Tag: Polar Verlag

  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.445

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.445

    Pierre Pouchairet - Unheiliges Land (Polar Verlag, 2019)
    Pierre Pouchairet – Unheiliges Land (Polar Verlag, 2019)

    Gelesen: 03. – 10.05.2020, netto 390 Seiten

    Ein etwas anderes Buch im Polar Verlag – weniger noir, weniger Pulp aber zumindest ein wenig hard-boiled.

    Und voll echter Polizeiarbeit. Länderübergreifend. Lokal. Eigentlich kein Wunder, der Autor war selber bei der Französischen Polizei und aktiv in der grenzübergreifenden Drogenfahndung.

    3 Länder, 3 Polzeieinheiten, 3 Herangehensweisen. Im Israel sind die Cops (ausgewanderte jüdische Franzosen) an einem Mord dran, der wohl von Arabern aus Nablus an Jüdischen Siedlern im West-Jordanland verübt worden ist. In Nizza knallen Drogensüchtige komplett durch, nachdem sie eine neue Form von Meth genommen haben. Darauf sucht die Polizei nach der Quelle. Und in den Palästinensischen Autonomiegebieten Maïssa, eine junge palästinensische Polizistin, die herausfinden soll ob die jungen Araber wirklich die Siedler getötet haben.

    Was alle 3 Gruppen verbindet ist echte Polizeiarbeit unter gesetzlichen, politischen und gesellschaftlichen Einschränkungen. Und die Tatsache, das alle in Frankreich die Polizeiarbeit gelernt haben – das merken sie aber erst spät im Buch.

    Und natürlich landen alle 3 Ermittlungen an einem Kern: Die Hamas und russische Gangster nutzen den Status der Autonomiegebiete um Meth zu kochen und dieses nach Frankreich zu verschiffen.

    Das gute an dem Buch ist die detaillierte Polizeiarbeit, der immer wieder Grenzen gesetzt werden. Zwänge, die Abkürzungen vermeiden oder bestimmen. Am Ende gibt es Verlierer und Gewinner – und nicht unbedingt die Erwarteten.

    Gut auch das die Gewalt, die aus dem Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern hervorgeht, schonungslos gezeigt wird ohne eine Seite zu ergreifen. Das machen Polizisten nämlich nicht, sie suchen nur die Wahrheit. Ob diese dann auch zur Anklage oder Veröffentlichung kommt, liegt nicht ihren Händen.

    Ein gutes Buch aber eben kein Hard-Boiled Noir Thriller. Macht aber Lust auf mehr und wenn ich es richtig sehe gibt es da noch mehr. Hoffentlich auch bald in Deutsch.

    Soundtrack dazu: Moms On Meth – Agents of Tradition, was sonst?

    Moms On Meth – Agents Of Tradition

    Agents of tradition
    filled up, sucked dry and thrown aside
    your promised gratification
    seems questionable at best

  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.440

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.440

    Katherine Faw - Young God (Polar Dark Places, 2020)
    Katherine Faw – Young God (Polar Dark Places, 2020)

    Gelesen: 24. – 25.03.2020, netto 210 Seiten (plus ein excellentes Nachwort von Kirsten Reimers).

    Meine Fresse, das ist ein großartiges Buch. Es ist das Debüt von Katherie Faw, 2014 erschienen, und viel gerühmt. Auf den ersten Blick wirkt es befremdlich – viel weißes Papier auf sehr wenig Seiten. Aber diese Seiten haben es in sich. Die leeren Stellen haben einen Zweck. Die Geschichte von Nikki kommt nämlich ebenso schnell wie maulfaul daher.

    Nikki ist 13 und nach 11 Seiten hat sie bereits ihre Mutter durch einen Unfall verloren und den Freund ihrer Mutter gefickt. Nur eine Seite weiter verlässt sie ihn und klaut sein Auto und seine Drogen. Sie hat nämlich auch einen Vater und der war mal ein echter Drogendealer. Mit Knasterfahrung. 

    Wenig Schrift, viel weiß – der perfekte Gegenpart gegen die absolut dunkle Geschichte. Die ist aber so fein gesponnen: Ein Faden mit Gewalt von Männern gegen Mädchen (bzw. Kindfrauen). Ein Faden mit sexueller Gewalt gegen minderjährige Mädchen. Ein Faden mit Drogenhandel. Ein Faden mit Drogenbenutzung. Ein Faden mit Prostitution von Minderjährigen. Ein Faden mit Gewalt von Opfern von Gewalt.

    Das ganze ist ein unfassbar starkes Portrait von Menschlichkeit (und dem Fehlen von Menschlichkeit) vor dem Hintergrund von täglicher Grausamkeit. Täglicher Gewalt.  Täglichem Chaos. Und eine Schule, die gibt es nicht. Nur die Schule des Lebens.

    Das geniale ist wirklich der Schreib- und Layoutstil: Kurze Absätze, leere Seiten, abgetrennte Sätze, die ganz für sich allein gedruckt werden. Das ist definitiv expressionistische, fast filmische Qualität.

    Das Buch fliegt schnell am Leser vorbei und die ganzen Grausamkeiten und Lücken führen nur dazu das beim Leser das Kopfkino zündet und die Lücken füllt: Noch schlimmer, noch grausamer. 

    Ein Hammer Buch und ein großartiger Auftakt zu einer neuen Serie im Polar Verlag (Schwarz statt Weiß). Mehr, viel mehr davon.

    Soundtrack dazu: N.O.T.A. – Drugs & Sex, was sonst?

    PS: Und Katherine ?

  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.434

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.434

    Anthony J. Quinn - Gestrandet (Polar Verlag, 2019)
    Anthony J. Quinn – Gestrandet (Polar Verlag, 2019)

    Gelesen: 22. – 24.01.2020, netto 313 Seiten.

    Ein weiteres wunderbares Buch aus dem Polar Verlag, ein weiterer wunderbarer Krimi an der Grenzlinie der Republic of Ireland zu Northern Ireland. Und wie die Sean Duffy Reihe mit einem etwas anderen Cop.

    Celsius Daley ist durch, am Ende, allein und irgendwie nicht wirklich ein Team-Player. Aber er verbeißt sich in die Leiche eines Garda Síochána Detective, der im Loch Neagh treibt.

    Und kommt vom kleinen ins große, von den kleinen Gangstern zu den großen Gewinnern aus alten IRA Tagen, die heute mit Schmuggel Millionen verdienen. Und doch wieder zu den kleinen Dingen im kleinen Grenzverkehr. Auch zwischen der PSNI und der Garda.

    Ein extrem vielschichtiges und spannendes Buch, in dem der arme Celsius Daley weit außerhalb seiner – ehr schmalen – Komfortzone ermitteln muss. Und voller wunderbarer Beschreibungen der Landschaft, die so wunderbar mit dem vorherrschenden Thema Verrat verheiratet wird.

    Troubles? Yes Sire, loads of Troubles!

    Soundtrack dazu: The Doubt – Contrast Disorder, was sonst?