Tag: Les Edgerton

  • Bücher, schnell gelesen: 1.778

    Bücher, schnell gelesen: 1.778

    Les Edgerton – Das grenzgeniale Pseudo-Kidnapping (pulp master, 2025)

    Gelesen: 04. – 13.07..2025 (netto 360 Seiten)

    Aus dem amerikanischen Englisch von Stefan Rohmig.

    Jeder kennt solche Typen:

    Einmal einer, der immer wieder DIE! Idee zum reichwerden hat. Oft ist das eine, wo ggf. andere den Kopf hinhalten und in jedem Fall jemand abgezogen wird. Aber alle Ideen kranken daran, dass er weder Schritt 2 noch sonstige Eventualitäten einplant.

    Und dann ein eigentlich cleverer Type, der aber beschlossen hat alles locker zu nehmen und sich zu jedem Scheiß überreden btw. mitschnacken lässt – weil er seine Kumpel und die Wohlfühlblase so liebt.

    Willkommen Tommy LeClerc und willkommen Pete Halliday.

    Tommy ist der Ideengenerator (eine windiger und durchgeknallter als die andere) und Pete ist der Trottel, der der Einfachheit auf der Abwärtsspirale mitrutscht.

    Pete was Profi Baseballer und ist wg. Wetten rausgeflogen. Viel Talent, wenig Ehrgeiz. Und sicher kein Teamplayer. Er hat sich nach New Orleans abgesetzt und wurschtelt sich so durch.

    Das ganze hat viel Slapstick und immer wenn man glaubt jetzt packen sie mal was … kommt es doch anders. Und natürlich haben sie Schulden und die Geldeintreiber sitzen ihnen im Nacken. Also landen sie am Ende bei der großartigen Idee einen lokalen Topgangster zu entführen und Millionen zu erpressen.

    Als Druckmittel (das er ihnen wirklich das Geld bringt) will Tommy seine Hand behalten. Auch das war mal wieder nicht so durchdacht:

    ( (c) pulp master 2025)

    Natürlich spielt dann auch noch eine Frau (eine Prostituierte, was sonst) eine Rolle und Pete verliebt sich. Gegen seinen Willen.

    Und natürlich mach die am Ende klar, was die Trottel verkacken.

    Das Buch ist mehr ein witziger (Hap and Leonard anyone?) und intellektueller als ein emotionaler Nervenkitzel. Es ist ein durch und durch unterhaltsamer, nicht ganz schmutzfreier (siehe oben) und quietschfideler Kriminalroman, der tatsächlich den Intellekt des Lesers fordert.

    How low can you go? Weil die Helden solche Einfallspinsel sind.

    Großartig!

    Soundtrack dazu: Skinhead – Everything Is Stories, was sonst?

    PS: Booktrailer rules!

    PPS: Zum ersten Mal lese ich ein Buch, bei dem ich den Übersetzer kenne. Dank dem Schrubber. Cool!

  • Bücher, schnell gelesen: 1.682

    Bücher, schnell gelesen: 1.682

    Les Edgerton – Primat Des Überlebens (Pulp Master, 2024)

    Gelesen: 22.01. – 23.01.2024 (netto 336 Seiten)

    Übersetzt aus dem Amerikanischen von Ango Laina und Angelika Müller.

    Hach, was für ein wunderbar negatives, böses und hoffnungsloses Buch. Jede Entscheidung der handelnden Personen wählt zielsicher den Pfad, der bergab geht.

    Wie ein dreckiger Schneeball der eine zerstörende Lawine auslöst, aber nicht aus wunderbar glitzerndem Schnee sondern aus Schlamm, Dreck und Eis.

    Get down deeper and down
    Down down deeper and down
    Down down deeper and down
    Get down deeper and down
    

    Und die Storyline wird immer begleitet von sowas wie schwarzem Humor, Street Credibility oder Ganovenehre.

    Mit dem Hintergrund des Buches kennt sich Les Edgerton aus: Er ist ein ehemaliger Häftling, der wegen Einbruchs im Pendleton Reformatory in Indiana einsaß, das vom damaligen Präsidenten Lyndon Johnson als „das schlimmste Gefängnis der USA“ bezeichnet wurde.

    Auftritt Jake Bishop, Einbrecher und wg. Einbruch schon 2x eingesessen. Bei den harten Jungs. Jetzt ist er raus und will auf keinen Fall nochmal in den Knast (denn da wartet jemand auf ihn … und wird ihn killen). Und daher keine Einbrüche mehr, da er sonst wg. des 3 Strikes Law lebenslang bekommt. Also arbeitet er als Friseur, heiratet eine tolle Frau und hat den Plan sich mit einem eigenen Salon selbständig zu machen. Resozialisiert.

    Pustekuchen! Denn er ist vielleicht resozialisierbar, viele andere aber nicht. Zum Beispiel sein Knastkumpan Walker, dem er noch etwas schuldet und der einfach sein Maul nicht halten kann. Weswegen Jake nun auch noch jemand anderem was schuldet.

    Und natürlich geht danach alles den Bach runter, natürlich hilft Jake Walker bei einem Einbruch, natürlich geht alles schief. Natürlich gibt es Tote. Natürlich entpuppt sich Jakes Frau als starke Frau, die ihn nicht verdammt sondern das beste rausholen will: Für Jake, für ihr ungeborenes, für ihre Zukunft.

    Und genauso gegenläufig ist der Erfolg: Der Bruch gelingt, mehr Geld und Diamanten als geplant. Mitwisser sterben durch die Hand von Jake, immer dann wenn er mit dem Rücken zur Wand steht. Und das bringt ihm noch mehr Geld.

    Herrlich – bergab ins totale Desaster mit ordentlich Kohle auf dem Wohnzimmertisch.

    Den Endpunkt setzt Les Edgerton dann so, das es richtig weh tut. Und wo es vorher immer noch Auswege (die für Jake schmerzhaft waren) gab, gibt es dann nur noch eine große Leere. Mit aller Konsequenz.

    Wow, mit das un-happiest non-Happy End das ich je gelesen habe. Chapeau dafür!

    Soundtrack dazu: Blackmarket Syndicate – Avalanche, was sonst?

    PS: Der deutsche Titel passt vor allem weil das ziemlich gut sitzende The Bitch aus dem amerikanischen Original in der deutschen Übersetzung … eine Fehlbesetzung wäre. Und: The Snitch hätte auch gepasst.

    Das Original Cover packt die Story in zwei Worte und ein Bild. Passt schon.

    Les Edgerton – The Bitch (New Pulp Press, 2014)

    PPS: Während Covid wurde das Buch als … Zoom-Stück gestreamt