
Gelesen: 12. – 19.05.2025 (netto 322 Seiten)
Aus dem Englischen von Karen Witthuhn.
Hui, da hab ich das Hardcover bei Ars Vivendi in 2020 aber verpasst, keine Ahnung warum mir das durchgerutscht ist. Denn Ort und Thema sind genau mein Ding: L.A. und das große Chaos, dazu ist die Geschichte quasi die Fiktion zu einem echten Ereignis:
1991 wurde ein junges schwarzes Mädchen, Latasha Harlins, erschossen. Von einer koreanischen Ladenbesitzerin. Die dafür zwar verurteilt wurde, jedoch nicht in den Knast musste.
Das “Killing of Latasha Harlins” gilt als einer der Auslöser der 1992 Riots in L.A. und als Katalyst dafür, das das schwarze L.A. quasi über Koreatown hergefallen ist.
Die Geschichte im Buch nimmt den Tod von Latasha in 1991 als Triggerpunkt und setzt dagegen einen fiktiven Anschlag auf die koreanische Ladenbesitzerin 2019. In diesem Spannungsbogen zeigt uns Steph Cha, die selbst einen American Korean Hintergrund hat, dann was sowohl die Koreaner als auch die Schwarzen in L.A. so an Rassismus aushalten müssen und was sie selbst austeilen.
Koreaner sind Kaufleute, die die Schwarzen über den Tisch ziehen. Schwarze sind Gangster, die Koreaner ausrauben und killen.
Und die Weißen, die lehnen sich entspannt zurück. Oder bringen die Story als Journalist. Oder verdienen als Anwalt. Oder haben ihren Täter als Polizist.
All das bringt Steph Cha in einem kleinen Kosmos unter, eine koreanische Familie und eine schwarze Familie reichen dafür. Und unterm Teppich, tief im Keller, da hockt das alte Gespenst der Blutrache. Das Gespenst von falscher Solidarität weil … die Mensch es nicht anders gelernt haben.
Und das ist im Zweifel nicht ihre Schuld.
An das Ende des Buches stellt Steph Cha dann doch einen Funken Hoffnung, eine Geste der Menschlichkeit … Solidarität.
Fast Forward zu 2025 und dem Orange Clown im Weißen Haus: Wir sind exakt in dem Szenario das Steph Cha letztendlich zu überwinden versucht: Spaltung, Aufwiegelung, ausspielen gegeneinander.
Kein Zufall das das Buch von Walter Mosley und Attika Locke gepriesen wird, es ist einfach eine gute und durch und durch realistische Story.
Kaufen!
Soundtrack dazu: Alice Bag – White Justice, was sonst?
PS: Das Original Cover und der Originaltitel sind dann doch wieder etwas cooler.

(Ecco/HarperCollins, 2019)
PPS: Und Steph Cha so?
PPPS: Und mehr dazu…