Category: Bücher

  • Bücher, schnell gelesen: 1.764

    Bücher, schnell gelesen: 1.764

    Megan Abbott – Hüte Dich Vor Der Frau (Pulp Master, 2025)

    Gelesen: 02. – 24.04.2025 (netto 364 Seiten, netto 5 Tage Lesezeit – ein Umzug hat das ganze “verzögert”)

    Aus dem amerikanischen Englisch von Peter Hammans.

    Boah, in jedem Fall eine schlechte Wahl die ich hier getroffen habe: Das war kein Buch für den Umzug. Da hätten kurze, schnelle und knallige Bücher in die Auswahl gehört.

    Dieses ist mehr so für eine lange Zugfahrt, die am frühen Nachmittag im sonnigen München beginnt … und in Regen, Sturm und Hagel in Hamburg endet.

    Megan Abbott schreibt ja Bücher, in denen sich die Alltagswelt – in der Regel eine weibliche – ins Chaos auflöst. Das macht sie manchmal schnell und diesmal sehr langsam.

    So wie ein Saint Vitus Song.

    Diesmal geht es in die Wälder der Upper Peninsula Michigans, wo Jacy (frisch verheiratet, schwanger) mit ihrem Mann Jed dessen Vater besucht. Der Schwiegervater Dr. Ash entpuppt sich als netter Mann, der nach dem Tod von Jeds Mutter das ruhige und einfache Leben in den Wäldern schätzt.

    Megan Abbott entwickelt den Horror des Alltages extreeeeem langsam, wer sich nicht daran stört bzw. wer das langsame Tempo mitgehen kann, der erhält einen Thriller der sehr klassisch nichts für schwache Nerven ist.

    Düsternis ist so allgegenwärtig, legt sich auf den Alltag und das Gemüt von Jacy, dass Michigans Tourismusverband wahrscheinlich Megan Abbott verklagen sollte.

    Humor findet sich nicht. Männer scheinen vorne nett und hinten …

    Ja, es ist ein Frauenbuch. Sogar der Berglöwe, der am Ende endlich als echte physische Gefahr (und nicht als Drohung im Dunkeln) auftaucht, ist … Mutter.

    Das Ende ist überraschend (aber nicht so wie gedacht), blutig und bringt den Tod. Irgendwie hatte ich aber auch das Gefühl, dass die meisten Frauen (die ich kenne) die Sache besser gemeistert hätten als Jacy.

    Sie wirkt ein bisschen wie ein Weichei. Megan Abbotts Absicht war es wohl, den Leser unsicher zu machen, ob Jacy wirklich in Gefahr ist oder nur paranoid ist. In jedem Fall gelingt es Megan Abbott sehr schön zu zeigen wie Männer Frauen Angst machen, sie klein halten.

    Mit so vielen Unterbrechungen, wie ich es gelesen habe, war das nix. Das Buch verdient zügig gelesen zu werden.

    Ich werd das Buch nochmal lesen und ich freue mich schon auf Queerpin, das als nächste erscheinen wird.

    Soundtrack dazu: The Bell-Rays – Never Let A Woman, was sonst?

    PS: Und Megan so?

    PS: Und die Upper Peninsula?

  • Bücher, schnell gelesen: 1.763

    Bücher, schnell gelesen: 1.763

    Ron Corbett – Mission Road (Polar Verlag, 2025)

    Gelesen: 25.03. – 01.04.2025 (netto 285 Seiten)

    Aus dem kanadischen Englisch von Karen Witthuhn.

    Die Serie um Detektive Frank Yakabuski geht weiter und Mission Road klinkt sich direkt in den Cliffhänger von Cape Diamond ein.

    Ich liebe ja Krimis die rund um L.A. spielen und genauso liebe ich inzwischen kanadische Krimis. Und alles was in & um L.A. so wunderbat laut, schnell und hektisch ist … ist in Kanada ruhig, langsam und der weiten Natur angepasst bedächtig.

    Springfield, an der Grenze der Northern Devide. In Cape Diamond Schauplatz eines Milliardenraubes. Diamanten aus der lokalen Mine. Mehr als eine Millarde Dollar einfach … weg.

    Der wahrscheinlich verantwortliche Gangster sitzt wegen eines Angriffs auf einen Polizisten im Knast. Weil er ahnt das er hinter Gitter sicher ist. Und von der Beute keine Spur.

    Aber sowohl die Polizei als auch findige Schatzsucher können das Versteck anhand des Zeitablaufes des Raubes eingrenzen, die Gangster hatten maximal Zeit es irgendwo auf den ersten Kilometern der Mission Road, die Hinaus in die Wildnis führt, zu vergraben.

    Und so machen sich Gangster, Biker, Studenten, Trapper und Familienverbände von Glücksrittern etc. auf den Weg nach Springfield, in der Hoffnung die Diamanten (Rohdiamanten, nicht zurückzuverfolgen) zu finden.

    Und Frank Yakabuski ahnt was das wirklich Böse ist:

    ( (c) Polar Verlag 2025)

    Ansonsten: Die Minenchefs nerven Frank Yakabuski, die Amateure nerven, die Gangster nerven und über allem liegt die Gier und der Tod.

    Und der Tod aus Mexico, der ist auch immer noch da. Und will seinen Anteil. Und wie es ausschaut, bekommt er ihn auch.

    Hier passt einfach alles. So wie die Wildnis der Northern Devide keine Fehler verzeiht, so verzeiht auch das Leben keine Fehler. Egal ob du Cop, Minenbesitzer, Gangster oder Glücksritter bist.

    Ein absolut fulminantes Ende der Frank Yakabuski Trilogie, Ron Corbett hat bereits eine neue Serie am laufen, da geht es um einen Undercover FBI Agenten in den Wäldern von Maine.

    Die kommt hoffentlich auf bei Polar!

    Soundtrack dazu: Kremlin – Buried, was sonst?

  • Bücher, schnell gelesen: 1.762

    Bücher, schnell gelesen: 1.762

    David L. Ulin – Die Frau, Die Schrie (Polar Verlag, 2025)

    Gelesen: 20. – 24.03.2025 (netto 210 Seiten plus ein kundiges Nachwort von Chris Thornton Harding)

    Aus dem Amerikanischen von Kathrin Bielfeldt.

    Zufall? Bestimmung? Da hab ich gerade ein etwas anderes aber großartiges Buch von Ivy Pochoda gelesen, dann kommt dieses Buch aus L.A. und auf dem Klappentext steht:

    Eine Meisterklasse des Noir, die das Genre sowohl ehrt als auch aufwertet: Thirteen Question Method (Die Frau, Die Schrie) ist eine Kategorie für sich.” (Ivy Pochoda)

    Das sind mal Vorschußlorbeeren.

    Und was sagt der Autor?

    I wanted to write a novel that operated without pity or forgiveness. I wanted to write a novel that left its characters and its readers no way out. I wanted to write a novel that used the parameters of noir to reflect on the isolation of living.

    That novel, 30-some years later, would become “Thirteen Question Method,” an existential thriller, set in Hollywood, in the vein of noirists such as David Goodis or Charles Willeford — written to be short, sharp, shocking; trafficking in neither hope nor redemption; as bleak and pointed as a stiletto’s blade.

    In an aspirational city, what happens when you don’t get what you want? What happens when you make bad choices, when you allow the chaos to take hold?

    These are the questions at the heart of noir, of every literature of alienation. I wanted to write about a character whose desire was to disappear.

    David L. Ulin in der L.A. Times 2023

    Keine Hoffnung. Keine Erlösung. Genau mein Ding!

    Das macht dann mal mehr als Hoffnung auf eine Lesevergnügen. Und, ja, ich wurde nicht enttäuscht.

    Und die Story ist so gut, so fesselnd das ich nicht spoilern möchte. Das Buch musst du dir selbst gönnen!

    Und natürlich sind die Fragen von Chuck Berry die Kapitelüberschriften…

    The ‘thirteen question method’ is the one to use
    The ‘thirteen question method’ is the one to use
    The ‘thirteen question method’ is the one
    To use when you want to go have some fun
    The ‘thirteen question method’ is the one to use

    Question number one: let’s have some fun
    Question number two is: what to do ?
    Question number three is: will you dine and dance with me?
    Question number four: out the door?

    Question number five: I want you to know jive
    Question number six: how long to get fixed ?
    Question number seven: should I pick you up at a quarter to eleven?
    Question number eight: is it a date ?

    Question number nine is: where to dine ?
    Question number ten: can we get in?
    Question number eleven: it’ll be just like heaven
    Question number twelve when we’re by ourselves

    The ‘thirteen question method’ is the one to use
    The ‘thirteen question method’ is the one to use
    The ‘thirteen question method’ is the one
    To use when you want to go have some fun
    The ‘thirteen question method’ is the one to use

    Thirteen Question Method lyrics © BMG Rights Management, Music Services, Inc

    Ganz ehrlich: Eine echte Perle. Ein echtes Einzelstück. Eine großartige Story, genial verpackt.

    Definitiv ein Kandidat für “Buch des Jahres”.

    Soundtrack dazu: The Bellrays – Power To Burn, was sonst?

    PS: Das Cover – wie gut ist denn Bitte das Original und wie unpassend das Polar Cover mit seinem L.A.-Surfer-Beach-Bus Stockfoto (obwohl es natürlich so besser in die Polar Serie passt).

    Wenn ich dürfte…dann nur das Original, bitte.

    David L. Ulin – Thirteen Question Method (Outpost 19, 2023)

    PPS: Und David L. Ulin so?

    PPPS: Der titelgebende Song von Chuck Berry geht so…