Category: Bücher

  • Bücher, schnell gelesen: 1.684

    Bücher, schnell gelesen: 1.684

    Mick Herron – Joe Country (Diogenes, 2023)

    Gelesen: 30.01. – 11.02. (netto 470 Seiten)

    Aus dem Englischen von Stefanie Schäfer.

    Besser. Aber irgendwie fehlt bei dem großartigen Sprachwitz eine spannende Story. Eine überraschende Story. Ein echter Plot, der es mit dem wirklich urkomischem Sprachwitz aufnehmen kann.

    Joe Country, Agentensprache für das Einsatzgebiet, ist das düstere und verschneite Wales und tatsächlich sind die Slow Horses im Außeneinsatz. Um den Sohn eines im Einsatz ums Leben gekommenen Slow Horses zu retten.

    Den der ist ins Fadenkreuz der Oberklasse geraten, hat er doch bei einem Kellnerjob eine Verfehlung eines Royals beobachtet. Und will diese zu Geld machen. Daneben gibt es noch einen “BND spioniert MI5 spioniert BND aus” Plot, der ein neues Slow Horse nach Slough House katapultiert. Mit unappetitlichen Beigaben.

    Und es gibt die neue Chefin des MI5, die ihre Intrigen jetzt ganz oben und mit der Chefin der Dogs spielt. Diese allerdings sagt wunderbar unhöflich Fuck Off!

    ( (c) Diogenes Verlag AG, 2023)

    Und wird überraschend kein Slow Horse sondern hilft den Slow Horses bei der Rettung des Jungen. Und dieser Rettungsplot in Wales ist spannend und geschrieben wie für eine rasante Verfilmung (jede Menge Cuts, jede Menge Cliffhänger).

    Am Ende macht die ganze Story nicht wirklich Sinn, ist aber wunderbar zynisch im Bezug auf Royals, Politik und Geheimdienste.

    Irgendwie komm ich davon nicht los. Wahrscheinlich weil Jackson Lamb so ein wiederliches Arschloch ist.

    Soundtrack dazu: Anhrefn – Duw y Dyn Eira, was sonst?

    PS: Das ganze ist offensichtlich ehr großartig mit Gary Oldman (als Jackson Lamb) verfilmt worden…leider nur im Apple Stream (also nix für mich)

  • Bücher, schnell gelesen: 1.683

    Bücher, schnell gelesen: 1.683

    Candice Fox – Stunde Um Stunde (Suhrkamp, 2023)

    Gelesen: 24.01. – 29.01. plus 02.02.2024 (netto 466 Seiten)

    Aus dem australischen Englisch von Andrea O’Brien.

    Ich muss gestehen das ich das Buch eine ganze Zeit lang links liegen gelassen habe, bevor es in meinem Leserückstand Einzug gehalten hat. Der Grund war das Cover samt Titel, das kommt irgendwie langweilig daher.

    Im Original ist der Titel “Fire With Fire” und der passt 100% genau auf die Story. Schade, da haben die Buchgestalter was verpasst.

    Das letzte Buch von Candice Fox war eine coole Pulp Story rund um einen Gefängnisausbruch, dieses Buch ist eine ebenso coole Story um das Thema “nimm das Recht in die eigene Hand“.

    Und diese Story ist nicht platt sondern clever (und lustig): Die Eltern eines verschwunden Mädchens nehmen die Untätigkeit des LAPD nicht mehr hin. Und um Druck zu erzeugen den Fall zu klären … nehmen sie Beweise für andere ungeklärte Fälle als Geisel. In der Forensik. Und vernichten jede Stunde eine Probe.

    Gegen sie steht das LAPD, aber das traut sich nicht einzugreifen – die Eltern haben Geiseln und eine Bombe. Und während das LAPD und das FBI die Geiselnahme verwalten macht sich ein gerade aufgeflogener Undercover Polizist auf die Such nach der verschwunden Tochter.

    Denn die Forensik hat auch wichtige Beweise in seinem Fall (und seine 5 Jahre Undercover bei einer Biker-Gang sollen nicht umsonst gewesen sein). An seiner Seite (der einzige “geformte” Zufall im Buch) ein LAPD Frischling, der es geschafft hat am ersten Tag beim LAPD rauszufliegen (und der Grund ist herrlich komisch konstruiert … und zwar so, das er 100% real klingt).

    Cleveres Setting und der Auftakt zu einem wahren Parforce-Ritt von Detective Charlie Hoskins und ex-Polizistin-für-einen-Tag Lynette Lamb. Das perfekte dysfunktionale Ermittler-Duo.

    Und während die Verwaltung der Geiselnahme läuft … folgen Charlie und Lynette schlicht und einfach den alten Brotkrummen aus dem Fall. Und da Lynette keine Polizistin mehr ist und Charlie zuletzt auch ehr Biker als Detective war, überschreiten sie jede Menge Grenzen.

    Ziemlich spannend, viel Slapstick Humor (das LAPD als Chaos-Polizei) und trotzdem eine ordentliche Portion Gewalt, Blut und Tot. Irgendwie schade das ich das nicht in einem Rutsch durchlesen konnte.

    Soundtrack dazu: The Runaways – I Love Playin’ With Fire, was sonst?

    PS: Und Candice Fox … kämpft mit dem Fire

  • Bücher, schnell gelesen: 1.682

    Bücher, schnell gelesen: 1.682

    Les Edgerton – Primat Des Überlebens (Pulp Master, 2024)

    Gelesen: 22.01. – 23.01.2024 (netto 336 Seiten)

    Übersetzt aus dem Amerikanischen von Ango Laina und Angelika Müller.

    Hach, was für ein wunderbar negatives, böses und hoffnungsloses Buch. Jede Entscheidung der handelnden Personen wählt zielsicher den Pfad, der bergab geht.

    Wie ein dreckiger Schneeball der eine zerstörende Lawine auslöst, aber nicht aus wunderbar glitzerndem Schnee sondern aus Schlamm, Dreck und Eis.

    Get down deeper and down
    Down down deeper and down
    Down down deeper and down
    Get down deeper and down
    

    Und die Storyline wird immer begleitet von sowas wie schwarzem Humor, Street Credibility oder Ganovenehre.

    Mit dem Hintergrund des Buches kennt sich Les Edgerton aus: Er ist ein ehemaliger Häftling, der wegen Einbruchs im Pendleton Reformatory in Indiana einsaß, das vom damaligen Präsidenten Lyndon Johnson als „das schlimmste Gefängnis der USA“ bezeichnet wurde.

    Auftritt Jake Bishop, Einbrecher und wg. Einbruch schon 2x eingesessen. Bei den harten Jungs. Jetzt ist er raus und will auf keinen Fall nochmal in den Knast (denn da wartet jemand auf ihn … und wird ihn killen). Und daher keine Einbrüche mehr, da er sonst wg. des 3 Strikes Law lebenslang bekommt. Also arbeitet er als Friseur, heiratet eine tolle Frau und hat den Plan sich mit einem eigenen Salon selbständig zu machen. Resozialisiert.

    Pustekuchen! Denn er ist vielleicht resozialisierbar, viele andere aber nicht. Zum Beispiel sein Knastkumpan Walker, dem er noch etwas schuldet und der einfach sein Maul nicht halten kann. Weswegen Jake nun auch noch jemand anderem was schuldet.

    Und natürlich geht danach alles den Bach runter, natürlich hilft Jake Walker bei einem Einbruch, natürlich geht alles schief. Natürlich gibt es Tote. Natürlich entpuppt sich Jakes Frau als starke Frau, die ihn nicht verdammt sondern das beste rausholen will: Für Jake, für ihr ungeborenes, für ihre Zukunft.

    Und genauso gegenläufig ist der Erfolg: Der Bruch gelingt, mehr Geld und Diamanten als geplant. Mitwisser sterben durch die Hand von Jake, immer dann wenn er mit dem Rücken zur Wand steht. Und das bringt ihm noch mehr Geld.

    Herrlich – bergab ins totale Desaster mit ordentlich Kohle auf dem Wohnzimmertisch.

    Den Endpunkt setzt Les Edgerton dann so, das es richtig weh tut. Und wo es vorher immer noch Auswege (die für Jake schmerzhaft waren) gab, gibt es dann nur noch eine große Leere. Mit aller Konsequenz.

    Wow, mit das un-happiest non-Happy End das ich je gelesen habe. Chapeau dafür!

    Soundtrack dazu: Blackmarket Syndicate – Avalanche, was sonst?

    PS: Der deutsche Titel passt vor allem weil das ziemlich gut sitzende The Bitch aus dem amerikanischen Original in der deutschen Übersetzung … eine Fehlbesetzung wäre. Und: The Snitch hätte auch gepasst.

    Das Original Cover packt die Story in zwei Worte und ein Bild. Passt schon.

    Les Edgerton – The Bitch (New Pulp Press, 2014)

    PPS: Während Covid wurde das Buch als … Zoom-Stück gestreamt