Bücher, schnell gelesen: Teil 1.396

Christof Weigold - Der Blutrote Teppich (Kiepenheuer & Witsch, 2019)
Christof Weigold – Der Blutrote Teppich (Kiepenheuer & Witsch, 2019)

Gelesen: 24.06. – 03.07.2019, netto 632 Seiten

Schade – Experiment gescheitert. Der erste Band der Reihe um den deutschen Detektiv Hardy Engels im Hollywood der 1920er Jahre war ganz kurzweilig (wenn auch nicht genug Ellroy).

Der zweite Band mit einem weiteren Hollywood Cold-Case ist mir dann doch etwas langatmig geraten. Der Mord an William Desmond Taylor gehört zu den großen Mysterien der Stummfilmzeit. Heute jedoch lockt das nicht wirklich.

Interessant bleibt jedoch die Art und Weise wie Christof Weigold echte Charaktere und echte Begebenheiten ein diese Geschichte einarbeitet. Wenn mann Namen und anderen Dingen folgt findet mann immer ein Körnchen Wahrheit. Und eine alternatives Ende.

Dennoch, diese Story war mir zu lang und die die Wendungen (Hardy läut gegen gut geschmierte Wände) bleiben letztendlich immer die … selben. 

Einen weiteren Band werde ich mir wohl nicht antun.

Soundtrack dazu: The Lewd – (Go To Hell In) Hollywood, was sonst?

Und wie sah das aus? So:

Bücher, schnell gelesen: Teil 1.368

Virgine Despentes - Das Leben des Vernon Subutex 3 (Kiepenheuer & Witsch, 2018)
Virgine Despentes – Das Leben des Vernon Subutex 3 (Kiepenheuer & Witsch, 2018)

Gelesen: 15.- 20.01.2019, netto 401 Seiten

Das Ende der Trilogie um den ex-Schallplatenfachgeschäftinhaber Vernon Subutex kommt definitiv anders als ich es erwartet hatte.

Ein furioses Finale hatte ich erhofft und bekomme … ein etwas anderes furioses Finale inklusive einer etwas schrägen Zukunftsvision zum Thema “Musik wird verboten” (ca. 2085) und “der Subutex Kult wird bei der Weltregierung anerkannt” (ca. 2286).

Wurden im 2ten Teil die Freunde bzw. Anhänger von Subutex im Detail auseinander genommen so wird im letzten Teil das ganze wieder zusammengefügt: Der begnadete Playlisten-Macher (auch eine schöne Analogie auf die Spotify-Generation) zieht mit einer Art Hippie-Kommune durch Frankreich (und andere Länder) und macht die coolsten Raves – da wo alle hinwollen und ein ganz besonderer Vibe herrscht.

Dieser Vibe wird aber durch Gewalt beendet: Innerhalb der Gruppe und durch die Terror-Anschläge in Paris (Charlie Hebdo, Bataclan). Und damit geht mal wieder alles den Bach runter.

Virgine Despentes verwebt das ganze zu einem sehr detaillierten und persönlichen Gesellschaftsbild in dem Drogen, Geld und Gewalt letztendlich die Kraft der Musik vernichten. Und an Gewalt wird am Ende nicht gespart, ehe der fast schon esoterische Ausblich auf das 3te Jahrtausend kommt.

Klasse wieder der Kniff, die Kapitel mit dem Ende zu beginnen und dann zu erzählen wie es dazu kam – das ist große Erzählkunst.

Soundtrack dazu: Youth Avoiders – World Vision, Wide Opening, was sonst?

Bücher, schnell gelesen: Teil 1.337

Christof Weigold - Der Mann, der nicht mitspielt (Kiepenheuer & Witsch, 2018)
Christof Weigold – Der Mann, der nicht mitspielt (Kiepenheuer & Witsch, 2018)

Gelesen: 10. – 19.08.2018, netto 622 Seiten

Ein Buch direkt aus Kenneth AngersHollywood Babylon” war mein erster Gedanke im Laden, also hab ich genauer hingeguckt.

Die Story von Roscoe “Fatty” Abuckle und Virgina Rappe war mir aus den Büchern von Anger wohl bekannt, die Idee daraus einen historischen Krimi zu machen klingt smart. Leider bin ich was Crime und L.A. angeht von James Ellroy komplett vertoppt und meine Messlatte hängt daher sehr hoch.

Christof Weigold scheint ein versierter Theater- und Drehbuchautor zu sein und ist daher in der Lage eine Geschichte gut aufzuschreiben. Trotz der 600+ Seiten kam nur ganz selten ein Gefühl der Länge auf, das Buch hält eine gute Balance von Detail und Beschreibung der Stummfilmzeit, um die Atmosphäre zu erzeugen, auf der einen Seite und Tempo, um die Handlung spannend zu machen.

Das der Held nun unbedingt ein Deutscher sein muß, tja – ist wohl der Tatsache geschuldet das einige der damaligen Film-Mogule Deutsche waren. Der daraus entstehende Twist kommt allerdings nicht wirklich rüber.

Das Buch ist OK aber mit der Messlatte James Ellroy kommt es nicht klar: Zu wenig Tempo, zu wenig Gewalt, zu wenig hardboiled. Als Experiment dennoch gelungen, ich hab mich nicht gelangweilt.

Soundtrack dazu: Mung – The Ballad of Fatty Arbuckle, was sonst?

PS: So sah das Hotel-Zimmer von Arbuckle nach der Party aus, bei der der Virgina Rappe Fall zur Legende wurde – das war damals natürlich ein Skandal (heute kann das eine drittklassige Rockband):

Appartamento 1221 del st. francis hotel di s. francisco, 5 settembre 1921