Tag: suhrkamp

  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.585

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.585

    Andreas Pflüger – Ritchie Girl (Suhrkamp, 2021)

    Gelesen: 10. – 16.05. (netto 440 Seiten)

    Ein Geschichtsbuch, kein Krimi. Aber eines von der überraschenden Sorte: Eine komplett erfundene Story die links, rechts, oben und unten mit realen Personen, echten Ereignissen und der Wirklichkeit unterfüttert ist.

    Quasi das Gegenstück zu Saul K. Padover – Lügendetektor (Die Andere Bibliothek, 2016).

    Wenn ich Bücher kaufe, dann entweder weil ich dem Verlag blind vertraue, dem Lektor blind vertraue, der Übersetzerin blind vertraue oder aber an dem Cover irgendwas den Trigger auslöst das Buch in die Hand zu nehmen.

    Und dann schlage ich das mittendrin auf und lese genau eine Seite. Und wenn der flow mir gefällt kaufe ich das.

    So ist das hier passiert, Cover, interessantes Thema und passender flow.

    Andreas Pflüger hat sich mit vielen Details mühe gegeben, so auch mit dem Titel: Ritchie Girl referenziert Fort Ritchie (ein Ausbildungslager für den Militärgeheimdienst) und ist ein Wortspiel für die Protagonistin Paula Bloom (die tatsächlich ein Rich Girl im Vorkriegsdeutschland war).

    Wer sich darauf einlässt und neben dem Buch ein Tablet zur Hand hat, kann in fast jedem Absatz den Realbezug validieren: Vom SS Mann in Mailand von 1943, der von geheimen Verhandlungen mit US Geheimdiensten schwadroniert, bis hin zu den Bossen von IG Farben und den Nürnberger Prozessen.

    Paula, aufgrund ihrer Deutschkenntnisse in den Krieg nach Europa zurückgeschickt, nimmt uns dabei mit durch die Endphase des Krieges und bis in die Amerikanische Besatzung. Die Geschichte ist spannend konstruiert und zeigt relativ schonungslos das der Krieg eigentlich immer das schlechte hervorbingt.

    Spannende Geschichte, gut zu lesen. Eine gewisse Sicherheit bezüglich historischer Fakten rund um den 2ten Weltkrieg solle aber mit an Bord sein – wenn nicht wird das ganze zum Lehrbuch und der Unterhaltungswert dürfte sinken.

    Soundtrack dazu: Ritchie Venus & The Regime – Trend, was sonst?

    PS: Fort Ritchie…

    Und IG Farben?

  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.570

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.570

    Scott Thornley – Der Gute Killer (Suhrkamp, 2022)

    Gelesen: 28.01. – 04.02.2022, netto 391 Seiten

    Für einen Reihefolgeleser ist es schon frustrierend wenn der erste Band eigentlich der 2te ist und der zweite eigentlich der 4te. Nevermind – ein weiteres starkes Buch aus Kanada, ein weiteres Buch um Detective Superintendent MacNeice.

    Auch hier ist die Übersetzung des Titel (im Original Vantage Point) wenig passend (aber vielleicht ja der deutschen Serie geschuldet) und das Cover mit kluger Hand passend zur Story gestaltet.

    MacNeice und sein Team sind extrem fokussiert und eine perfekt abgestimmtes Mordermittlermaschine … wäre da nicht die Zerrissenheit von MacNeice: Zum einen redet er immer noch mit seiner an Krebs verstorbenen Frau, zum anderen bekommt er es nicht hin seine Beziehung zu DI Fiza Azis zu klären. Mitarbeiterin und Kollegin oder eine Frau, die er bewundert?

    Dazu gibt ein Serienkiller den Takt vor, der genauso fokussiert und perfekt abgestimmt seine Leichen in Szene setzt (Vantage Point!), nach außen aber ehr Chaos hinterlässt. Aber MaNeice schafft es sein Team auf die richtige Richtung zu bringen, viel zu schnell kommen sie ihm mit echter Polizeiarbeit auf die Spur, ohne näher zu kommen.

    Der Spannungsbogen um MacNeice (Trauer, Arbeit, Liebesgefühle) und der Spannungsbogen um den Killer (der eigentlich Arschlöcher abräumt) sind die große Stärke des Buches. Um so enttäuschender das am Ende ein Hollywood Action Ende steht statt eines anständigem Blutbades, bei dem auch einige Gute draufgehen. Auf mich wirkt dieses Ende irgendwie wie ein Fremdkörper.

    Trotzdem: Ich werde alle Bücher von Scott Thornley lesen.

    Soundtrack dazu: No Problem – Eyes Of A Killer, was sonst?

    PS: Und Scott Thornley so?

  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.564

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.564

    Alan Carter – Doom Creek (Suhrkamp, 2021)

    Gelesen: 27. – 29.12.2021, netto 395 Seiten.

    Der Cliffhänger aus Marlborough Man, endlich vor der Nase. Und entspannt im Nebel der Jammerbucht vor dem Kamin weggelesen. Perfekt.

    Alan Carter ist so nah an der Wirklichkeit von Doomsday Preppern, dass es einem beim Lesen nicht ein einziges Mal komisch vorkommt.

    Ins beschauliche Neuseeland haben sich Amerikaner der schlimmsten Sorte eingekauft: Geld (um Land zu kaufen), Gute Anwälte (um das Gesetz immer zu ihrem Nutzen ausgelegt zu bekommen), Gute Netzwerke (um lokale Behörden unter Kontrolle zu bekommen) und keine Skrupel wenn es darum geht die Zukunft nur nach ihren Plänen (und Sorgen) zu gestalten.

    Mit solchen Arschlöchern muss sich Nick Chester rumschlagen. Und natürlich mit den Neuseeländern, die immer schön von oben herab auf andere schauen und ihr wunderbares Land schon selbst kaputt bekommen.

    Dazu noch eine Mordserie die so überhaupt nicht zum Rest passt.

    Wunderbar spannend, wunderbar ehrlich (sowohl im Blick auf die Neuseeländer als auch im erkennbar tiefen Hass auf Trump und seine Epigonen).

    Das einzig enttäuschende für mich als versierter Krimileser: Die überraschende Aufklärung der Mordserie liegt doch ziemlich offen in der Hälfte des Buches rum … aber die Amis haben Nick zu sehr abgelenkt (mich jedoch nicht).

    Tiefgehend, real und einfach gut. Danke Nick!

    Soundtrack dazu: Southern Front – Custody, was sonst?