Category: Bücher

  • Bücher, schnell gelesen: 1.666

    Bücher, schnell gelesen: 1.666

    Robert Reuland – Brooklyn Supreme (Polar Verlag, 2023)

    Gelesen: 20.10. – 08.11.2023 (netto 487 Seiten).

    Aus dem Amerikanischen von Andrea Stumpf.

    Ein ziemlicher Brocken und für mich nicht wirklich flüssig zu lesen, obwohl es eigentlich ein spannendes Buch ist. Mit einer ganz neuen Perspektive.

    Robert Reuland ist Jurist. Er hat in der Wirtschaft gearbeitet bevor er zur Bezirksstaatsanwaltschaft Brooklyn gewechselt ist. Nach 5 Jahren dort ließ er sich als Anwalt in NYC nieder und verteidigt Personen, die aufgrund von polizeilichem und staatsanwaltschaftlichem Fehlverhalten zu Unrecht verurteilt wurden.

    Sein Blick auf die Polizei, die Staatsanwaltschaft und die Richter ist also geprägt. Und offensichtlich hat eine ganz persönliche Konsequenz gezogen: Vertrauen muss wieder hergestellt werden. Denn ohne Vertrauen in Polizei und Justiz geht das Gemeinwesen den Bach runter.

    Reuland zeichnet mit vielen Details ein Panorama das offensichtlich von seiner Arbeit als Staatsanwalt und Strafverteidiger geprägt ist. Und dieses Panorama trieft vor Zynismus: „Wahrheit spielt im Brooklyn Supreme Court keine Rolle, nicht am Ende. Das Einzige, was zählt, ist die Lüge, mit der sie dich erwischen.“ Und um diese Lüge zu bekommen wird manipuliert. Und zwar alle gegen alle.

    Im Buch geht es um Will Way, einen Gewerkschaftsvertreter der lokalen Polizeigewerkschaft mit dem launigen Namen Patrolmen’s Benevolent Association. Er soll einer noch sehr frischen Polizistin beistehen, die einen farbigen Jugendlichen erschossen hat (nachdem dieser ein Geschäft überfallen hat). Sie war vorher Marine (also bei den Streitkräften). Der Junge war bewaffnet, zumindest wurde eine Waffe bei ihm gefunden.

    Schnell wird klar das da was nicht stimmt, ihr Partner war nicht bei ihr und das mit der Waffe …. mmmhhh, stimmt wohl auch nicht. In der Öffentlichkeit gibt es einen Riesenaufschrei, die Politik mischt sich ein und Will ist jetzt noch mehr angestachelt die Polizistin in diesem Wahnsinn von “Keine Gewalt gegen Schwarze – Weg mit der Polizei” zu beschützen.

    Reuland greift immer wieder zu kleinen Kniffen in dem er Sachen verschweigt und dann später in der Handlung klarstellt. Den Alltagsrassismus des Lesers erwischt er früh: Nach den ersten Demos und Protesten wg. “Gewalt gegen Schwarze” erfahren wir beiläufig das die Polizistin farbig ist. Eine Schwarze. Niemand hat danach gefragt.

    Will Way erkennt schnell das alle, die mit dem Fall zu tun haben, entweder versuchen ihre eigene Suppe zu kochen oder aber einen Schuldigen zu finden. Und er erkennt auch, das er als nächster hingehängt wird.

    Und das wird er auch, für seine Haltung fährt er ein:

    ( (c) Polar Verlag 2023)

    Hammer. Nix für hard-boild Krimi Fans aber für alle die nochmal kräftig über ein durch- und durch kaputtes Rechtssystem abkotzen wollen.

    Soundtrack dazu: Jon Cougar Concentration Camp – Georgina, was sonst?

  • In Loving Memory!

    Thanks for 16 years of companionsip Toni!
  • Bücher, schnell gelesen: 1.665

    Bücher, schnell gelesen: 1.665

    Jörg Juretzka – Nomade 2 (Rotbuch, 2023)

    Gelesen: 17.10. – 19.10.2023 (netto 294 Seiten).

    Es bleibt dabei, ich vermisse die Rotbuch Krimi Reihe. Das wird mir vor allem bewusst wenn ich ein Buch wie dieses innerhalb von 2 Tagen verschlungen habe. Sachen die hart, witzig und flott geschrieben sind knallen einfach am besten.

    Und davon hatte Rotbuch jede Menge.

    Schön das Jörg Juretzka seine Kristof Kryszinski Reihe bei Rotbuch weiterlaufen lässt, Nomade 2 schließt ganz überraschen an Nomade (2022) an und ist der 15te Band in der Reihe. Und das ist mit das coolste was es aus Deutschland gibt

    Aus Band 14 ist er wieder in die Wüste zurückgekehrt, zusammen mit seinem Hund Bella und seinem Mercedes L312. Und will eigentlich nicht mehr Menschensucher in der Wüste sein. Aber eine neue Verlockung kommt quer – gesucht wird:

    Ein kleines Filmteam und eine All-Girl-Punkband. Dreiköpfig die Band, Punkrock, sag ich mal. Drei Frauen, alles junge Hühner. Mager, bleich, drogig, halbnackt die meiste Zeit und mehr als nur ein bisschen … extrovertiert.
    

    Und die Antwort darauf ist typisch Kristof: “Kommen wir doch nochmal auf das Thema der sehr, sehr guten Bezahlung zu sprechen“.

    Und so lässt er Bella zurück und macht sich auf in eine historische Ecke: Eine ehemalige Nuklear Test Station der Franzosen tief in der Algerischen Wüste. Sperrgebiet. Und da trifft er auf eine alte Nemesis Abdel Medelci, Zollchef von Tamanrasset (und damit ganz Südalgerien). Der kassiert seinen Pass und schickt ihn auch in das Sperrgebiet.

    Und natürlich ist Kristof ein Trüffelschwein und merkt das da wirklich was zu holen ist. Nur was?

    Und da ein historischer Bezug nicht reicht kommt gleich noch einer hinzu: Der Weisse Vogel ist der legendäre Privatjet von Saddam Hussein und voll mit Geld, Gold und Drogen. Und wo ist der versteckt? Na?

    Zwischen Kristoff und dem Glück steht dann aber der größte Fluch dieser Erde: Esoterische Schwaben auf dem Aussteigertrip. Und die haben sich vor Ort versteckt, eine Inzestuöse Familiensekte gegründet und “die Hand drauf”. Sie verteidigen das ganze geschickt, Iranische Söldner haben keine Chance.

    Aber Kristof, der kann mit Irren. Und da er sich als Pilot ausgibt wird er gebraucht um den Weissen Vogel startklar zu machen und auszufliegen. Und ab da bricht sich der Wahnsinn seine Bahn. Es gibt Tote, Verräter und eine cooles Ende.

    Perfekte Unterhaltung, Speed, Härte, Irrsinn und immer ein Auge auf die wesentlichen Dinge – nämlich die die einen aus der Bredouille bringen:

    Jörg Juretzka – Der Weisse Vogel ( (c) BEBUG mbH / Rotbuch Verlag 2023)

    Pogo rettet Leben! Ich wusste es schon immer!

    Perfekt. Punkt.

    Den Soundtrack dazu hat Jörg Juretzka direkt mitgeliefert: Face To Face – Major Tom, was sonst?

    PS: Und die Wüste so?