Tag: Ross Thomas

  • Bücher, schnell gelesen: 1.804

    Ross Thomas – Stimmenfang (Alexander Verlag, 2025)

    Gelesen: 21. – 28.12.2025 (netto 404 Seiten)

    Aus dem Amerikanischen von Gisbert Haefs.

    Der Schlusspunkt der Ross Thomas Neuedition beim Alexander Verlag und mit Stimmenfang (im Original The Seersucker Whipsaw) geht es zurück an den Anfang von Ross Thomas. Und in die 1960er Jahre.

    Und zurück in die eigene Historie: Ross Thomas hat tatsächlich mal in den 1960ern in Nigeria als strategischer Politberater gearbeitet.

    Hier geht es um Albertia, eine britische Kolonie. Und dort stehen die ersten freien Wahlen an, die englische Krone will die Kolonie in die Unabhängigkeit entlassen.

    Einer der Kandidaten, Chief Akomoloa, heuert eine PR Agentur in London an und die schickt ihre besten: 2 Amerikaner, PR Profi Peter Upshaw und den Politstrategen Clinton Shartelle.

    Gestopft mit Geld nehmen sie einen modernen Wahlkampf in einem Land auf, wo die zukünftige Elite modern ist und der Rest des Landes … Kolonie.

    Ross Thomas lullt den Leser dabei perfekt ein, großartige Ränke werden geschmiedet, die politischen Gegner von Chief Akomolo werden gekonnt in die Irre geführt und es bleibt auch noch Zeit für eine große Liebe.

    Ach ja, Kollateralschäden hat der Wahlkampf auch – sonst wäre es ja kein Ross Thomas Krimi.

    Ross Thomas ist schon ein cooler Geschichtenerzähler und diese hier ist eine perfekte Parabel auf den Kolonialismus: Der weiße Mann weis alles besser.

    Das Ende setzt Ross Thomas dann mit einem coolen Big Bäng. Geahnt, aber nicht gesehen!

    Perfekt. Und wieder völlig aus der Zeit gefallen (wenn auch völlig übertragbar auf heute – wie politische Strategen heute Wahlen dank Internet und Asozialer Medien manipulieren ist aus der gleichen Rumpelkammer).

    Kauf! Sie! Alle!

    Soundtrack dazu: Samiam – Too Many Buttons, was sonst?

    PS: Immer daran denken…

  • Bücher, schnell gelesen: 1.730

    Bücher, schnell gelesen: 1.730

    Ross Thomas – Die Narren Sind An Unser Seite (Alexander Verlag, 2024)

    Gelesen: 12. – 20.09.2024 (netto 573 Seiten)

    Aus dem Amerikanischen von Gisbert und Julian Haefs.

    Mit jedem Buch in der Ross Thomas Reihe setzt der Alexander Verlag noch einen drauf. Klasse!

    Zuerst 1972 in Deutschland als “Unsere Stadt muss sauber werden” arg gekürzt auf 144 Seiten in der Ullstein Taschenbuch Reihe erschienen, ist diese Ausgabe nicht nur vollständig sondern auch vollständig neu übersetzt.

    Und das Panoptikum das uns Ross Thomas hier vorsetzt ist so lustig wie auch aktuell:

    Gentrifizierung, Verödung der Innenstädte, Rassismus und Bestechlichkeit haben ein „Klima der Apathie“ erzeugt – ideale Voraussetzungen, um Menschen und Wahlkämpfe zu korrumpieren.

    Klingelt da was?

    Dazu abkassierende lokale Politiker und Würdenträger, auf allen Seiten. Die Cops arbeiten mit dem organisierten Verbrechen zusammen, um sich zu bereichern.

    Keine Seite ist besser als die andere.

    Auftritt Lucifer Dye, ex-Geheimdienstler und gerade mehr oder weniger Ehrenhaft aus Hong Kong freigekauft und … in die US of A freigelassen. Von einem windigen Politikmacher (mit dem coolen Namen Victor Orcutt) angeheuert um in Swankerton (Texas) – irgendwo zwischen Mobile, Alabama und Galveston – den anstehenden örtlichen Wahlkampf zu beeinflussen.

    Den andere wollen an die Futtertröge.

    Und da wird es spannend: Wer hat es erfunden? Das Original in den US of A kam 1970 raus, im gleichen Jahr in dem René Goscinny Tullius Destructivus auf die tapferen Gallier loslässt.

    Und nichts anderes machen Lucififer Dye und Victor Orcutt in Swankerton: Zwietracht sähen und die bestehenden Mächte in Swankerton gegeneinander ausspielen. Und das mit ordentlich Humor und Gewalt.

    Anders als in den anderen Ross Thomas Büchern gibt es hier aber noch einen breiten Hintergrund zu Lucifer Dye: Mit ihm hat sich der Geheimdienst ein Waisenkind geschnappt, das die japanische Bombenangriffe auf Shanghai 1937 wie auch den Vormarsch der Japaner in Asien vor Ort miterlebt hat.

    Und seitdem komplett amoralisch.

    Ein perfekt orchestrierter vielschichtiger und hochinteressanter Politthriller. Und verdammt nochmal aktuell wie nichts!

    Soundtrack dazu: The Briggs – Ship Of Fools, was sonst?

  • Bücher, schnell gelesen: 1.655

    Bücher, schnell gelesen: 1.655

    Ross Thomas – Zu Hoch Gepokert (Alexander Verlag, 2023)

    Gelesen: 22. – 24.08.2023 (netto 247 Seiten).

    Aus dem Amerikanischen von Gisbert Haefs.

    Ein weiteres unterhaltsames Buch von Ross Thomas mit dem professionellem Sachenwiederbeschaffer Philip St. Ives. Diesmal verschlägt es St. Ives in die alte Welt, nach London. Abhandengekommen ist ein altes Schwert, das offensichtlich jede Menge Geld wert ist.

    Das Buch ist deutlich lustiger als die bisherigen, St. Ives gerät in London nicht nur in bizarre Situationen sondern an auch an eine absolut wundersame Truppe von Snobs, Loosern, Killern und … Polizisten.

    Und aus einer einfachen Sache (Mittelsmann und Geldbote bei der Rückabwicklung des Diebstahls) wird eine ziemlich lustige Story: Hier ein wenig who-dunit?, dort ein wenig der Verarschte verarscht den nächsten Verarschten und am Ende ein perfektes Show-Down (das mit der freundlichen Deportation aus England endet).

    Das Original ist von 1973 und damit wieder ein wunderbares Buch, vor allem wenn heutige Maßstäbe (an so gut wie alles) angelegt werden. Ich mag das definitiv, diese Geschichten strahlen ein ganz eigene Ruhe aus.

    Soundtrack dazu: Ten Pole Tudor – Swords Of A Thousand Men, was sonst?

    PS: Im Original heißt das Buch “The Highbinders”, eine Referenz an die vielen Betrüger die sich in diesem Buch … betrügen. Cool.