gibt es nichts hinzuzufügen – außer: Lesen! Jetzt!

    Soundtrack dazu: John Lee Hooker – Bluebird, was sonst? Vielleicht doch Traitör – Bet On Black? Schwere Entscheidung!

    Und was sagt Attica Locke dazu? 

  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.387

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.387

    Jock Serong - Fischzug (Polar Verlag, 2018)
    Jock Serong – Fischzug (Polar Verlag, 2018)

    Gelesen: 17. – 21.05.2019, netto 292 Seiten

    Jock Serong ist Anwalt, Surfer und lebt an der Südwestküste von Victoria (Australien). Sein Debüt Krimi wurde 2015 mit dem Ned Kelly Award für den besten Erstling ausgezeichnet, das bekommt man wohl nur hin wenn man über Dinge schreibt die man kennt.

    Entsprechend ist das Buch geprägt von Gerichtsszenen, sowohl die Einleitung und das Ende sind aus der Ecke “Gerichtsdrama” und entsprechend weniger blutig oder spannend – dazwischen jedoch tobt das echte Leben: Verlierer (inclusive dem Helden) und Gewinner (die, die schon immer das Sagen hatten). Und Tote, für die idealerweise jemand anderes bezahlt. Und Geld wird außerhalb der Legalität verdient: Drogenschmuggel und der illegale Verkauf von überfischten Abalonen.

    Und ganz tief drinnen Charlie Jardim, Anwalt kurz vorm Rausschmiss, der im Hinterwäldlerfischerdorf an der Küste einen Zeugen für den Staatsanwalt befragen soll. Charlie glaubt immer noch an das Gute, aber seine Freundin (scheißt auf ihn) und die Realität (die Bösen gewinnen immer) kackt ihm so richtig einen rein.

    Am Ende gibt es noch eine Überraschung (und eine Lösung die gut versteckt schon die ganze Zeit im Buch gelauert hat) aber das passt irgendwie nicht in die Dreiteilung: Gerichtsdrama, Elendsdrama, Gerichtsdrama. Weil die Lösung Hoffnung suggeriert. Und Hoffnung einfach nicht da ist.

    Spannend aber wg. der recht langen Gerichtsszenen nicht so mein Ding.

    Soundtrack dazu: Clowns – Pickle, was sonst? 

  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.386

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.386

    James Anderson - Desert Moon (Polar Verlag, 2018)
    James Anderson – Desert Moon (Polar Verlag, 2018)

    Gelesen: 14. – 16.05.2019, netto 332 Seiten

    Der Polar Verlag hat die aktuell die wohl spannendste Krimi-Reihe im Angebot. Vor allem aus den US of A schafft er großartige Bücher heran, diesmal den Erstling von James Anderson. Und dieses Buch, im Original “The Never-Open Desert Diner“, hat es in sich.

    Ben Jones ist ein Kurierfahrer der sich die Wüste in Utah ausgesucht hat. Die State Road 117 ist sein einsames Revier, hier versucht er mehr schlecht als Recht über die Runden zu kommen. 

    Die beeindruckende Landschaft bringt uns James Anderson ganz langsam und voller Empathie nahe, ebenso die kauzigen Einwohner. Mit trockenem bzw.  leicht sarkastischem Humor erzählt er von den Sonderlingen die sich in der Wüste verkrochen haben und von Ben Jones mit allem möglichen und unmöglichem versorgt werden.#

    Und dann tauchen neue Personen auf und bringen sowohl das Gleichgewicht in der Landschaft als auch das Gleichgewicht von Ben durcheinander. Und aus vielen kleinen Sandkörnern wird ein Sturm. Und am Ende dieses Sturms ist nichts mehr so wie es war – vor allem gibt es ein paar Tote mehr in der Wüste.

    Ein großartiges Buch, eine wunderbare Desert Noir Geschichte und eine wunderbare Homage an die Wüste. Perfekt!

    Soundtrack dazu: Meat Puppets – Auora Borealis, was sonst?

    PS: Jetzt bin ich mega gespannt auf das nächste Buch von James Anderson …