Bücher, schnell gelesen: 1.624

Christoffer Carlsson – Was Ans Licht Kommt (Rowohlt, 2022)

Gelesen: 16.01. – 25.01.2023 (netto 481 Seiten)

Aus dem Schwedischen von Ulla Ackermann.

Ganz schön vertrackt dieses Buch. Alles andere als eine einfache Geschichte, die Christoffer Carlsson da in Halland (die Gegend südlich von Göteborg) spielen lässt.

In der friedlichen, ruhigen und beschaulichen Bauerngegend bricht 1986 nicht nur die Katastrophe des Mordes an Olof Palme in Stockholm herein sondern auch eine Vergewaltigung mit Todesfolge. Und ein Täter, der seine Tat anonym meldet.

Und ab da können wir den aufrechten Polizisten der Gegend beim verzweifeln zugucken. Denn der Wunsch Gerechtigkeit walten zu lassen oder Gerechtigkeit zu bekommen … der läuft ins Leere.

Das Buch verpackt dabei die Geschichte in viele Ebenen – zeitlich als auch die handelnden Personen – und erzählt aus vielen Sichtweisen. Entlang des Weges gibt es dann jede Menge falsche Fährten, teilweise extrem subtil angelegt.

Die Klammer ist dann ein Autor, der die ganze Geschichte entweder erfunden hat oder aber zugetragen bekommen hat. Aber die Lösung findet, die zwei Generationen von Polizisten nicht finden konnten. Und der Leser kann dabei zugucken wie die heile schwedische Welt zerbricht.

Vertrackt, nicht 100% mein Ding aber extrem klug angelegt. Und mit einer fast soziologischen Tiefe, ohne dabei nervig zu sein.

Highlight: Polizisten die aus lauter Frust zu Selbstjustiz greifen.

Soundtrack dazu: Strikt – Brinner Upp, was sonst?

PS: Und Christoffer so?

PPS: Und Halland? Ist kein norwegischer Fussballer 🙂

Bücher, schnell gelesen: 1.621

Kevin Barry – Nachtfähre Nach Tanger (Rowohlt, 2022)

Gelesen: 05.01. – 08.01.2023 (netto 196 Seiten)

Aus dem Englischen von Thomas Überhoff.

Ach, zu schön. Das erste Buch 2023 ist ein schmaler Band mit ehr abschreckendem Titel und abschreckendem Umschlgasbild. Aber dafür hat es dieses Buch – ebenso wie die Hauptdarsteller – fist thick behind the ears.

Der Aufbau des Buches ist dabei extrem hilfreich, es wechselt zwischen banter (Charlie und Maurice, die Hauptpersonen) und Rückschau (quasi Background zum banter).

Du kennst BANTER nicht?

Oxford Dictionary: Banter is the playful and friendly exchange of teasing remarks.

Oder:

The magnificent art of using word play, opinions, exaggeration, irony, sarcasm, and other comedic themes to (playfully) humiliate, make fun of, and laugh at your friends. This word is most commonly used in Britain, but 'Banter' is used around the world.

Tom: Your dick is so small!
Dick: Your mum didn't seem to mind it last night!
Harry: (absent)

Charlie und Maurice sind in die Jahre gekommene irische Gangster aus der Berufsgattung Drogenhändler. Waren ganz oben, jetzt ist das Geld ist weg (die eigene Drogenabhängigkeit zum Glück auch), die Frau die beide liebten ist Tot und die Tochter von Maurice ist auch auf und davon.

Im Fährhafen von Algecrias warten sie auf die Fähre aus Tanger … denn die Straße erzählt das die Tochter von dort übersetzen könnte. Und street smart sind die beiden immer noch.

Und während Maurice und Charlie einander frozzeln und versuchen aus Dreadlock Hippies mit räudigen Kötern informationen herauszubekommen erzählen uns die Rückschauen das gesamte Grauen das mit diesen beiden einhergeht.

(c) Rowohlt Verlag Hamburg

Der Humor ist in den Dialogen, das Grauen in der Rückschau. Das ganze ist eine detaillierte und ziemlich eindringliche Darstellung von Verbrechen (vor allem im Sektor Drogen) und den wahren Folgen: Verschwendung, die wahnsinnigen Risiken (für einen Selbst und für die Liebsten), die latente Bedrohungslage, die Paranoia und die dubiosen Geldwäsche- und Immobiliendeals.

Und natürlich den Tribut an die eigenen Seele (“Angst essen Seele auf”).

Großes Kopfkino, immer humorvoll und mit einem überraschendem Ende. Verraten will ich nur das Maurice und Charlie offensichtlich auf ewig in diesem Fährterminal (als Vorort zur Hölle) gefangen sind.

Klasse Buch, guter Einstieg in 2023!

Soundtrack dazu: Wat Tyler – Visions Of The Daughters Of Albion, was sonst?

PS: Und Kevin Barry so?

Bücher, schnell gelesen: 1.612

Antti Tuomainen – Das Elch Paradoxon (Rowohlt, 2022)

Gelesen: 26. – 31.10.2022 (netto 324 Seiten)

Übersetzt von: Niina Katariina Wagner, Jan Costin Wagner

Der zweite Teil der als Trilogie angelegten Henri Koskinen Serie. Im ersten Teil erbte Henri einen Vergnügungspark und verteidigte ihn clever (und Bauernschlau) gegen allerlei Bösewichte (die dabei auf der Strecke blieben).

Im zweiten Teil muss er den Park weiter verteidigen, diesmal nicht nur gegen neue Bösewichte sondern auch gegen seinen Bruder (der seinen Tod nur vorgetäuscht hatte und nun “seinen” Park zurück haben will).

Aber wer als Gegner einen Versicherungsmathematiker hat, der verliert immer. Denn die Mathematik siegt immer. Passt immer. Rechnet sich immer.

Wie schon im ersten Band liegt der feine Humor einfach darin das die Bösen eigentlich keine Chance haben. Und das packt Antti Tuomainen einfach in herrlich verrückte Spannungsbögen.

Jetzt freu ich mich auf das Finale, ich bin mir sicher Antti toppt das ganze locker. Wahrscheinlichkeit? 100%.

Soundtrack dazu: Ypö-Viis – Steppaava hirvi, was sonst?

PS: Die größten Kritiker der Elche waren früher selber welche!