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  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.550

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.550

    Garry Disher – Moder (Pulp Master, 2021)

    Gelesen: 05. – 09.10.2021, netto 291 Seiten

    Garry Disher produziert für einen Krimi-Autor ein sicher einseitiges aber dafür auch vielschichtiges Œuvre … und lässt seinen alten Gauner Wyatt einfach nicht sterben.

    Mit Moder kehrt Wyatt nach Sydney zurück und sein alter Tippgeber Sam Kramer, der wegen eines eigenen krummen Geschäftes im Knast sitzt, versorgt ihn von dort mit einem heißen Tipp:

    Der Abzocker (oder besser “Finanzberater”) Jack Tremayne hat ein schönes Ponzi-Scheme am laufen und sitz auf einem Batzen Bargeld als Sicherheit für eine schnelle Flucht, falls die Behörden mal intensiver in den Quark kommen.

    Und da Wyatt nichts lieber macht als andere Gangster auszunehmen erkundet er die Lage. Was Wyatt aber nicht ahnt ist das auch andere scharf darauf (und auf ihn) sind:

    Einem altgedienter Cop aus dem Dezernat Eigentumsdelikte kommt eine Gestalt zu häufig vor … Wyatt, ohne das der Cop ihn identifizieren kann. Aber der Cop bekommt die Verbindung zu Kramer raus und kommt Wyatt sehr nahe.

    Die Frau von Tremayne fickt dessen Anwalt und will eigentlich beide ausnehmen.

    Der Sohn von Kramer hat ein Drogenproblem und verrät deswegen anderen Gangstern Details der Zusammenarbeit von Wyatt und Kramer.

    Und so wird aus einem schnellen “rein raus” eine sehr komplizierte Angelegenheit und Wyatt, der ja gerne alles unter Kontrolle hat und auf alles vorbereitet ist, schafft es nicht alle variablen unter Kontrolle zu halten. Und damit wird er zur sprichwörtlichen Zielscheibe.

    Aber Wyatt wäre nicht Wyatt wenn er trotz Verletzung seinen Plan nicht durchziehen würden, koste es was es wolle. Der alte Cop hat sich übrigens mit Wyatt abgefunden, er killt einen Killer und ist deswegen ein Held (und kann den ganzen aufstrebenden Polizei Managern – die keine Cops mehr sind – den Finger zeigen).

    Und am Ende hat Wyatt die Kohle und Kramer wird im Knast gekillt, der Finanzgauner hat nichts mehr (nicht mal sein Leben) und die anderen, die so gierig auf die Kohle waren? Sind alle irgendwie sehenden Auges in den Tod gestolpert. Trottel, macht es wie Wyatt – habt immer Plan B, Plan C und einen Ausweg. Und fuckin’ Geduld!

    Und mit der Tochter von Kramer verbinden ihn jetzt zarte Bande. Das wird weitergehen, da bin ich mir sicher. Bring it on, Garry!

    Soundtrack dazu: Clowns – You Want It, You Got It, was sonst?

  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.549

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.549

    Ken Bruen – Saubermann (Polar Verlag, 2021)

    Gelesen: 01. – 04.10.2021, netto 196 Seiten plus Nachwort von Alf Meyer

    Die Serie um Detektive Sergeant Brant und seinen Boss Chief Inspektor Roberts umfasst 7 Bände, davon sind bisher 3 bei Polar erschienen, irgendwie in zufälliger Reihenfolge. Bei Polar Dark Places kommt mit Saubermann endlich der erste Band von 1998 in Deutsch auf den Markt.

    Wobei Saubermann eine schwacher Übersetzung des englischen Titels A White Arrest ist: Roberts und Brant sind nämlich bei der MET (Metropolitan Police) auf dem absteigenden Ast: Ihre Methoden (Brutal), ihre Art (Korrupt) und ihre nicht existente Diversität (Brutal, Weiß) kommen nicht mehr so gut an. Also brauchen sie einen White Arrest, also einen aufregenden Fall den sie mit einer sauberen Verhaftung in Richtung einer sicheren Verurteilung bringen.

    Und ab geht es ins Chaos: Eine Gang minderbemittelter beschließt Dealer zu killen. Ein Irrer, der schon lange weggesperrt gehörte, will eine ein paar alte Crikett-Helden umbringen. Roberts verliert seine Frau, Brant verliert seinen Hunde. Und jede Menge Nebendarsteller ihr Leben.

    Ein herrlich durchgeknallter und anarchistischer Ritt durch London. Gemein. Böse. Brutal. Und am Ende lässt Roberts die Change auf den White Arrest sausen und Brant bekommt ein Messer in die Rippen.

    Ganz großes Kino! Jetzt bitte zügig die fehlenden Bände: Taming the Alien (1999), The McDead (2000) und Ammunition (2007). Danke.

    Soundtrack dazu: Violent Arrest – Time To Conform, was sonst?

    PS; Ach, der Ken ist einfach cool …

  • Bücher, schnell gelesen: Teil 1.548

    Bücher, schnell gelesen: Teil 1.548

    Castle Freeman – Herren Der Lage (Hanser, 2020)

    Gelesen: 28. – 30.09.2021, netto 175 Seiten

    Wow, da ist mir bisher was durch die Lappen gegangen. Ich mag ja diese Hinterwäldler-Krimis aus den US of A aber diesen schmalen Band hatte ich bisher übersehen.

    Vor allem hatte ich übersehen das die wunderbare Simone Buchholz im Klappentext das Buch mit feinen Worten lobt:

    Castle Freemann kommt ohne Umschweife zur Sache. Mit zarten, aber präzisen Strichen wirft er eine hinreißende Figurenfamilie in die schlecht gelaunte Schönheit Vermonts – charmanter, beinharter Country Noir, in dem alle immer sehr viel klüger sind, als sie tun”

    Mal abgesehen davon das ich Simone Buchholz blind vertraue … hier war es dann auch mal der weitere Klappentext der mich dazu verführte das Buch mitzunehmen. Worte wie “lakonisch”, “abgründiger Humor” und “Country for Old Men” machen mich immer neugierig.

    Ich wurde nicht enttäuscht.

    Obwohl ein eher dünnes Buch kommt es mit einer klar erzählten Geschichte um die Ecke, in der die Figuren perfekt gezeichnet sind. Ein relaxter Sheriff, der auf eine ganz entspannte Art vor allem Deeskalation als Mittel zum Zwecke benutzt. Oder schlicht und einfach die Leute mit Blödsinn zutextet.

    Auf der anderen Seite die bösen Jungs aus der großen Stadt, die Geld, Waffen und Gewalt auf ihrer Seite haben. Aber gegen die cleveren Jungs aus dem entlegenen Tal von Anfang an keine Chance haben. Zumindest nicht im Tal – außerhalb kommen sie natürlich mit der Hilfe von Rechtsanwälten davon.

    Cooles Buch, ich kaufe jetzt den Rest. Zwar nicht ganz so beinhart wie die vor Meth triefenden Bücher bei Polar aber mit viel Charme. Elmore Leonard kommt mir da auch in den Sinn. Oder ein humoriger Garry Disher.

    Kaufen!

    Soundtrack dazu: My Revenge! – Less Plot, More Blood, was sonst?